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Code Vision (Vereint) (German Edition)

Code Vision (Vereint) (German Edition)

Titel: Code Vision (Vereint) (German Edition)
Autoren: Ruby Shadow
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regelmäßig entkalken, saubermachen, nachfüllen und entleeren durfte, bestand seine einzige Aufgabe darin, immer wieder auf den „Kaffee“-Knopf zu drücken. Vielen Dank auch Mr. Doof!
    Da ich mich auf keine weiteren Diskussionen einlassen wollte, suchte ich sämtliche Schränke ab, ob sich nicht vielleicht doch noch ein kleines Teebeutelchen irgendwo versteckt hatte und tatsächlich: Im letzten Schrank wurde ich fündig. Die Verpackung des Tees zerfiel allerdings schon in ihre Einzelteile und ein Blick auf das Verfallsdatum sagte mir, dass der Tee bereits vor zwei Jahren seine besten Zeiten gehabt hatte. Schulterzuckend warf ich den Beutel in das heiße Wasser – was sollte schon mit so einem Beutel passieren? Gut, das Aroma ließ vielleicht ein wenig nach, aber unser Starautor war sicherlich so mit seinen Büchern beschäftigt, dass er es ohnehin nicht merken würde.
    Ich atmete noch einmal tief durch, strich mein Kleid glatt, nahm die beiden Tassen und ging zurück in den Verkaufsraum. Mittlerweile hatten sich schon ein paar interessierte Kunden an den Regalen und vor allem vor dem Tisch von Mr. Lorenz versammelt. Lorenz , was war das eigentlich für ein bescheuerter Name? Aus reinem Interesse hatte ich mir eins von den Schundromanen des Autors genauer angeschaut und dabei festgestellt, dass Lorenz nur ein Pseudonym war. Ein Bild war auf dem Einband auch nicht zu finden gewesen. Vermutlich war er genauso tageslichtuntauglich wie begabt.
    Und dann erst seine schreckliche Agentin. Gestern war sie mit zwei Halbstarken hereingerauscht, hatte mir die Kisten vor die Füße geworfen und nichts als einen schweren Parfumduft inklusive schlechtem Eindruck hinterlassen. Ihre besten Jahre hatte sie eindeutig schon hinter sich und nun versuchte sie ihre Fassade mit möglichst viel Spachtelmasse aufrecht zu erhalten. Die quietschende Stimme hallte immer noch in meinen Ohren nach.
    Da vor dem Tisch inzwischen kein Durchkommen mehr war, trat ich von hinten an Mr. Lorenz heran. Ich tippte ihn – wie ich fand – sachte mit dem Ellbogen an, um auf mich aufmerksam zu machen, allerdings war es für ihn wohl nicht ganz so sanft, denn er drehte sich in einer schnellen Bewegung um und schaute mich verwundert an.
    Vor lauter Schreck ließ ich meine Kaffeetasse fallen, die direkt neben seinem Fuß landete. Der Inhalt spritzte nach oben und zur Seite weg – wie konnte bitte so eine kleine Tasse, so viel Inhalt hervorbringen? – und durchnässte sein komplettes rechtes Hosenbein. Meine teuren Stiefel hatte ich zum Glück mit einem kleinen Ausweichschritt in Sicherheit gebracht. Mit zitternden Fingern stellte ich ihm seinen Tee hin, der, wie durch ein Wunder, nicht auf dem Boden gelandet war.
    Christopher , war mein erster Gedanke, als mein Gehirn seinen Dienst wieder aufnahm. Aber wie konnte das sein? Er? Hier? Er war Mr. Lorenz?
    Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, wurde ich von meinem Chef unwirsch zur Seite geschoben. „Miss McGallup! Was haben Sie sich denn nun schon wieder geleistet?“
    Leider war ich zu perplex, um zu antworten, sonst hätte ich ihn zunächst gefragt, was er mit schon wieder meinte. Ich war eine vorbildliche Mitarbeiterin! Gut ok, vielleicht kam ich ein paar Mal in der Woche zu spät und ja, vielleicht war meine Arbeitsmoral nicht die beste, aber schon wieder geleistet ? Das Schlimmste, was ich mir während meiner Karriere bei „Books & Harmony“ geleistet hatte, war, dass ich ein Mal – oder waren es zwei Mal? – vergessen hatte, die Hintertür abzuschließen …
    „Mr. Lorenz das tut mir ganz furchtbar leid! Warten Sie, ich hole Ihnen sofort ein paar Tücher“, ereiferte sich mein Chef und riss mich damit aus meinen Gedanken.
    „Und Sie gehen jetzt besser hinter den Tresen. Da können Sie wenigsten keinen Schaden anrichten … oder zumindest keinen großen“, flüsterte er mir drohend ins Ohr, während er mich unsanft am Oberarm packte und Richtung Kasse schob. Ich drehte mich noch ein letztes Mal um und Christophers intensiver, aber verwirrter Blick traf meinen. Die Zeit schien still zu stehen.
    „Entschuldigen Sie, Miss. Haben Sie diesen Titel auch als Taschenbuch?“, fragte mich eine ältere Dame aus der Nachbarschaft und zwang mich damit, den Sichtkontakt zu unterbrechen.
    Mr. Duffs Gesichtsfarbe hatte bereits einen unnatürlichen Rotton angenommen und ich fragte mich ernsthaft, ob er seine Blutdrucktabletten heute schon genommen hatte, als er mich endlich los
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