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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
Autoren: Paul Preuss
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Aura gespenstischen Lichts. Ihre Arme waren zu Haken gebogen, und sie erteilte einen primitiven Segen. Sie mußte sich zu den Worten zwingen, sie waren so dünn wie vertrocknete Hülsen: »In seinem Bauch. Ziehen Sie es heraus.«
    Endlich bewegte er sich, kroch drunter zwischen seine sich hin und her bewegenden Beine und Krallen. Die Decke über der paralysierten Maschine verkohlte bereits in der Hitze der Radiatoren. Die schwelende Plastikbeschichtung sonderte beißenden Rauch ab. Blake machte sich am Treibverschluß zu schaffen – sie wollte ihm sagen, was er zu tun hatte, wagte es aber nicht –, und nach einer Weile hatte er es raus und konnte den Verschluß öffnen.
    Dann war er wieder außer Gefecht gesetzt. Er regte sich nicht und starrte die Konstruktion des Brenneinsatzes endlose Sekunden lang an.
    Er sah, daß er nach Kriterien der Einfachheit und Sicherheit konstruiert worden war. Schließlich war es ein Rolls-Royce. Er umfaßte die Chromfasern des Brenneinsatzes, stemmte sich mit den Füßen gegen die Verkleidung des Roboters und zog.
    Das Brenneinsatz glitt heraus. Beim Herausziehen schob sich die Brennelementhülse teleskopisch vor, um ihn abzuschirmen. Er hatte den Roboter ausgenommen, er war sofort wie tot. Die Radiatoren begannen, abzukühlen –
    – aber es war schon zu spät: Die Decke ging explosionsartig in Flammen auf.
    »Verdammt, hoffentlich gibt es hier noch einen Feuerlöscher«, brüllte er.
    Es gab noch einen. Sparta riß ihn aus seiner Halterung, zielte den Strahl an ihm vorbei und bedeckte die lichterloh brennende Deckenverkleidung mit cremigem Schaum. Sie leerte den gesamten Löscher und schleuderte ihn dann weg.
    Sie sahen sich an – beide waren bis aufs äußerste angespannt, gereizt, angesengt und voller Ruß; in dem beißenden Rauch bekamen sie kaum Luft. Dann brachte er ein Lächeln zustande. Sie zwang sich, es zu erwidern. »Ziehen wir die Raumanzüge an, sonst ersticken wir noch.«
    Er zog McNeils an, sie den von Wycherly. Als sie etwas von Wycherlys Sauerstoff in McNeils leeren Tank umfüllte, hielt sie plötzlich inne. Ihr war wieder eine Idee gekommen.
    »Blake … Sylvester hat das Buch gestohlen – stehlen lassen. Und ich glaube, ich weiß, wo es jetzt ist.«
    »Sie hatte noch eine Kiste mit Büchern an Bord, aber dort habe ich schon nachgesehen …«
    »Ich auch. Es ist nur so eine Idee. Machen Sie mir keine Vorwürfe, wenn ich mich irre.« Sie zerrte an den übergroßen Handschuhen des Raumanzugs und zog sie aus.
    »Was haben Sie vor?«
    »Hierfür brauche ich meine Finger.«
    Sie zog sich wieder zurück auf das Steuerdeck. Dann schwebte sie zwischen den Beinen und Klauen des reglosen Roboters, bis sie den Zugang zu seinem Hauptprozessor gefunden hatte. Sie öffnete den Verschluß und griff hinein.
    Blake beobachtete sie von der Decke aus, man konnte ihn in der Dunkelheit kaum erkennen. »Was machen Sie denn da drinnen?« Sie machte sich bereits eine ganze Weile daran zu schaffen.
    »Ich muß den Brenneinsatz wieder hereinschieben. Keine Sorge, es ist jetzt nicht mehr kritisch.«
    Er sagte nichts. Er hätte auch gar nicht gewußt, was er sagen sollte, höchstens, daß sie verrückt war.
    Als der Brenneinsatz wieder in den Roboter hereinglitt, wackelte sein Kopf, seine Klauen klappten schlaff zusammen, und seine Bewegungen waren die eines betäubten Rhinozeros. Sparta, die in Wycherlys Anzug winzig wirkte, kam wieder in Reichweite des Roboters und griff in den Prozessor hinein. Motoren heulten auf. Der Unterleib des Roboters riß in der Mitte auseinander. Schicht für Schicht lösten sich die Verbundkammern, bis die komplizierten metallischen Eingeweide der Aushöhlung, in der die Erze verarbeitet wurden, offenlag. In dem schaurigen Licht sah es aus, als hätte die Maschine ihre Eingeweide geleert.
    Sparta zog sich über den Rückenpanzer des ausgeweideten Roboters und blickte ins Innere. Dort, eingeklemmt zwischen zwei gewaltigen Schneckengetrieben und einem Wirrwarr aus Rohrmündungen und Verstrebungen lag eingebettet in seine Schutzhülle ein wunderbares Buch.

19
    Als erstes gingen die Lichter wieder an, dann schwebten Arbeiter in Raumanzügen rasch in die menschen- und luftleere Sicherheitszone, um das zerborstene Druckschott zu ersetzen. Bereits eine halbe Stunde nach dem Unfall konnte man das Kernstück wieder unter Druck setzen, und alles ging wieder seinen gewohnten Gang.
    Zuvor jedoch, noch während die Luft in die Schleuse Q3 zurückströmte, war ein
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