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Collector

Collector

Titel: Collector
Autoren: Markus Heitz
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Botschaften für die Mission des Ordens, den menschlichen Verstand unabhängig vom Körper zu machen. Gnadenlos zeigten sie Videos von Umwandlungen. Auf dreißig mal dreißig Metern.
    Wie kann man nur? Anatol sah, wie gesunde Arme und Beine abgetrennt und durch kybernetische Implantate ausgetauscht wurden. Und das waren noch die harmlosesten Verstümmelungen! Proteste gegen die übelkeiterregende Werbung hatten sie nie gestört. Der Zulauf sprach für 20T Technology. Wie ein Tirani wohl mit Ersatzgliedmaßen aussieht?
    Der Schweber drosselte die Geschwindigkeit und legte an einem der vielen Stege an.
    Anatol bezahlte und eilte in das Handelskontor, das unmittelbar an der Quai-Anlage lag. Er hetzte durch die Lobby, und die Plastiktois klimperten und klackerten dabei in seiner Tasche. Zwei davon verlor er. Unbeholfen musste er sie unter den Augen des unbeweglichen Sicherheitspersonals einsammeln. Niemand half ihm.
    Tiranoi, vier Beine, humanoid und leicht reizbar, ging er durch, was er über die Rasse noch wusste. Sie kamen nicht sehr oft vorbei, aber Hakup benötigte deren Bio-Rohstoffe, um Luft- und Wasserfilter zu bauen. Die Partikel in der Planetenatmosphäre bedeuteten für empfindliche Lungen und Nieren ein Problem. Gelangten über Jahre hinweg zu viele davon in den Kreislauf, lagerten sie sich unter der Haut ab und färbten sie, was nicht immer zu schönen Ergebnissen führte. Auch wenn sich einige die Partikel spritzen ließen, um zum Kunstwerk zu mutieren, fanden es die meisten Bewohner nicht gut, bunt wie ein Hakugei zu werden. Zumi würde ihn wieder bitten, sehr behutsam zu verhandeln.
    Als er im plexigläsernen Fahrstuhl nach oben fuhr, schaute er an sich hinab. Ich sehe aus wie ein Penner. Er rieb sich über die Stoppeln. Ist aber heute glücklicherweise egal. Tiranoi hatten den Vorteil, dass sie keinen Wert auf Äußerlichkeiten bei Fremdrassen legten. Außerdem waren sie so gut wie blind.
    Anatol atmete tiefein und aus, machte sich locker und sammelte seine Konzentration für den Einsatz. Das Ziehen im Nacken kehrte zurück, dieses Mal war es jedoch gewollt.
    Die durchsichtigen Lifttüren öffneten sich.
    Er betrat das Vorzimmer des Verhandlungsraums, in dem zwei gut gekleidete Sekretärinnen hinter einer Schreibtischbarrikade aus Blaustein und Kupferelementen warteten. Die Delegationen waren hinter ihnen abgeschottet.
    Die Blonde hob den Kopf und musterte ihn; ihr Name war Sally. »Da sind Sie ja, Mister Lyssander«, sagte sie tadelnd. »Mister Zumi ...«
    »Jepp«, unterbrach Anatol sie und ging weiter. Bevor Sally ihn erreichen konnte, hatte er die Tür bereits aufgestoßen und betrat den Saal dahinter. Seine Strategie war es stets, sich nicht anmerken zu lassen, wann er sich unsicher fühlte.
    Die Interstellare Handelskommission war mit zehn Männern und Frauen vertreten und saß mit dem Rücken zu den Fenstern. Die drei Tiranoi standen ihnen gegenüber, der zwei Meter breite Tisch trennte sie. Schweigend sahen sie sich an. Spannung und Unwohlsein waren für Anatol greifbar. Spürbar. Wie schwache elektrische Spannung.
    Da komme ich rechtzeitig für eine Gehaltserhöhung. Er nahm das Kom-Gerät aus der Tasche und steckte es an die Armbandhalterung, nickte grüßend in die Runde. »Hallo, Mister Zumi. Habe ich etwas verpasst?«
    Der Vorsitzende, ein langer dürrer Mann um die fünfzig in einem bauschigen, gemusterten Gewand und einem Respirator vor Mund und Nase, warf ihm einen Blick zu, in dem Wut und Erleichterung steckten. Er gehörte zu denen, die panische Angst vor den Partikeln hatten. »Mister Lyssander. Schön, Sie zu sehen«, kam es dumpf unter der Maske hervor. »Wir können dann be...«
    »Ich verlange heute das Doppelte«, fiel Anatol ihm ins Wort und setzte sich. »Ich habe das Gefühl, als wären die Gäste ungehalten. Das macht es schwieriger.«
    »Sie sind ungehalten, weil Sie zu spät erschienen sind!«, brauste Zumi auf, und die Kommissionsmitglieder sahen den Übersetzer verurteilend an.
    »Mag sein. Aber das ändert nichts daran, dass es schwieriger für mich ist«, beharrte Anatol lächelnd und massierte die Nasenwurzel. »Das Doppelte. Sonst kann es sein, dass mein Talent mich im Stich lässt.« Er zeigte auf die Berge. »Heute wird es bestimmt blauen Nebel geben, oder, Mister Zumi? Ich mag Blau.« Anatol grinste jetzt breit, zeigte die rissigen Zähne. »Sie mögen es nicht so. Verdammte Partikel, was?«
    »Wenn man Sie nicht brauchte, Lyssander«, zischte Darakinta, die für
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