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Clementines verrückte Woche

Clementines verrückte Woche

Titel: Clementines verrückte Woche
Autoren: Sara Pennypacker
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mir, war sie ganz besonders nett gewesen.
    Aber dann fiel mir etwas ein. »Das war gestern. Tausend Menschen haben gestern von Kamillosan gehört. Aber niemand hat angerufen.«
    »Aber heute werden durch die Zeitung noch weitere Tausende von ihm erfahren, Kumpel«, sagte mein Dad. »Ich glaube, jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit.«
    Dieser Tag hatte dreihundert Stunden. Ich sah in der Zeitung nach, ob es wirklich die richtige Telefonnummer war, und dann überprüfte ich alle paar Minuten, ob das Telefon auch funktionierte. Ich stand am Fenster und hielt Ausschau nach Katzenpfötchen, die durch den Regen liefen, bis meine Beine wehtaten. Und immer wieder zeichnete ich Kamillosan: ausgestreckt in der Sonne, beim Angriff auf eine Fliege, in Bänder verwickelt, beim Absturz in den Mülleimer. Und bei jeder Zeichnung fehlte er mir noch mehr.
     

     
    Meine Familie verhielt sich weiter, als ob es ein normaler Sonntag wäre, ich schaute weiter aus dem Fenster und zeichnete meinen kleinen Kater, und das Telefon klingelte weiter nicht.
    Bis es das dann am späten Nachmittag doch noch tat.
    Meine Mom ging hin. Sie hörte eine Weile zu, und dann breitete sich ein Lächeln über ihr Gesicht aus. Für ungefähr eine Minute war ich sauer auf sie, denn wie konnte sie an so einem Tag lächeln? Dann hörte ich sie sagen: »Ich glaube, Sie sollten mit meiner Tochter sprechen.«
    Ich schnappte mir das Telefon.
    »Ich habe hier ein Kätzchen«, sagte am anderen Ende der Leitung eine Männerstimme. »Ein überaus neugieriges Kätzchen. Ich habe den Artikel in der Zeitung gelesen und wollte fragen, ob es vielleicht das Kätzchen ist, das Sie suchen.«
    »Ist er …?«, und dann ging mein Hals zu, weil ich mir so sehr wünschte, dass es Kamillosan war.
    Meine Mom sah, dass ich nicht sprechen konnte, und nahm den Hörer zurück. Sie setzte mich auf ihre Hüfte, als ob ich drei Jahre alt wäre, und sogar das war mir egal, ich hörte ihr nur beim Reden zu.
     

     
    »Ist er rot und wuschelig und an die vier oder fünf Monate alt?«, fragte sie den Mann. »Sieht er sehr gut gepflegt aus?«
    Ich bohrte meinen Kopf gegen den Hals meiner Mom und zitterte viel zu sehr, um seine Antwort zu hören.
    »Das hört sich nach ihm an«, sagte meine Mom. »Wo wohnen Sie denn?«
    Meine Mom hörte zu und dann wurde sie am ganzen Körper schlaff. »Ach«, sagte sie. »Ach, wie schade. Der Kater, den wir suchen, ist am Donnerstagabend in Boston verschwunden. So weit kann er kaum gelaufen sein …«
    Meine Mom schaute mich mit einem Tut-mir-leid-Gesicht an. Ich schaute mit einem Mir-egal-wir-müssen-das-überprüfen-Gesicht zurück.
    »Vermutlich ist es nicht unser Kater«, sagte meine Mutter zu dem Mann am Telefon. »Aber geben Sie mir Ihre Adresse – wir würden ihn uns trotzdem gern mal ansehen.«

12. KAPITEL
    Mein Dad fuhr mit mir hin und sagte mir die ganze Zeit, ich sollte mir nicht zu große Hoffnungen machen. »Dieses Kätzchen saß Donnerstagabend vor seiner Tür«, sagte er. »In Quincy. Das ist fast fünfzehn Meilen von hier. Selbst wenn Kamillosan so weit laufen könnte, hätte er das in so wenigen Stunden niemals schaffen können.« Ich versuchte ihm nicht zuzuhören.



Endlich kamen wir bei der Adresse an. Wir klopften an die Tür. Ein Mann machte auf. Er hatte einen kleinen Kater auf dem Arm.
    » George ! «, rief mein Vater, als er den Mann sah.
    » Stöpsel ! «, rief George, der Klempner, als er mich sah.
    » Kamillosan ! «, rief ich, als ich das Kätzchen sah.
    Kamillosan sprang in meine Arme und dann redeten wir alle wild durcheinander und versuchten dahinterzukommen, was passiert war.
    »Auf die Idee wäre ich nie gekommen«, sagte George immer wieder. »Ich kam Donnerstagabend nach Hause, zog meinen Schlüssel hervor, um die Tür aufzumachen, sah nach unten und da saß dieser Kleine. Ich dachte, er wäre hier aus der Gegend. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er in meinem Lieferwagen gewesen sein könnte.«
     

     
    »Er muss in Ihren Werkzeugkasten geklettert sein«, sagte ich. »Er geht gern auf Entdeckungsreisen.«
    »Hier war er auch ganz schön neugierig«, sagte George. »Feiner kleiner Kerl. Witzig. Er wird mir fehlen. Aber ich kann ihn ja ab und zu mal besuchen, oder?«
    Wir fuhren nach Hause und Kamillosan hatte sich um meinen Hals gewickelt. Er schnurrte mir ins Ohr, bis er einschlief, und das lag sicher daran, dass es ihn so angestrengt hatte, in einem fremden Haus den glücklichen Kater zu spielen.
    Mein
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