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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead
Autoren: Charlaine Harris
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weil sie allein unterwegs war? Oder hatte er es speziell auf mich abgesehen gehabt? Diese Überlegungen, wurde mir rasch bewußt, waren ziemlich müßig: Da Eric beunruhigt genug gewesen war, mir einen Leibwächter zukommen zu lassen, mußte er gewußt haben, daß irgendeine Bedrohung auf mich lauerte. Das schloß wohl aus, daß ich zufällig Opfer dieses Übergriffs geworden war. Bubba stolzierte kommentarlos zur Tür hinaus, kehrte aber gleich darauf zurück.
    „Vorn in seinem Auto hatte er Pflaster und Knebel", wußte er zu berichten. „Da liegt auch sein Mantel. Den habe ich mitgebracht, wir sollten ihm lieber was unter den Kopf legen." Mit diesen Worten bückte er sich und schlang einen schweren Militärmantel um Kopf und Hals des Toten. Das war eine ziemlich gute Idee: Der Mann tropfte ein wenig. Sobald Bubba die Arbeit beendet hatte, leckte er sich genüßlich die Finger.
    Mittlerweile zitterte ich wie Espenlaub. Sam legte den Arm um mich.
    „Aber merkwürdig ist sie schon, diese Sache ..." Ich kam nicht dazu, meinen Satz zu beenden, denn nun sah ich, wie die Tür zwischen Flur und Gastraum langsam aufging, wobei ich einen Blick auf das Gesicht Kevin Pryors erhaschte. Kevin ist ein netter Kerl, aber er ist auch Bulle, und ein Polizist war das Letzte, was wir im Moment brauchen konnten.
    „Die Toilette ist leider verstopft!" verkündete ich rasch und schlug die Tür vor Kevins schmalem, baß erstaunten Gesicht zu. „Hört mal, Jungs", wandte ich mich dann hastig an Sam und Bubba, „ich halte die Tür zu, und ihr schafft den Kerl in sein Auto, ja? Dann können wir uns später in aller Ruhe überlegen, was wir mit ihm tun wollen." Den Fußboden im Flur würde ich gründlich schrubben müssen. Als ich mich nun mit der Verbindungstür zum Gastraum befaßte, konnte ich feststellen, daß diese sich verschließen ließ. Das war mir zuvor nie aufgefallen.
    Sam wirkte nicht besonders glücklich. „Findest du nicht, wir sollten lieber die Polizei rufen, Sookie?" wollte er wissen.
    Noch vor einem Jahr hätte ich selbst schon die Hand am Hörer gehabt, um den Notruf zu verständigen, noch ehe die Leiche überhaupt den Boden berührt hatte! Aber das letzte Jahr war für mich ein einziger langer Lernprozeß gewesen. Nun fing ich Sams Blick auf und deutete mit dem Kinn auf Bubba. „Wie soll der mit Knast fertig werden?" murmelte ich ganz leise. Bubba summte gerade die ersten Takte von 'Blue Christmas' . „Von uns beiden ist keiner stark genug, um eine solche Tat begehen zu können." Ich deutete auf die Leiche.
    Einen Moment lang schien Sam zu schwanken; dann schickte er sich in das Unvermeidliche und nickte widerstrebend. „Okay, Bubba, dann wollen wir beide den Typen hier mal raus zu seinem Auto schaffen."
    Ich rannte los, um einen Putzlappen zu holen, während die beiden Männer - na ja: der Vampir und der Gestaltwandler - den Rockerknaben zur Hintertür hinaustrugen. Als Sam und Bubba zurückkehrten - mit ihnen ein Hauch kalter Winterluft -, hatte ich den Fußboden im Flur und in der Männertoilette bereits gewischt, so wie ich es auch getan hätte, wäre die Toilette wirklich verstopft gewesen und übergelaufen. Im Flur hatte ich noch dazu ein wenig Raumspray versprüht, um insgesamt die Luftqualität zu verbessern.
    Nur gut, daß wir so schnell gewesen waren: Kaum hatte ich die Tür zur Bar entriegelt, da stieß Kevin sie auch schon auf.
    „Hier hinten alles soweit in Ordnung?" wollte er wissen. Kevins Sport ist Laufen, von daher hat er kein Gramm Fett am Leibe. Besonders groß ist er auch nicht. Noch dazu ähnelt er ein wenig einem Schaf und lebt immer noch im Haus seiner Mutter. Aber ganz gleich, wie er rein äußerlich wirken mag: Dumm ist Kevin gewiß nicht. Früher hatte ich ihm manchmal beim Denken zugehört; seine Überlegungen hatten sich immer entweder um Polizeiarbeit gedreht oder um Kenya Jones, die schwarze Amazone, seine Streifenwagen-Partnerin. Momentan jedoch, mußte ich feststellen, drehten sich seine Gedanken eher um uns hier im Flur und unser Verhalten, das ihm verdächtig vorkam.
    „Ich glaube, wir haben es reparieren können", antwortete Sam. „Paß aber auf, ja? Der Boden ist naß, wir haben gerade gewischt. Nicht, daß du mich womöglich noch verklagst!" Bei diesen Worten warf er Kevin ein strahlendes Lächeln zu.
    „Ist jemand bei dir im Büro?" fragte Kevin und wies mit dem Kinn auf Sams geschlossene Bürotür.
    „Einer von Sookies Freunden", antwortete Sam.
    „Na, ich geh mal
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