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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra
Autoren: Felix Thijssen
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ist ein Psychopath! Was willst du aus dem schon rauskriegen? Lebenslänglich plus lebenslange psychiatrische Sicherheitsverwahrung – eine einmalige Kombination. Er sitzt in Breda ein. Geh ruhig hin, aber im Grunde kannst du es dir auch sparen.«
    »Warum denn?«
    »Er hat alles getan. Du könntest ihm das Gerippe der enthaupteten Anna Boleyn zeigen und er würde sagen: ›Ich war’s.‹«
    Ich zögerte einen Moment und sagte dann: »Eine Frau verunglückt und ein paar Jahre später wird eine andere Frau unter dem Tennisplatz verscharrt.«
    »Hm. Cleopatra saß aber mit Sicherheit in dem abgestürzten Flugzeug nach Teneriffa. Außerdem haben wir ihre Krankenhausakten; soweit wir feststellen können, hat sie sich nie das Bein gebrochen.«
    »Aber ihre Leiche wurde nie identifiziert.«
    »Die von der angeblichen Freundin auch nicht. Genauso wenig wie Dutzende Leichen anderer Passagiere. Vollständig verbrannt, die Überreste im Umkreis von einem Kilometer verteilt. Bei Cleopatra hatten sie zumindest das Glück, dass Reste ihres Gepäcks gefunden wurden. Darüber besteht kein Zweifel.«
    »Warum sagtest du ›angebliche Freundin‹?«
    Er zog eine ironische Grimasse und zuckte die Schultern. »Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, weißt du. Und die Jungs von der Staatsbehörde auch. Es gab Streit, sehr plötzliche Urlaubspläne. Das Problem ist, dass alle die Sache mit Samthandschuhen anfassen, weil es sich um Cleveringa handelt. Jedenfalls sind wir von dem Fall abgezogen worden, egal, was für ein Tamtam Vrijman macht. Die Sache geht jetzt zu den Bonzen ganz nach oben.«
    »Was sagst du denn dazu?«
    »Ich kann dir sagen, wie es ablaufen wird. Die Bonzen hängen Hugo Balde, dem Brabanter Serienmörder, das Skelett an. Er war mindestens acht Jahre aktiv, bevor sie ihn vor zehn Jahren geschnappt haben. Er hatte die feste Angewohnheit, seinen Opfern Kopf und Hände abzuhacken. Meulendijk hat doch alle Informationen?«
    »Ja, schon. Der Zeitraum passt, aber die Leichen hat man doch hauptsächlich in Brabant und Zeeland gefunden.«
    »Hugo ist ein eiskalter Hund. Der kommt sein Leben lang nicht mehr raus, also warum sollte er uns helfen? Das Einzige, was der sagt ist: ›Ach, wisst ihr, es liegen überall welche rum‹, grinst und ist stolz drauf.«
    »Das passt ja prima, findest du nicht?«
    Gert nickte nachdenklich. »Vrijman regt sich auch darüber auf, aber es wird darauf hinauslaufen, dass Hugo mit einer Leiche im Kofferraum an der Vecht entlanggefahren ist und gesehen hat, wie der Tennisplatz angelegt wurde. Heute würde ihm so etwas nicht mehr gelingen, aber damals war die Bewachung noch nicht so streng. Wenn es nachts passiert ist …«
    »Vor fünfzehn Jahren war die Mauer aber auch schon da. Von der Straße aus kann man den Tennisplatz nicht sehen. Der Täter muss das Haus gekannt und gewusst haben, dass der Platz angelegt wurde.«
    Gert schnaubte. »Richtig.«
    »Und sogar, dass am nächsten Tag betoniert werden sollte. Das schränkt den Kreis der Verdächtigen doch ziemlich ein. Hast du herausgefunden, wer der Bauunternehmer war?«
    »Ich dachte, du wüsstest das alles?« Gert langte nach den Bitterballen, fühlte mit den Fingern, ob sie ausreichend abgekühlt waren, und steckte sich einen in den Mund.
    »Keine Einzelheiten«, antwortete ich. »Nur, dass der Platz 1983 angelegt wurde.«
    »Das ist das Erste, was wir überprüft haben«, sagte Gert. »Auch wenn es zunächst mal darum ging, den Zeitpunkt des Todes in etwa einzugrenzen.«
    Wir schauten uns an und dachten dasselbe. Wenn ein Skelett gefunden wird, ist nichts schwieriger, als den Zeitpunkt des Todes zu bestimmen, jedenfalls, wenn er mehr als zehn Jahre zurückliegt und die Eiweiße unlöslich geworden sind. Die Leiche lag in trockenem Boden, unter dem Beton – es könnte zehn Jahre gedauert haben, bis sie vollständig skelettiert war. Das Alter des Menschen zum Zeitpunkt seines Todes hingegen ist mit Hilfe radioaktiver Messungen und Kohlenstoff-Tests einfacher festzustellen. Sie war etwa dreißig Jahre alt. Das Geschlecht konnte man anhand des so genannten stumpfen unteren Schambeinastes bestimmen, die Größe anhand der langen Röhrenknochen. Sie war einen Meter achtundsechzig groß.
    »Und wenn sie schon fünfzig Jahre da gelegen hat?«
    »Der Bauunternehmer schwört, dass das unmöglich sei, und ich glaube ihm. Als sie den Platz angelegt haben, haben sie den Boden etwa einen Meter tief ausgehoben, und wenn sie schon dort gelegen hätte,
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