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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Kapitäns der Maersk Alabama , Richard Phillips, der von somalischen Piraten entführt worden war. Ein weiterer Einsatz war das Verfolgen und Abfangen von Osama bin Ladens persönlich ausgewähltem Kommandanten im Irak, Musab al-Zarqawi. Beide Operationen schärften die taktischen Fähigkeiten der SEALs für den Angriff auf Osamas Unterschlupf. Sie werden hier wiedergegeben, damit sich der Leser ein Urteil bilden kann über die Männer und die Organisation, die das nahezu Unmögliche bewerkstelligten.
    Das Buch geht auch kurz auf die historischen Strömungen und das intellektuelle Klima ein, das den Charakter des Mannes prägte, der den globalen Umsturz beschloss. Der Leser wird mir einen kurzen Abstecher in die Geschichte des Islam und die Nahostpolitik hoffentlich nachsehen.
    Mit diesen Themen hatten sich die SEAL-Kräfte, die bin Ladens Anwesen einnahmen, intensiv auseinandergesetzt. Fast zehn Jahre lang hatten sie seine Erklärungen und Fatwas gelesen, seine Operationen und Pläne studiert, seine Telefongespräche mitgehört und seine Geldströme nachvollzogen. Sie kannten ihren Gegner gut. In der Nacht des 1. Mai 2011 statteten sie ihm einen Besuch ab.

ABBOTTABAD: 1. MAI 2011 – AM SPÄTEN ABEND
    IN DER NACHT, IN DER OSAMA BIN LADEN getötet wurde, konnte Sohaib Athar nicht schlafen. Der 33-jährige IT-Berater war mit seiner jungen Familie knapp sechs Monate zuvor nach Abbottabad gezogen. Er hatte diese ruhige Stadt ausgewählt, weil seine Frau und sein Sohn im Verkehrsgewühl der Straßen von Lahore angefahren worden waren. Sohaib hatte nicht nur an der Forman Christian University Physik studiert, sondern noch einen Master of Science der Universität des Punjab draufgesetzt. Er sagte oft, in seinem früheren Leben sei er „Start-up-Spezialist“ gewesen. Nach Abbottabad war er gekommen, um ein Lokal mit Internetcafé zu eröffnen. Das Geschäft lief gut. Auf seiner Website verkündete er stolz, sein Café sei das erste in Abbottabad, in dem frischer Espresso serviert werde. Sohaib Athar war ein friedlicher Mann, der sich ein friedliches Leben wünschte.
    An jenem Abend standen die Fenster seiner Wohnung an der Jadoon Plaza offen. Die Hitze des Tages ließ nur langsam nach und gegen Mitternacht strich sanft der Wind von den Shimla-Bergen über die Stadt. Am Fuße des Hindukusch begann der Frühling. Die Tage wurden heißer und die Menschen verlegten ihre Tätigkeiten auf den Abend, wenn es kühler war. Nach Mitternacht waren immer noch etliche Läden geöffnet und ab und zu rumpelte ein Laster über die staubigen Straßen, die an Sohaibs Balkon vorbeiführten. Abbottabad ging schlafen.
    Kurz vor 1 Uhr am 2. Mai vernahm Sohaib ein Brummen. Es wurde lauter und verklang. Der Wind trug das Geräusch heran und nahm es wieder mit. Irgendwann merkte Sohaib, dass es ein Hubschrauber war, den er da hörte – vielleicht sogar mehrere.
    Sohaib schaute aus dem Fenster zu den Hügeln hinüber, die das Echo zurückwarfen. Die Nacht war diesig und die Straßenlaternen leuchteten so hell, dass er sonst nichts sehen konnte. Da war das Geräusch – und dann war es wieder weg, wie abgeschaltet.
    Er ging vom Balkon zu seinem Laptop, loggte sich in seinen Twitter-Account ein und tippte: „Hubschrauber über Abbottabad um 1 Uhr morgens (kommt nicht oft vor).“
    Sohaib konnte nicht ahnen, was sich drei Meilen östlich von seinem Balkon abspielte. Um 0.58 Uhr sprang an einem Ort namens Yaba Yar ein SEAL-Team der US-Marine aus Hubschraubern auf das von hohen Mauern umgebene Anwesen Osama bin Ladens ab.
    Ein streng geheimer Stealth-Hawk-Helikopter fiel aus und stürzte ab, nachdem er einen Sturmtrupp auf dem Dach des Hauptgebäudes abgesetzt hatte. Ein Pentagon-Sprecher erklärte später, es habe eine „unsanfte Landung“ gegeben. Doch der Mann, der es miterlebt hatte, und andere, die über Monitore zugschaltet waren, wussten es besser. Die Maschine schwebte erst noch über dem Hauptgebäude und fiel dann vom Himmel. In einer dicken Staubwolke krachten 15.000 Kilo hochgeheimer amerikanischer Technik auf den Boden und zerschellten. Erst nach 15 quälend langen Sekunden erstarben die Triebwerke und die Rotoren stoppten. Während dieser kleinen Ewigkeit schossen Trümmer, Kommunikationsausrüstung und Bauteile des Hubschraubers durch die Gegend. Das Getriebe explodierte, einer der knapp 13 Meter langen Kevlar-Rotoren wurde 100 Meter weit weg geschleudert und landete in einem Bohnenfeld.
    Dass niemand zu Tode kam, grenzt an ein
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