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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra
Autoren: Felix Thijssen
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eine Zwangsjacke für mich ordern sollte oder nicht. Ich lächelte der Telefonistin zu, die sehr attraktiv aussah in ihrem Kostüm, und sie lächelte freundlich zurück. Sie hatte eine schöne Stimme, aber deswegen war sie natürlich auch ausgewählt worden. »Büro Meulendijk. Guten Tag. – Ich verbinde Sie weiter.« Sie hätte zur Operette gehen können.
    Ein junger Mann kam quer durch die Empfangshalle auf mich zu. »Herr Winter? Mein Name ist Hans van Teilingen. Würden Sie mir bitte folgen?«
    Ich folgte Hans van Teilingen zum Lift.
    Ich hatte ein paar Mal als Zeuge bei Gerichtsverhandlungen mit Meulendijk zu tun gehabt, damals, als er noch kein Monument, sondern einfach nur ein Staatsanwalt war. Einmal hatte er mich in die Staatsanwaltschaft bestellt, um mich wegen einer Diamanten-Sache um meine Meinung zu fragen. Ich bildete mir nicht ein, dass ich einen unvergesslichen Eindruck bei ihm hinterlassen hatte, und genauso wenig konnte ich mir vorstellen, dass er meine Kleinanzeigen gelesen hatte. Trotzdem tat er auf seine ihm eigene feierliche Art so, als freue er sich, mich zu sehen.
    »Ah.« Er stand auf und hielt mir die Hand hin. Er hatte ein geräumiges Büro im zweiten Stock mit einer Wandvertäfelung aus dunklem Holz, dicken Polstermöbeln und schweren Gardinen, gediegenen Wandschränken und einem großen Konferenztisch. Bei den Bildern handelte es sich um gute Reproduktionen: Landschaften und ein Stillleben von Frans Hals. Nichts Außergewöhnliches – er versuchte nicht, mit Luxus Eindruck zu schinden. Er wollte seinen Besuchern lediglich klarmachen, dass sich ihre Angelegenheiten in zuverlässigen Händen befanden. »Herr Winter – Max, nicht wahr? Setzen Sie sich. Darf ich Max …?«
    »Woher das Interesse?«, fragte ich ihn.
    »Interesse?«
    »Der Mann im Renault wurde allmählich auffällig.«
    Er runzelte die Stirn. »Den hast du bemerkt …«
    Ich sagte nichts.
    »Wir überprüfen die Leute sorgfältig, bevor wir … Ich bekam einen Tipp vom Dienststellenleiter.«
    »Bevor wir was, Herr Meulendijk?«
    »Bernard«, sagte er. »Wenn wir unter uns sind. In der Öffentlichkeit hingegen …«
    »Bevor wir was, Bernard?«
    »Bei manchen Fällen schalten wir Außenstehende ein. Zum einen, weil wir viel Arbeit haben, und zum anderen, weil es manchmal besser ist …«
    »Wegen der Verantwortung und eventueller Schadensersatzklagen?«
    Er ignorierte meinen Einwurf. »Wir können später über eine feste Anstellung sprechen, falls du interessiert bist. Wir haben bisher zwei freie Mitarbeiter, du wärst der dritte. Ich kann dir keine bestimmte Menge an Aufträgen garantieren, aber wir zahlen gut und sind auch bei den Spesen nicht knauserig. Ich weiß, welche Dinge dir liegen und welche nicht. Darauf nehmen wir immer Rücksicht. Du wirst einen Vertrag unterschreiben müssen, in dem die grundsätzlichen Bedingungen festgelegt werden. Was hältst du davon?«
    Sieben vollständige Sätze und es kamen noch mehr. Er konnte es, wenn es sein musste. »Ich werde darüber nachdenken«, versprach ich.
    »Ich will ja kein Salz in die Wunde streuen«, bemerkte er ungerührt. »Aber du hast nicht besonders viel zu tun und deine Etage ist teuer. Du warst ein guter Kriminalbeamter und es ist schade, dass du deine Zeit und Energie mit der Suche nach gestohlenen Autos vergeudest. Ich hätte sofort einen Auftrag für dich, wenn du das hier unterzeichnest.«
    Er zog drei aneinander geheftete Seiten aus seiner Schreibtischschublade und reichte sie mir. Ein fertiger Vertrag; mein Name war schon eingetragen. Ich verspürte keinen Ärger darüber, dass sie offensichtlich alles über mich wussten, einschließlich der Tatsache, dass ich ihr Angebot kaum ablehnen konnte. Warum hätte ich mich über die Vorgehensweise des Büros Meulendijk aufregen sollen? Ich hätte einfach aufstehen und weggehen können. Aber Bernard hatte natürlich Recht.
    »Lies ihn dir nebenan in aller Ruhe durch. Wenn du damit einverstanden bist, kannst du ihn unterschreiben und bei meiner Sekretärin hinterlassen. Du erhältst deine Aufträge direkt von mir und deine Berichte gehen ebenfalls direkt an mich, mündlich oder schriftlich in einem verschlossenen Umschlag. Außer mir, meiner Sekretärin und Buchhalter Kuiters, der sich um deine Bezahlung kümmert, weiß niemand hier von den freien Mitarbeitern und das soll auch so bleiben. Du wirst bald von mir hören.«
    Als ich die Tür des Seiteneingangs öffnete, kam gerade Setsuko mit ihrem Geigenkasten die
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