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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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diskutieren, während wir fortgesetzten Bedrohungen durch Terrorismus ausgesetzt sind.“
    Die Beziehungen zwischen der CIA und den pakistanischen Nachrichtendiensten waren seit jeher sehr angespannt. In den meisten verbündeten Ländern werden die Geheimdienste des Gastgeberlandes als „verbundene Dienste“ bezeichnet und höflichkeitshalber über CIA-Einsätze informiert. Man tauscht Informationen aus und arbeitet in der Regel zusammen. Minuten nachdem der letzte Hubschrauber die Grenze nach Afghanistan überflogen hatte, wussten die Pakistanis, dass sie hinters Licht geführt worden waren. Die Regierung wurde erst von Verwunderung, dann von Verlegenheit und schließlich von Unmut gepackt.
    Im April hatte die CIA Leute in Abbottabad eingesetzt, die bestätigten, dass Osama bin Laden tatsächlich auf dem Anwesen wohnte. In der Nähe wurde als Lauschposten und zum heimlichen Fotografieren eine Wohnung angemietet. Ein cleverer, doch rückblickend sehr offensichtlicher Schachzug war die Entsendung eines pakistanischen Arztes, der in der Gegend von Haus zu Haus ging und kostenlose Impfungen für Kinder anbot.
    Die merkwürdigen Menschen hinter den hohen Mauern ließen sich zwar nicht ködern, doch der gute Doktor konnte sich das Eingangstor mit seinen zahlreichen Schlössern aus der Nähe ansehen. Seine Beschreibungen wurden später von den SEALs verwendet, die passgenaue C4-Ladungen herstellten, um sich den Zugang freizusprengen.
    Die CIA-„Mitarbeiter“, die bin Ladens Haus überwacht hatten, wurden bald von der pakistanischen Spionageabwehr gestellt. Der Arzt und der Vermieter, der die Wohnung zur Verfügung gestellt hatte, wurden verhaftet, geschlagen und ins Gefängnis gesteckt. Nicht anders erging es einem Offizier, dem CIA-Kontakte nachgesagt wurden, und sechs Polizeibeamten, die in der Einsatznacht den Verkehr umgeleitet haben sollen. Einen bitteren Beigeschmack verlieh dem großen Triumph, dass die CIA-Helfer vor Ort so schlecht abgeschirmt waren, dass die Pakistanis keine 36 Stunden brauchten, um alle zu verhaften, die auch nur entfernt mit dem Einsatz in Verbindung gebracht wurden.
    Später versteigerten die Pakistanis meistbietend, was vom Wrack von Razor 1 noch übrig war. Die Chinesen erhielten den Zuschlag, zahlten bar, durften den Heckrotor und die Trümmer, die auf dem Geländer herumlagen, auseinandernehmen und fotografieren und Materialproben nehmen. Aus reiner Gehässigkeit ließen die Pakistanis auch die Iraner und die Nordkoreaner einen Blick darauf werfen.
    Zwei Wochen nach dem Überfall reiste Senator John Kerry nach Islamabad und bat mit dem Hut in der Hand um die Herausgabe der Teile. Er brachte das Wrack nach Hause.
    An einem sonnigen Mainachmittag traf Admiral Bill McRaven auf einer Rollbahn in Fort Campbell, Kentucky, mit Präsident Obama zusammen. Der Stützpunkt ist Heimatbasis der berühmten 101. Airborne Division und des TF-160 Special Operations Air Regiments der Army – der Piloten, die den Einsatz geflogen hatten. Das SEAL-Team 6 war aus Virginia angereist und in den an einen Hangar angrenzenden Besprechungszimmern versammelt worden – fernab der Presse. Der „Todesstern“ – ihr eigener Stützpunkt in Virginia – galt als zu sensibel für einen Präsidentenbesuch. Immerhin war das eine Gelegenheit für Schnappschüsse.
    Der Präsident hielt erst eine Rede vor der 101. Division. Dann gingen Admiral McRaven und sein Oberbefehlshaber in den abgeschlossenen Hangar und besahen sich den Ghost-Hawk-Hubschrauber aus der Nähe.
    Der Präsident traf mit verschiedenen Angehörigen von Det Alpha und mit dem Stab des Joint Operations Centers zusammen. Er wurde von Frank Leslie informiert, der die ganze Operation an einem maßstabgetreuen Modell des Gehöfts nachstellte, das vor dem Einsatz zu Übungszwecken verwendet worden war. Der Präsident durfte Karo streicheln, den K-9 des Red Squadrons. Der Secret Service bat allerdings darum, dass der Hund seinen Maulkorb trug.
    Der Präsident erhielt eine amerikanische Flagge, auf der sämtliche SEALs und TF-160-Piloten unterschrieben hatten, die an dem Einsatz beteiligt waren. Einer hatte geschrieben: „Von der Joint Task Force Operation Neptune’s Spear, 01. Mai 2011: Für Gott und Vaterland. Geronimo.“
    Präsident Obama versprach, das Geschenk an einem „unzugänglichen Ort in Ehren zu halten“.
    Das Red Squadron hatte Admiral McRaven zuvor schon mit der 9-mm-Makarow-Pistole bedacht, die es von Osamas Nachttisch mitgenommen hatte.
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