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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird
Autoren: Administrator
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dass Bombenleger von sich aus nicht mit den Anschlägen aufhörten. Sie bastelten so lange an ihren Höllenmaschinen, bis sie geschnappt wurden. Insoweit waren die bisherigen Anschläge möglicherweise nur die ersten Glieder einer Kette, die sehr, sehr lang werden konnte.
    Opfer, Art der Bombe und der Tatort mussten schnellstens überprüft werden, stattdessen hackten sich Michaelis und Demandt die Augen aus.
    Levy hörte nicht zu, sondern betrachtete die beiden, die er schon einige Zeit nicht mehr gesehen hatte.
    Demandt war Mitte fünfzig, bei der Arbeit ergraut, hatte gut zehn Kilo zu viel auf den Rippen, seine Haut war ungesund blass, seine Augen schauten müde drein. Nach der Aufbauarbeit der Abteilung Operative Fallanalyse beim BKA hätte er einen mehrmonatigen Urlaub fern von geistig gestörten Serientätern und dem Erwartungsdruck von Vorgesetzten und Öffentlichkeit dringend nötig gehabt. Seine Ehe war in die Brüche gegangen, sein Sohn wurde ohne ihn erwachsen.
    Ihm gegenüber Michaelis, Ende dreißig, noch immer voller Schaffensdrang. Wenn sie in diesem Tempo weitermachte, würde ihr der Job als Sonderermittlerin bald nicht mehr genügen. Auch sie hatte Mann und Kind für die Karriere geopfert. Lediglich ihre kranke Schwester bildete eine Brücke hinüber in eine private Welt.
    Ihre schulterlangen, blonden Haare waren seit ihrem gemeinsamen Rettungssprung durch das Feuer auf einen rasanten Kurzhaarschnitt gestutzt, den sie meist stachlig aufgelte, was gut zu ihrem Charakter passte.
    »… und dann auch noch Levy«, hörte Levy an sein Ohr dringen. Es holte ihn aus seinen Gedanken.
    »Was ist mit mir?«, fragte er unbedarft, ohne die Vorrede und die Zusammenhänge zu kennen.
    Als habe er auf diese Reaktion gewartet, breitete Demandt die Arme aus. »Seht ihr? Er ist noch nicht einmal hier wirklich anwesend. Er gehört zurück in die Rehabilitation. Die schweren Verletzungen, die er sich beim Sprung durch den Feuerring zugezogen hat, sind noch nicht verheilt, ganz zu schweigen von den psychischen. Der Mann ist krank und für den Dienst untauglich. Hortensia, nimm ihn raus. Es ist unverantwortlich, was du hier tust.«
    Michaelis blickte zu Levy. Sie ging mit ihm ein großes Risiko ein, das hatte sie gewusst, bevor sie ihn angerufen und um seine Mitarbeit gebeten hatte.
    Statt ihrer antwortete Levy. »Welches Problem hast du mit mir, Sven? Okay, ich gebe zu, ich habe schon bessere Tage gesehen, und ein paar Wochen Entspannung würden mir durchaus guttun, doch ich bin gesund, auch wenn es auf den ersten Anschein nicht so aussieht. Und was deine Befürchtungen angeht, ich sei psychisch nicht ausgeglichen, kann ich dir nur eins dazu sagen: Unser Täter – ob Frau oder Gruppe – muss in einer ähnlichen Situation sein, um diese Anschläge zu begehen. Wer wäre also besser für den Job geeignet als ich?«
    »Wie viele Bombenleger hast du schon bearbeitet?«, fragte Demandt.
    Levy zögerte. »Noch keinen.«
    »Siehst du, Hortensia? Er ist eindeutig die falsche Wahl. Nimm einen Mann aus meinem Team. Wir kennen uns mit …«
    »Wie viele radikal-islamistische Bombenleger habt ihr schon überführt?«, schlug Levy zurück.
    Demandt stockte. »Was soll das? Einige. Zum Beispiel den geplanten Anschlag in Straßburg …«
    »Ich meine aktive Bombenleger, und zwar vermutlich aus dem arabischen Kulturraum«, schnitt Levy ihm den Satz ab. »Keine Schläfer, sondern aktive, die bereits zwei, drei Anschläge in Deutschland verübt haben und sich auf die nächsten vorbereiten?«
    »In Afghanistan haben wir …«
    »In Deutschland! Afghanistan ist weit weg. Die Umstände dort sind doch völlig andere als hier, nicht zu vergleichen. Also, wie viele?«
    Demandt wich der provokanten Frage aus. »Meine Leute haben die Ausbildung und den Apparat hinter sich, den sie für die Aufklärung der Anschläge benötigen. Beides fehlt dir.«
    »Ich habe die Befürchtung«, sagte Levy, »dass es hier – und besonders dir – um etwas ganz anderes geht als um die Frage, ob ich der richtige Mann für die kriminalpsychologischen Ermittlungen bin oder nicht.«

2
    Drei Tatorte, drei Explosionen, ein Täter.
    Für diese Theorie sprachen nicht nur der verwendete Sprengstoff Triacetontriperoxid, kurz TATP und wegen seiner Unberechenbarkeit in Kreisen arabischer Bombenbauer auch die Mutter des Satans genannt, sondern auch unverbrannte Teile ein und desselben Klebebandes, das an allen drei Orten aufgefunden wurde. Die Wahrscheinlichkeit, dass
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