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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead
Autoren: Charlaine Harris
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jener Nacht, die nun bereits zweieinhalb Jahre zurücklag, erfahren müssen, daß wir immer schon mit Monstern zusammengelebt hatten.
    Die Quintessenz dieser weltweiten Ankündigung war gewesen, daß wir vor diesen Monstern keine Angst mehr zu haben brauchten. „Nun können wir endlich aus den Schatten treten", hatte man uns verkündet, „denn ihr habt nichts mehr von uns zu befürchten. Wir können harmonisch mit euch zusammenzuleben. Wir müssen nicht mehr von euch trinken, um zu überleben."
    Sie können sich sicher lebhaft vorstellen, wie hoch in jener Nacht die Einschaltquoten waren und welch ein Aufschrei danach um die Welt ging. Die Reaktionen auf das Coming Out variierten beträchtlich, je nach Situation in den jeweiligen Nationen.
    Am schlechtesten erging es den Vampiren in den mehrheitlich islamischen Nationen. Was mit dem Sprecher der Vampire in Syrien geschah, will ich Ihnen lieber gar nicht erzählen, auch wenn der weibliche Vamp, der in Afghanistan vor die Kameras getreten war, einen vielleicht noch schrecklicheren - und endgültigen - Tod starb. (Was hatten die sich eigentlich dabei gedacht? Ausgerechnet in Afghanistan eine Frau für diesen Job abzustellen. Vampire können so clever sein, aber was die Welt von heute angeht, scheint es manchmal, als könnten sie nicht bis drei zählen!)
    Manche Nationen - hier möchte ich besonders Frankreich, Deutschland und Italien nennen - weigerten sich, die Vampire als gleichberechtigte Bürger anzuerkennen. Andere Nationen - unter anderem Bosnien-Herzegowina, Argentinien und ein Großteil der afrikanischen Länder - verweigerten den Vampiren überhaupt jeglichen Status und gaben sie als Beute für jeden Kopfgeldjäger frei. Aber Amerika, England, Mexiko, Kanada, Japan, die Schweiz und die skandinavischen Länder entschieden sich für eine tolerante Haltung.
    Es läßt sich schwer sagen, ob die Vampire mit einer solchen Reaktion gerechnet hatten oder nicht. Sie haben nach wie vor damit zu kämpfen, unter den Lebenden wirklich Fuß zu fassen, weswegen sie um alles, was ihre Selbstorganisation und ihre Verwaltungsstrukturen betrifft, immer noch ein großes Geheimnis machen. Einzelheiten wie die, die Bill mir eben genannt hatte, hatte ich in einer solchen Fülle noch nie zu hören bekommen.
    „Du arbeitest also im Auftrag der Königin von Louisiana an einem geheimen Projekt", sagte ich langsam, wobei ich mich bemühte, möglichst neutral zu klingen. „Deswegen verbringst du seit ein paar Wochen jede wache Minute ausschließlich an deinem Computer."
    „Ja", sagte Bill. Er setzte die Flasche TrueBlood an die Lippen, konnte ihr aber nur ein paar letzte Tropfen entlocken, weswegen er sich den Flur hinab in den kleinen Küchenbereich seines Hauses begab (als Bill das alte Haus seiner Familie hatte umbauen lassen, hatte er auf eine Küche weitgehend verzichtet, denn er benötigte ja keine), um sich eine weitere Flasche aus dem Kühlschrank zu nehmen. Ich hörte, wie er die Flasche öffnete und in die Mikrowelle schob - also wußte ich auch, wo er sich gerade aufhielt. Jetzt klingelte die Mikrowelle; Bill kam zu mir ins Wohnzimmer zurück, wobei er die offene Flasche, den Daumen oben auf der Öffnung, kräftig durchschüttelte, um alles gut zu mischen.
    „Wie lange wirst du denn noch mit dieser Sache befaßt sein?" wollte ich wissen, keine unangemessene Frage, wie mir schien.
    „So lange ich dazu brauche", entgegnete Bill, und das war als Antwort schon weitaus unangemessener. Wenn ich es genau nahm, waren seine Worte sogar eindeutig dazu angetan, mich wütend zu machen.
    Hmmm ... waren unsere Flitterwochen etwa schon vorbei? Wörtlich meine ich das nicht mit den Flitterwochen, denn da Bill Vampir ist, dürfen wir nach dem Gesetz gar nicht heiraten; praktisch nirgendwo auf der Welt.
    Nicht, daß Bill je um meine Hand angehalten hätte!
    „Wenn dein Vorhaben dich so sehr beschäftigt", sagte ich langsam und vorsichtig, „dann bleibe ich vielleicht lieber weg, solange du damit befaßt bist."
    „Das wäre vielleicht wirklich das beste", erwiderte Bill nach einer merklichen Pause, und mir war, als hätte er mir einen Schlag in die Magengrube verpaßt. Blitzschnell stand ich auf und zog meinen Mantel über die Uniform, die ich als Kellnerin trug, wenn es Winter war: lange schwarze Hosen und dazu ein langärmliges weißes T-Shirt mit geradem Ausschnitt und dem aufgestickten Schriftzug 'Merlottes' über der linken Brust. Rasch wandte ich Bill den Rücken zu. Mein Gesicht
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