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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Autoren: Gerry
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den Preis für diesen Unterschied in Form der neugierigen Blicke seiner Nachbarn und alten Freunde. Einige im Dorf, die zu Aberglauben neigten, fürchteten ihn nun. Die meisten allerdings hielten seine Visionen für ein Geschenk und bewunderten ihn dafür. Dennoch, auch von ihnen war er dadurch getrennt. Seine Freunde behandelten ihn nun anders, mit Achtung und Ehrfurcht, so viel war klar, aber nicht mehr einfach nur freundlich, und ganz bestimmt nicht mehr so scherzhaft und spielerisch, wie es einmal der Fall gewesen war. Was ihn noch mehr verstörte, war, dass die Dinge sich auch zwischen ihm und seinen Eltern verändert hatten. Drina war immer sehr beschützerisch gewesen, was ihn anging - viel mehr als bei Royden -, und das wurde noch intensiver, nachdem sie von seinen Träumen erfahren hatte. Auch sie schien manchmal so etwas wie Ehrfurcht vor ihm zu empfinden, was Jaryd traurig machte und bewirkte, dass er nicht so recht wusste, wie er mit ihr umgehen sollte. Und sein Vater hatte sich trotz der liebevollen Worte und Berührung am Tag des Angriffs noch weiter von ihm entfernt. Es kam Jaryd beinahe so vor, als nähme Bernel ihm das Auftauchen der Banditen übel. Aber das war nicht alles. Jaryd sagte sich zwar immer wieder, dass er sich das nur einbildete, aber er konnte das Gefühl, dass sein Vater ihm offenbar seinen neuen Ruhm neidete, nicht ganz leugnen.
    Selbst seine Arbeit als Lehrer in der Schule war das Ergebnis seiner Prophezeiung. Nun, dachte Jaryd und lächelte in sich hinein, das ist nicht ganz richtig. Er hatte immer gut lernen können, war im Unterricht immer der Schnellste gewesen. Aber mit siebzehn war er nun der jüngste Lehrer seit Menschengedenken, und er war schlau genug, um zu wissen, wieso man ihn auserwählt hatte. So war es in Jaryds Leben, seit die Träume begonnen hatten. Er hatte den Respekt der Menschen und eine hohe Stellung gewonnen, aber beinahe keine Freunde. Tatsächlich war der Einzige, der ihn normal behandelte - der Einzige, der keine Angst vor ihm hatte, nicht neidisch war oder Ehrfurcht vor ihm empfand -, sein Bruder Royden. Nachdem Jaryd und Royden Bernel, Drina und den anderen im Dorf von Jaryds Träumen erzählt hatten, wurde ihre Beziehung wieder vollkommen normal. Es kam Jaryd geradezu ironisch vor, dass er nun einerseits von ganz Accalia isoliert war, aber andererseits die Liebe und das Vertrauen seines besten Freundes wiedergewonnen hatte. Die beiden Brüder verbrachten beinahe all ihre Freizeit zusammen, und viele im Dorf schienen zu glauben, dass sie beide Visionen hatten und gemeinsam über die Sicherheit von Accalia wachten. Jaryd wusste, dass die Leute ununterbrochen hinter seinem Rücken über ihn tuschelten, und er hasste es. Royden drängte ihn, den Klatsch und jene, die ihn verbreiteten, einfach zu ignorieren, und wies darauf hin, dass er kaum etwas tun konnte, um sie aufzuhalten. Aber Jaryd war weiterhin unbehaglich zumute, und häufig ertappte er sich dabei, wie er versuchte zu hören, was Leute, an denen er auf der Straße gerade vorbeigegangen war, sagten. Es war in einem dieser beiläufigen Gespräche, kurz nach dem Kampf mit den Banditen, als er zum ersten Mal hörte, wie jemand erwähnte, er könnte ein Sohn Amarids sein. Schon die Erwähnung der Magier ließ Jaryds Herz vor Aufregung schneller schlagen. Die Söhne und Töchter Amarids mit ihren Aufsehen erregenden Vögeln und schimmernden Kristallen hatten Tobyn-Ser seit über einem Jahrtausend gedient, hatten seine Grenzen geschützt und den Menschen geholfen. Jaryd hatte in seinem Leben erst zwei der umherziehenden Magier gesehen. Einer war selbstverständlich der Falkenmagier Radomil, der seit über zwei Jahrzehnten im Nordwesten von Tobyn-Ser diente und jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind in Accalia gut bekannt war. Der rundliche, kahle Magier war stets freundlich und großzügig, und Jaryd liebte ihn wie einen zweiten Vater. Er freute sich auf die regelmäßigen Besuche des Mannes und seines anmutigen, hell gefiederten Falken ebenso sehr wie auf die immer wiederkehrenden Feiertage der Götter. Und dennoch war es die Erinnerung an einen anderen Magier, den Jaryd nur ein einziges Mal gesehen hatte, die für ihn all das Staunen und die Aufregung beinhaltete, die er mit dem Leben eines Ordensangehörigen assoziierte. Dieser Falkenmagier war schon vor vielen Jahren durchs Dorf gekommen, als Jaryd noch klein gewesen war. Dennoch erinnerte sich Jaryd mit einer Klarheit an diese Begegnung, die sowohl
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