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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead
Autoren: Charlaine Harris
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lieber an die Arbeit - bißchen Alkohol unter die Leute bringen", verkündete ich munter und grinste die beiden Männer an, während ich mit einer Hand oben auf meinem Kopf überprüfte, ob mein Pferdeschwanz noch richtig saß. Dann suchte ich das Weite, so schnell mich meine Reeboks trugen. Der Gastraum war fast leer, und die Kollegin, die ich ablösen sollte (Charlsie Tooten), wirkte bei meinem Anblick ziemlich erleichtert. „Nichts los hier heute", murmelte sie. „Die Typen an Tisch sechs halten sich jetzt schon über eine Stunde an einem einzigen Krug Bier fest, und Jane Bodehouse hat wirklich jeden Mann angebaggert, der reingekommen ist. Kevin kritzelt schon den ganzen Abend irgendwas in ein Notizbuch."
    Rasch warf ich einen Blick hinüber zum einzigen weiblichen Gast des Abends, bemüht, mir nicht anmerken zu lassen, wie zuwider mir der Anblick war. Wo Alkohol ausgeschenkt wird, da sammeln sich unweigerlich auch Trinker, jede Kneipe kriegt ihr Quantum davon ab. Sie kommen, sobald man aufmacht und gehen erst, wenn man schließt. Jane Bodehouse war eine unserer Alkis. Für gewöhnlich trank Jane zu Hause, aber alle zwei Wochen etwa kam es ihr in den Sinn, uns heimzusuchen und vielleicht einen Mann aufzugabeln. Das Aufgabeln gestaltete sich immer schwieriger. Jane war mittlerweile nicht nur weit über fünfzig, noch dazu merkte man ihr inzwischen die gut zehn Jahre an, in denen sie wenig geschlafen und sich schlecht ernährt hatte.
    In jener Nacht sah ich gleich, daß Jane beim Schminken völlig danebengelegen hatte, was die tatsächlichen Umrisse ihres Mundes und ihrer Augen betraf. Das Resultat war bizarr und bedenklich. Wir würden wohl bald ihren Sohn anrufen und ihn bitten müssen, seine Mutter abzuholen. Daß Jane nicht mehr fahren konnte, hatte ich mit einem einzigen Blick festgestellt.
    Ich dankte Charlsie mit einem Kopfnicken und winkte dann Arlene, meiner anderen Kollegin, die an einem der Tische mit ihrer neuen Flamme Buck Foley zusammen hockte, zu. Wenn Arlene sich einmal hingesetzt hatte, dann war wirklich Totentanz angesagt! Meine Kollegin winkte zurück, wobei die roten Locken fröhlich um ihr Gesicht tanzten.
    „Wie geht's den Kurzen?" rief ich, während ich mich daranmachte, ein paar der Gläser wegzustellen, die Charlsie aus der Spülmaschine geräumt hatte. Eigentlich kam ich mir ganz normal vor - bis ich dann feststellte, daß meine Hände zitterten wie Espenlaub.
    „Prima! Coby hat ein reines Einserzeugnis nach Hause gebracht, und Lisa war Siegerin im Buchstabierwettbewerb!" gab meine Kollegin mit einem stolzen Lächeln zurück. Jeder, der mir weismachen wollte, eine vierfach geschiedene Frau könne unmöglich eine gute Mutter sein, wurde von mir an Arlene verwiesen. Weil ich meine Kollegin gern habe, warf ich auch Buck an ihrer Seite ein Lächeln zu. Buck ist der perfekte Repräsentant für die Art von Mann, mit denen Arlene sich gern einläßt: Sie sind allesamt nicht gut genug für sie.
    „Ach wunderbar!" erwiderte ich auf die schulischen Leistungen ihrer Kinder bezogen. „Die beiden schlagen ganz nach der Mama: kluge Köpfchen eben."
    „Hör mal, hat dieser Typ dich gefunden?"
    „Was für ein Typ?" fragte ich, obwohl ich das dumpfe Gefühl hatte, die Antwort bereits zu kennen.
    „Der Rocker. Er fragte mich, ob ich die Kellnerin sei, die mit Bill geht. Für die hätte er nämlich was abzugeben."
    „Meinen Namen kannte er nicht?"
    „Nein. Komisch, nicht? Oh Gott! Sookie! Wenn er deinen Namen nicht kannte, kann er unmöglich von Bill geschickt worden sein!"
    Wenn Arlene so lange gebraucht hatte, sich das zurechtzulegen, dann hatte Coby seinen Grips ja vielleicht doch vom Vater. Egal: Ich liebe Arlene, weil sie so ist, wie sie ist, nicht ihres Verstandes wegen.
    „Ja und? Was hast du ihm gesagt?" Ich strahlte Arlene an, und zwar mit meinem nervösen Lächeln, nicht mit dem echten. Wenn ich mein nervöses Lächeln aufgelegt habe, dann bekomme ich das manchmal noch nicht einmal richtig mit.
    „Ich sagte, mir sind Männer lieber, wenn sie noch warm sind und atmen." Arlene lachte. Manchmal konnte sie unglaublich taktlos sein. Ich nahm mir vor, demnächst einmal gründlich darüber nachzudenken, warum ich Arlene als Freundin betrachtete. „Nein, Dummchen, das habe ich doch nicht wirklich gesagt! Ich habe ihm lediglich mitgeteilt, daß du die Blondine bist, die um neun Uhr zur Schicht kommt."
    Herzlichen Dank, Arlene! Der Angreifer hatte also gewußt, wer ich war, weil meine beste
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