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Code Vision (Vereint) (German Edition)

Code Vision (Vereint) (German Edition)

Titel: Code Vision (Vereint) (German Edition)
Autoren: Ruby Shadow
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Stimmung.
    „Ich bin der Auffassung, dass dies Ihr absolutes Meisterwerk ist“, sagte der Mann, der es mir gereicht hatte. Ich sah von meinem Erstlingswerk auf und direkt in sein blasses Gesicht. Das Alter dieses Mannes war kaum einzuschätzen, doch in diesem Augenblick war es mir vollkommen egal, ob ich einen kleinen Jungen oder einen Greis vor mir hatte. Er war der erste männliche Besucher meiner Signierstunde!
    „Wirklich?“, fragte ich, ohne auf meine Tarnung zu achten. „Nun. Vielen Dank, Sir.“
    Der Mann lächelte auf eine unheimliche, aber freundliche Weise, während ich zu meinem Stift griff und mit leicht bebenden Fingern das Buch aufschlug. Die Sehnsucht nach diesen Seiten, nach diesem Genre, war in den letzten Jahren so groß geworden, dass ich mich wie ein trockener Alkoholiker auf einer Weinverkostung fühlte.
    „Ich habe die Geschichte um dieses Buch verfolgt“, sprach der Mann weiter. Ich klappte das Buch wieder zu und betrachtete noch einmal das Cover. „Ist es wahr, was man sich damals erzählt hat? Dass Sie diese Gestalten wirklich gesehen haben?“
    Bei den letzten Worten beugte er sich etwas zu mir herunter und sprach so leise, dass nur ich ihn verstehen konnte. Ich biss die Zähne noch fester zusammen, dann atmete ich tief durch und zuckte mit den Schultern.
    „Künstlergeheimnis“, sagte ich und reichte ihm sein Exemplar zurück. „Es freut mich, dass …“
    „Ist es nicht erstaunlich“, unterbrach er mich sofort, „wie schmal die Grenze zwischen Realität und Fiktion manchmal ist?“
    Ich spürte, wie mir heiß wurde. Wenn dieser Kerl mich jetzt outen würde, wenn er diese Geschichte ausgraben und mich vor meinen Fans blamieren würde, dann konnte ich mich auf etwas gefasst machen.
    Ein schlanker Arm erschien und ich nahm das nächste Buch entgegen, auf dem abermals mein Pseudonym geschrieben stand. „Sicher“, antwortete ich dem Fremden, signierte das Buch und sah wieder auf. „Aber ich denke, …“
    Der Mann war verschwunden. Verwundert sah ich mich um, doch in der inzwischen sehr überschaubaren Anzahl von Kunden war er nirgends mehr zu sehen.

Emily
    Der Vormittag zog sich unnatürlich in die Länge. Ich fühlte mich in die Zeit als Kleinkind zurückversetzte. Immer wenn ich vor der verschlossenen Wohnzimmertür auf das Christkind hatte warten müssen, breitete sich eine ähnliche Nervosität aus. Sie fing in meiner Körpermitte an und suchte sich dann schnell den Weg in meine Arme und Beine. Es fühlte sich wir tausend Ameisen an, die sich auf meiner Haut ein Wettrennen lieferten.
    Christopher . Sein Name hallte wie ein dumpfes Echo durch meinen Kopf und kostete mich einiges an Konzentration. Des Öfteren mussten mich Kunden erst berühren oder anschubsen, um die gewünschte Auskunft zu bekommen. Zum Glück war Mr. Duff so mit der Signierstunde beschäftigt, dass er nichts davon mitbekam. Sicherlich hätte mich diese Verfehlung meine Auszeichnung als Mitarbeiterin des Monats gekostet – wenn ich je eine bekommen hätte. Ich kicherte innerlich. Mit nur einer Angestellten würde ihm ja eigentlich keine andere Wahl bleiben. Der Preis war mir sicher!
    Ich sah gerade ein blondes Mädchen mit einer signierten Ausgabe vorbeirauschen, als ein düster aussehender Mann den Ausgang ansteuerte. Es war eine jener Sekundenaufnahmen, die man aus Actionfilmen kannte und alles nur noch in Zeitlupe ablief. Ein eisiger Schauer durchfuhr mich und alles in meinem Körper ging in Abwehrhaltung. Dann war der Moment vorbei und der Mann war aus dem Laden verschwunden.
    Immer wieder versuchte ich einen Blick auf Christopher zu erhaschen, doch das Gedränge war so dicht, dass ich keinen Blickkontakt herstellen konnte. Dafür sah ich das strahlende Lächeln meines Chefs, was mir signalisierte, dass der Verkauf der Bücher ganz hervorragend lief.
    Als es endlich Mittag war, und somit Zeit zum Schließen, ging auch der letzte Teenie mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Mit einem Seitenblick stellte ich fest, dass Chris fast alle Bücher verkauft hatte. Respekt! Die aufgetakelte Kuh von Agentin hatte bestimmt hundert Exemplare vorbei gebracht. Wo war sie überhaupt? Gestern hatte sie mir noch angekündigt, dass wir uns bald wiedersehen würden.
    Der rege Besuch hatte sich auch für „Books & Harmony“ ausgezahlt, denn ich war den ganzen Vormittag nicht einmal dazu gekommen, mir einen neuen Kaffee zu holen. Der eine Schluck, den ich genommen hatte, bevor ich mit dem Rest Chris‘ Hose
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