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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird
Autoren: Administrator
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fünfzig Männer und Frauen. Telefone klingelten, Drucker spuckten Listen aus, und eine Melange von unterschiedlichen Stimmen und Sprachen erstreckte sich bis zur Stirnseite des Raumes, auf die Michaelis zuhielt. Dort hielt sich der engere Kreis um die Einsatzleiterin auf. Levy erkannte die Gesichter sofort.
    Erfreut über sein Kommen erhoben sie sich und schüttelten ihm die Hand. Als sie die Wunden in seiner linken Gesichtshälfte sahen, mischte sich eine gewisse Besorgnis in ihre Mienen.
    »Schön, dass du wieder bei uns bist«, sagte Naima Hassiri, eine Deutsch-Libanesin, die vor einem Jahr von der Kripo Berlin nach Hamburg gekommen war. Sie küsste ihn vorsichtig auf die Wange.
    »Danke, Naima«, erwiderte Levy leicht verlegen. Dieses warme Willkommen hatte er nicht erwartet, erst recht nicht nach dem Verhalten, das Demandt auf dem Gang an den Tag gelegt hatte.
    »Schalom«, sagte Falk Gudmann, der Verhörspezialist von der Kripo Tel Aviv. Eigentlich war er nur für ein Jahr zum Austausch in Hamburg. Es schien ihm hier zu gefallen.
    »Mach endlich Platz«, protestierte Luansi Benguela. Er war der Älteste und Erfahrenste in Michaelis’ Team. Er wirkte als ihr Stellvertreter, führte das Einsatztagebuch und koordinierte die Abläufe im Team. Aus Angola stammend, wurde er noch unter Honecker deutscher Staatsbürger und in den Polizeidienst übernommen. Er nahm Levy in den Arm, klopfte ihm vorsichtig auf die Schulter. »Es freut mich, ehrlich.«
    Der blonde Schopf, der sich hinter Luansi aufbaute, war Alexej Naumov, ein Wolga-Deutscher und der Computerfreak der Truppe. Seine wasserblauen Augen hatten nichts von ihrer jugendlichen Strahlkraft verloren. Vorsichtig nahm er Levys Hand und schüttelte sie stumm. Sein Lächeln zeigte, wie sehr auch er sich freute.
    Als Letzter begrüßte ihn Dragan Milanovic, der Gerichtsmediziner, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammte und während des Studiums eingebürgert worden war. Sein medizinisch geschulter Blick legte sich prüfend auf Levys Gesicht. »Gute Arbeit«, konstatierte er. »Transplantate?«
    Levy nickte.
    »Genug, genug«, beendete Michaelis die Begrüßung. »Es ist Zeit, mit der Arbeit fortzufahren.«
    Wie es ihre Art war, sammelte sie, für Levys Geschmack etwas zu bedeutungsschwanger, die Unterlagen auf ihrem Tisch zu einem Bündel zusammen, stieß sie auf und legte sie beiseite.
    »Jetzt, wo die Truppe wieder beisammen ist, bin ich guten Mutes, dass wir unseren Mann zur Strecke bringen.«
    »Wieso Mann? « , ging Demandt dazwischen. Er hatte an einem der Schreibtische Platz genommen. »Wer sagt, dass wir es hier mit einem Mann und nicht mit einer Frau oder beidem oder gleich einer ganzen Bande zu tun haben?«
    Sein Ton war für alle überraschend scharf. Sie blickten ihn fragend an.
    Michaelis ließ sich davon nicht beeindrucken. »Insoweit gebe ich Sven recht. Wir wissen nicht sicher, um wen es sich bei den Anschlägen im Einzelnen handelt. Doch lasst mich euch zuerst mitteilen, wie die zukünftige Marschrichtung aussieht. Der Innensenator ist mit dem Chef des LKA Hessen, dem Präsidenten des BKA und weiteren beteiligten Stellen, auf die ich später noch eingehen werde, übereingekommen, dass wir für das Ermittlungsgebiet Hamburg und Umgebung auf operativer Ebene federführend sind.«
    Zustimmendes, spontanes Klopfen auf die Tische. Alle hatten diese Entscheidung erhofft. Alle, bis auf einen.
    Demandt hielt dagegen. »So ein Irrsinn. Ihr habt nicht die leiseste Ahnung, worauf ihr euch da einlasst.«
    Die Toleranzschwelle von Michaelis schien allmählich erreicht. Sie schlug einen formellen, fast schon bissigen Ton an. »Nun, Herr Demandt, dann klären Sie uns doch bitte auf, wieso nur das BKA imstande sein sollte, diesen Fall zu lösen?«
    Demandt verwies auf die enormen technischen Möglichkeiten, die notwendig seien, um eine Terroristengruppe zu fassen. Erschwerend käme die Beteiligung weiterer Dienste hinzu, nicht zuletzt des CIC, des Criminal Investigation Command, einer Art FBI der US-Armee, das sich aufgrund des getöteten US-Soldaten in Frankfurt in die Ermittlungen eingeschaltet hatte.
    Unnützes Kompetenzgerangel, dachte Levy. Während sie hier stritten, würde die Terrorgruppe Shamal das nächste Ziel auswählen, eine neue Bombe bauen, Ort und Zeitpunkt des Anschlages festlegen.
    Aber noch hatte er keine Informationen in der Hand, um einen derartigen Rückschluss ziehen zu können. Lediglich die Statistik und die Erfahrungswerte lehrten ihn,
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