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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
Autoren: Paul Preuss
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paßte, die sie gehört hatte – das des kleinen Mannes, der ständig teure und zu auffallende Kleidung trug, und das des Mannes mit den orangefarbenen Locken, eines Mannes, den sie kannte und nicht mochte, und vor dem sie Angst hatte. Die verstärkten Geräusche verschwanden sofort, als sich dieses Bild in ihrem Bewußtsein geformt hatte.
    Mittlerweile liefen die anderen Insassen verwirrt über den Korridor und drückten sich gegen die Wände, denn auch mit normalem Gehör konnte man jetzt den Tumult unten vernehmen. In ihrem Zimmer riß sich Sparta den Morgenmantel herunter und zog sich rasch die wärmsten Kleidungsstücke über, die sie in dem unvertrauten Kleiderschrank finden konnte, Kleidungsstücke, die sie nicht eigentlich wiedererkannte, die aber offensichtlich ihr gehörten. Aus Gründen, die ihr Gedächtnis nicht preisgab, wußte sie, daß sie fliehen mußte.
     
    Die Leiche des Doktors lag mit dem Gesicht nach oben quer über der Türschwelle, unter seinem Kopf bildete sich eine Lache aus Blut. Gleich neben ihm wand sich der Mann in Orange auf dem Boden und zerrte an dem Ding, das in seiner Magengrube steckte. »Hilfe, Hilfe!« keuchte er die Krankenschwestern an, die bei aller Hektik bereits ihr Bestes gaben, um ihm zu helfen. Eine Frau in Pilotenuniform schob die Krankenschwestern beiseite und beugte sich über ihn, um seine Worte verstehen zu können, aber plötzlich erfüllte Sirenengeheul die Luft. »Hinterher! Ihr müßt sie schnappen …«, keuchte er die Pilotin an und versuchte, sie aus dem Weg zu schieben. Er kreischte vor Schmerzen – er hatte die Injektionsnadel in der Hand, jedoch nicht die ganze. »Bringt sie zum Direktor!« Dann wurde seine Stimme zu einem beängstigenden Geheul. »Hilfe, so helft mir doch.« Der immer noch suchende haarfeine Nadelrest hatte sein Herz durchbohrt und gelähmt.
     
    Eine Krankenschwester stürzte in L.N.s Zimmer und stellte fest, daß es leer war. Eine Seite des Bettes war zusammengebrochen und lag auf dem Boden. Der untere Teil eines der Fenster war hochgeschoben, und die vergilbten Gardinen wehten draußen in der kalten Luft. Jemand hatte eine Eisenstange wie ein Speer durch das dicke Drahtgitter gebohrt und es so zur Seite gebogen. Die Eisenstange im Gitter war ein Teil des Bettgestells gewesen.
    Als die Krankenschwester ans Fenster rannte, erreichte das Aufheulen der Doppelturbine fast ein Überschallkreischen. Ein Schatten stieg auf und blieb in der Luft stehen. Unter dem dumpfen Schlagen der gegeneinander drehenden Rotoren suchte die viperngleiche Schnauze mal in dieser, mal in jener Richtung.
    Die Pilotin stolperte mit gezogener Waffe ins Zimmer und stieß die Krankenschwester vom Fenster weg. Unten stieg der Helikopter wieder ein paar Meter höher, kippte nach vorne und glitt, dicht über dem Boden fliegend, zwischen zwei Pappeln über den Zaun.
    »Verdammt!« Die Pilotin sah ungläubig zu und machte sich gar nicht erst die Mühe, ihre Munition auf die gepanzerte Maschine zu verschwenden. »Wer zum Teufel sitzt in dem Ding?«
    »Sie«, sagte die Krankenschwester.
    »Und wer, zum Teufel, ist das?«
    »Die, die wir hier versteckt haben und die Sie zum Direktor bringen wollten.«
    Die Pilotin blickte dem Helikopter nach, bis er hinter der Hauptstraße in einem ausgetrockneten Flußbett verschwunden war und nicht wieder auftauchte. Sie fluchte, drehte sich um und ging.
     
    Sparta hatte keine klare Vorstellung von dem, was sie tat. Der gefrorene Boden raste ein oder zwei Meter unter ihren Kufen dahin, die niedrigen Ufer des ausgetrockneten Flußbettes aus Schlamm und Geröll kamen den wirbelnden Rotorspitzen taumelnd immer näher, während sie mit dem Steuerknüppel und den Pedalen herumfuchtelte. Mit einer Kufe schleuderte sich Geröll in die Luft, die Maschine geriet ins Schlingern, drohte sich zu überschlagen, flog weiter.
    Eine sich mitbewegende Geländekarte wurde in den Luftraum direkt vor Sparta projiziert und mittels einer Holographie über die tatsächliche Landschaft gelegt, die sie durch die Windschutzscheibe sehen konnte. Im Augenblick flog sie bergauf; die Gleise der kontinentalen Magnetbahn, die sie vor der Entdeckung des Flußbettes überquert hatte, tauchten jetzt wieder vor ihr auf. Sie wurden von einer Stahltrasse getragen, die ihr den Weg versperrte. Sie flog unter der Trasse hindurch. Für den Bruchteil einer Sekunde hörte sie das hallende Aufheulen der Maschinen ihres Flugkörpers, und ein Rotor schepperte metallisch klar und
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