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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead
Autoren: Charlaine Harris
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Strecke bereits zurückgelegt, als mir bewußt wurde, daß ich einen Wagen, mit dem Bubba hätte zu mir herausgefahren sein können, gar nicht gesehen hatte. Ob er geflogen war? Manche Vampire konnten das. Bubba war zwar der unbegabteste Vampir, den ich bislang zu Gesicht bekommen hatte, aber es mochte ja durchaus sein, daß er für diese eine Sache ein besonderes Händchen hatte.
    Noch vor einem Jahr hätte ich mich bei meinem Fahrgast danach erkundigt. Jetzt stelle ich solche Fragen nicht mehr. Mittlerweile bin ich es gewöhnt, mit Untoten zusammen zu sein. Obwohl ich mitnichten selbst Vampirin bin! Ich bin Telepathin. Mein Leben war die Hölle auf Erden, bis ich einen Mann kennenlernte, dessen Gedanken ich nicht lesen konnte. Leider konnte ich dessen Gedanken nur deswegen nicht lesen, weil er bereits tot war. Trotzdem waren Bill und ich nun einige Monate lang ein Paar gewesen, und bis vor kurzem hatte ich unsere Beziehung als wunderbar erlebt. Die anderen Vampire brauchen mich. Ich bin also sicher bei ihnen - bis zu einem gewissen Grad. Meist. Manchmal.
    Im Merlottes schien, als ich dort ankam, nicht viel los zu sein: Der Parkplatz wirkte halb leer. Sam hatte das Lokal etwa fünf Jahre zuvor erworben. Die Geschäfte waren damals nicht besonders gut gelaufen, was daran liegen mochte, daß die Bar draußen vor der Stadt lag, mitten in einem dichten Wald, der etwas bedrohlich die Ränder des Parkplatzes bestand. Vielleicht war es dem Vorbesitzer auch einfach nie gelungen, die richtige Mischung hinzubekommen: die richtigen Drinks, das richtige Essen, die richtige Bedienung.
    Sam hatte es irgendwie geschafft, das Ruder herumzureißen und das Lokal in ein gutgehendes Etablissement umzuwandeln, nachdem er es umbenannt und gründlich renoviert hatte. Mittlerweile konnte mein Chef gut davon leben. Aber dieser Tag war ein Montag; montags pflegt man bei uns in der Gegend, im nördlichen Louisiana, nicht auszugehen, um etwas zu trinken. Ich bog in den Parkplatz für Angestellte ein, direkt vor Sams Wohnwagen, der wiederum im rechten Winkel direkt neben dem Lieferanteneingang des Lokals steht. Rasch sprang ich vom Fahrersitz, eilte durch unseren Lagerraum und spähte dann durch das Glasfenster der Tür zum Durchgangsflur, von dem wiederum die Türen zu den Klos und zu Sams Büro abgehen. Der Flur war leer. Gut. Als ich an Sams Tür klopfte, saß mein Chef gerade am Schreibtisch. Das war noch besser.
    Sam ist kein besonders großer Mann, aber er ist sehr muskulös und kräftig. Er hat rötlich blondes Haar, blaue Augen und ist ungefähr drei Jahre älter als ich. Ich bin sechsundzwanzig. Ich arbeite nun wohl etwa drei Jahre für Sam. Ich mag meinen Chef, der sogar in ein paar meiner Lieblingsphantasien eine wichtige Rolle zu spielen pflegte, bis er vor ein paar Monaten eine Zeit lang mit einem wunderschönen, aber leider sehr mordlüsternen Wesen liiert war. Damals war meine Begeisterung für meinen Chef ein wenig verblaßt. Aber er ist und bleibt mein Freund, daran kann kein Zweifel bestehen.
    „'tschuldigung, Sam?" sagte ich, wobei ich grinste wie ein idiotisches Honigkuchenpferd.
    „Was gibt's?" Sam schlug den Katalog des Gaststättenausstatters zu, in dem er geblättert hatte.
    „Ich muß hier drin eine Weile jemanden unterbringen."
    Sam wirkte nicht erbaut. „Wen denn? Ist Bill wieder da?"
    „Nein, der ist noch auf Reisen." Mein Lächeln wurde noch strahlender. „ Aber die haben einen anderen Vampir geschickt, der auf mich aufpassen soll. Ich muß den hier abstellen, während ich arbeite, wenn du nichts dagegen hast."
    „Wozu brauchst du denn einen Aufpasser, und warum kann er sich nicht einfach zu den anderen Gästen setzen? Genug TrueBlood ist da." Die synthetische Blutmarke TrueBlood hatte langsam, aber sicher den rivalisierenden Markenprodukten den Rang abgelaufen und stand nun als Nummer eins auf dem Markt für Ersatzblut da. 'Fast so gut wie der Stoff, aus dem das Leben ist' - das war der Slogan der ersten Werbekampagne der Firma gewesen, die ganz offensichtlich bei den Vampiren sehr gut angekommen war.
    Ich hörte einen leisen Laut hinter mir und seufzte. Offenbar wurde Bubba bereits ungeduldig.
    „Ich hatte dich doch gebeten ..." Ich wollte mich tadelnd zu meinem Begleiter umwenden, aber dazu kam ich gar nicht mehr. Eine Hand packte mich unsanft bei der Schulter, riß mich herum, und dann fand ich mich einem Mann gegenüber, den ich vorher noch nie zu Gesicht bekommen hatte und der gerade die Faust ballte,
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