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Clementines verrückte Woche

Clementines verrückte Woche

Titel: Clementines verrückte Woche
Autoren: Sara Pennypacker
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Jacken. Ich öffnete den Umschlag.
    Darin waren aber keine Plakate. Nur ein dickes blaues Buch.
    CLEMENTINES FREUNDSCHAFTSBUCH stand vorn über meinem Schulfoto.
    Ich ließ das Buch fallen. Meine Mom hob es auf. »Wie nett«, sagte sie. »Komm, wir lesen es!«
    »Mom!«, schrie ich. »Die haben das schon am Freitag über mich geschrieben! Als sie mich noch für eine gute Freundin gehalten haben, weil ich ihnen helfen wollte, ihre Räder zu schmücken. Aber ich bin doch bei der Radtour nicht aufgetaucht, und jetzt halten sie mich für die Feindin des Jahres und nicht für die Schülerin der Woche!«
    Ich schnappte mir das Buch, stürzte in mein Zimmer und feuerte es unters Bett. Mein Dad nennt die Stelle unter meinem Bett das Schwarze Loch, und ich wünschte ausnahmsweise mal, er hätte Recht – ich wünschte, da unten würde alles für immer verschwinden.
     

     
    Dann rannte ich zu Margret hoch.
    Mitchell machte die Tür auf. »Ich hab den Aushang in der Halle gelesen. Kamillosan ist verschwunden? Mist, das ist übel. Ich gehe jetzt zu einem Freund, aber wenn du ihn noch nicht gefunden hast, wenn ich zurückkomme, dann helfe ich dir suchen.«
    Ich dankte ihm und fragte nach Margret.
    »Sie ist gerade mit unserem Dad weggefahren«, sagte er. »Morgen Abend ist sie wieder zurück.«
    »Na ja, ich brauche sie ja eigentlich gar nicht«, sagte ich. »Nur meine Plakate – sie hat aus Versehen alle meine Kater entlaufen -Plakate mitgenommen. Weißt du, wo die sind?«
    »Ich habe Margret gesehen, als sie nach Hause gekommen ist – ohne Plakate, Küken. Nur mit einer riesigen Palme.«
    »Sie hat sie nicht mitgebracht? Bist du sicher? Ich brauche sie aber!« Ich spürte, wie meine Tomatenaugen sich wieder füllten, und ich rieb sie, damit Mitchell mich nicht für ein Baby hielt.
    »Sie hat deine Plakate mitgenommen? Mannomann. Dass sie zu mir gemein ist, ist normal. Ich bin ihr Bruder. Aber dich mag sie doch, Clementine. Was hast du bloß angestellt, dass sie so wütend auf dich ist?«
    »Nichts! Ich habe ihr Freundschaftsbuch angefasst – das ist alles. Ich habe das Klebeband abgemacht, das du draufgeklebt hattest, und als ich es ihr zeigen wollte, dachte sie, ich hätte darin gelesen, und da ist sie durchgedreht.«
    »Ach so, ihr Freundschaftsbuch«, sagte Mitchell, als ob das alles erklärte.
    »Aber ich habe es nicht gelesen, Mitchell! Und es ist doch gar kein Tagebuch – es ist nicht privat! Ich habe gar nichts gemacht! Und dann ist sie so wütend, dass sie meine Plakate weggeworfen hat? So wütend, dass sie nicht will, dass ich meinen Kater wiederfinde?«
    Mitchell schwieg eine Minute lang und ich konnte sehen, dass er mit sich kämpfte. »Okay. Sag ihr nicht, dass ich dir das verraten habe, Küken, aber … ihr Buch ist fast leer. Das ist ihr peinlich – nur ein paar Seiten sind beschrieben. Mehr ist den anderen aus ihrer Klasse nicht eingefallen – nur ein paar Seiten.«
    »Oh. Oh.« Etwas anderes fiel mir nicht ein, als Mitchell mir zum Abschied zuwinkte und sagte, dass er hoffte, ich würde meinen Kater wiederfinden.
     

11. KAPITEL
    An diesem Abend schlief meine ganze Familie mit mir im Wohnzimmer. Aber am Sonntagmorgen rollte meine Mom ihre Yogamatte aus und mein Dad ging Bagels und die Zeitung holen. Nach dem Frühstück legte er sich mit der Zeitung auf das Sofa und mein Bruder krabbelte neben ihn und tat so, als lese er Comics.
    Ich konnte es einfach nicht fassen. Meine Familie benahm sich, als ob das ein ganz normaler Tag in unserem normalen Leben wäre.
    »Verzeihung«, sagte ich, sehr laut, auch wenn die Regel lautet: Ruhe beim Yoga und beim Zeitunglesen am Sonntagmorgen. »Verzeihung, aber hier fehlt jemand.«



»Daran können wir heute nicht viel machen, Kumpel«, sagte mein Vater. »Die Polizei und der Tierschutzverein sind informiert und wir haben Plakate aufgehängt. Jetzt können wir einfach nur noch abwarten.«
    » Abwarten? Du meinst, gar nichts tun ? Und wenn ich das nun wäre? Würdet ihr einfach abwarten, wenn ich verschwunden wäre?«
    »Natürlich nicht«, sagte mein Dad.
    »Gut, also gehen wir. Wir machen uns auf die Suche, und wir lassen noch mehr Plakate drucken und hängen sie auf.«
    »Dein Dad hat Recht, mein Schatz«, sagte meine Mom. »Draußen gießt es, es hat also gar keinen Sinn, neue Plakate aufzuhängen. Außerdem wette ich, dass Kamillosan jetzt in irgendeinem Haus ist. Bestimmt geht es ihm gut. Wir können ihn gar nicht finden – die Leute, die ihn haben, müssen
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