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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird
Autoren: Administrator
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verschiedene Täter das gleiche Band benutzten, war nach den Erfahrungen der Bombenexperten gering.
    Die Spurenanalytik vor Ort und die späteren Laboranalysen der an den Tatorten aufgefundenen Rückstände legten den Schluss nahe, dass aus einer einmal angefertigten Tranche drei Sprengsätze gebaut worden waren. Die Bestandteile mussten dabei aufs Gramm genau abgestimmt sein, um ein derart hohes Maß an Effizienz zu erzielen.
    Wer so vorging, sagte sich Levy, fertigt keine Überproduktion an. Sie hatten es also mit einem genau planenden Täter zu tun, der obendrein in der lebensgefährlichen Kunst des Baus von Bomben ausgesprochen versiert war.
    TATP war ein derart reaktionsfreudiger Stoff, hieß es im Bericht weiter, dass der Fall aus Schreibtischhöhe bereits ausreichte, um ihn zur Detonation zu bringen. Der oder die Täter mussten daher entweder lebensmüde Hobbychemiker oder eiskalte Profis sein, so lautete eine kurze Bewertung.
    Extreme dieser Art schätzte Levy gar nicht. Sie verlagerten alle weiteren Überlegungen in das eine oder das andere Feld, ohne eine Zwischenlösung zu berücksichtigen. In der grauen Mitte waren oft die schrecklichsten und niederträchtigsten Verbrechen zu finden.
    Levy rieb sich die müden Augen. Es war mittlerweile nach zweiundzwanzig Uhr. In den vergangenen Stunden hatte er sich auf den aktuellen Ermittlungsstand gebracht. Alexej hatte ihm die Datei mit allen eingescannten Dokumenten zur Verfügung gestellt, die von Belang waren. Darunter waren die Gutachten der chemischen Untersuchungsstelle des Landeskriminalamtes, für die es schwierig gewesen war, das TATP überhaupt nachzuweisen, da es nahezu rückstandslos detonierte, Tatortfotos, Berichte der Spurensicherung und der Tatortgruppe Sprengstoff/Brand, schließlich Zeugenaussagen und die Obduktionsprotokolle der Gerichtsmediziner.
    Die Opfer, drei an der Zahl, waren von der Wucht der Detonation mehr oder minder zerrissen worden. Es fiel nicht leicht, die Namen der ersten beiden festzustellen, da sowohl die Gesichter als auch die Oberkörper durch die Wucht der Explosionen zerfetzt waren. Die Identität des dritten Opfers war zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärt. Ein Mann, so viel konnten die Gerichtsmediziner immerhin sagen.
    Etwaige Ausweisdokumente, die die Opfer in den Brusttaschen mit sich geführt hatten, mussten in mühevoller Kleinarbeit vom Boden aufgesammelt und im Labor zusammengesetzt werden. Der Abgleich der Fingerabdrücke hatte in allen drei Fällen nichts erbracht, da die Opfer offensichtlich bisher nicht straffällig geworden waren.
    So dauerte es mehrere Tage, bis die Identitäten der ersten beiden gesichert waren. Opfer Nummer eins hieß Steve Pratchett, Amerikaner und PR-Fachmann, der für einen Kurzbesuch in Hamburg war. Er hatte an einem Symposion für Kommunikationsstrategien teilgenommen.
    Nach Aussage eines seiner Kollegen hatte er sich für einen Kaffee im nahegelegenen Hanseviertel verabredet. Fest stand, wäre er nur dreißig Sekunden früher oder später losgegangen, so hätte ihm nicht einer der insgesamt fünf Sprengsätze das Leben genommen.
    Fünf Sprengsätze. Was wollte der Täter damit erreichen?, fragte sich Levy. Hätte nicht einer vollauf genügt, um Entsetzen und Panik in der Bevölkerung zu verbreiten?
    Das Video eines schwedischen Touristen, der zu diesem Zeitpunkt in der Nähe war, hatte den Vorfall dokumentiert.
    Es war ein schöner und sonniger Tag. Elf Uhr zweiunddreißig. In einer halben Stunde würden sich Cafés und Restaurants zur Mittagszeit füllen. Leichter Wind beugte Blumen und bauschte Haare auf. In der für Handkameras typischen, etwas wackligen Aufnahme war eine Gruppe gutgelaunter Touristen zu sehen. Sie machten Späße, tranken Bier und sprachen mit dem Amateurfilmer.
    Die erste Explosion erschütterte das Bild. Dann die zweite. Ruckhaft suchte das Kameraauge die Quelle des Lärms. Im Hintergrund hörte man Glasscheiben bersten und wenig später Scherben auf den Boden prasseln, gefolgt von ersten Schreien. Das Bild wurde unscharf, der Autofokus konzentrierte sich auf eine Fassade. Im Bildanschnitt verschwanden Menschen, duckten oder warfen sich zu Boden. Dann, in einer Reihe, explodierten die Sprengsätze drei, vier und fünf kurz hintereinander. Jetzt begriff der Schwede, dass auch er sich in Lebensgefahr befand. Das Bild wackelte und fiel zu Boden. Aus ungewohnter Perspektive nahm die Kamera weiter die Bilder des Schreckens auf. Wie Hagel regneten Glasscherben und
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