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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac
Autoren: Jules Verne
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nicht eingehen; neben dem materiellen Verluste liege auch noch eine moralische Schädigung vor u.s.w. u.s.w.
    Daraufhin kommt Pan-Chao ins Feuer, und obwohl wir von seinen Reden nichts verstehen, errathen wir doch, daß er von Kinko’s Muthe spricht, von der Entschlossenheit, mit der er sein Leben eingesetzt habe, um das der Reisenden zu retten, und endlich, als äußerstes Hilfsmittel, weist er allem Anscheine nach darauf hin, daß nur seinem Clienten die Erhaltung des kaiserlichen Schatzes zu verdanken sei.
    Nutzlose Beredtsamkeit: Alle Entschuldigungsgründe vermögen einen unerbittlichen Richter, der während seiner langen Amtsführung kaum zehn Angeklagte freigesprochen hat, nicht umzustimmen. Die Bastonnade soll dem Delinquenten zwar geschenkt sein, er verurtheilt ihn aber zu sechs Monaten Gefängniß und Schadenersatz (nebst Zinseszinsen) an die Groß-Transasiatische Bahngesellschaft. Dann führt man auf ein Zeichen dieser zweibeinigen Verurtheilungsmaschine den armen Kinko ab.
    Die Leser des »XX. Jahrhundert« mögen es sich jedoch ersparen, das Schicksal Kinko’s zu beklagen. Sollt’ ich damit auch einen Bericht von hundert Zeilen einbüßen, so zieh’ ich es doch vor, gleich zu verkünden, daß sich für ihn Alles zum Besten wendete.
    Am nächsten Tage schon hielt Kinko seinen Triumpheinzug in das betreffende Haus der Cha-Chuastraße, wo wir Alle eben vereinigt waren und Frau Caterna ihren mütterlichen Trost über die unglückliche Zinca Klork ergoß.
    Die Tagesblätter hatten sich des Vorgangs bemächtigt. Der »Chi-Bao« von Peking und die »Chinese Times« von Tien-Tsin traten begeistert für die Begnadigung des jungen Rumänen ein. Diese Rufe nach Erbarmen waren bis zu den Füßen des Sohnes des Himmels gedrungen – sogar bis zur Stelle, wo sich dessen kaiserliche Ohren befinden. Daneben hatte Pan-Chao Seiner Majestät noch eine Bittschrift übermittelt, worin er die Vorfälle während der Fahrt schilderte und mit Nachdruck darauf hinwies, daß ohne die Opferwilligkeit Kinko’s das Gold und die Edelsteine sich jetzt in den Händen Farusklar’s und seiner Raubgenossen befinden würden. Und – bei Buddha! – das verdiente doch etwas andres als sechs Monate Gefängniß!
    Ja, das verdiente eine Belohnung von fünfzehntausend Taëls, d.h. mehr als hunderttausend Francs, und in einer Eingebung von Großmuth ließ der Sohn des Himmels diese, unter Aufhebung des Urtheils, an Kinko übermitteln.
    Ich verzichte auf die Schilderung der Freude, des Glücks, des seeligen Rausches, den diese von Kinko selbst überbrachte Mittheilung bei allen seinen Freunden hervorzauberte – am meisten natürlich bei der hübschen Zinca Klork. Das ließe sich in gar keiner Sprache richtig ausdrücken – nicht einmal in der chinesischen, obwohl diese so willig die unglaublichsten Metaphern bietet.
    Und nun mögen mir die Abonnenten des »XX. Jahrhundert« noch gestatten, den Bericht über meine, im Notizbuche unter 1 bis 11 verzeichneten Reisegefährten abzuschließen.
    Nummer 1 und 2, Fulk Ephrjuell und Miß Horatia Bluett: In Ermangelung der nöthigen Uebereinstimmung bezüglich gewisser in ihrem Ehecontracte vorgesehener Tantièmen, haben sie sich drei Tage nach der Ankunft in Peking wieder scheiden lassen. Es ist nun, als ob die Trauung während der Fahrt auf der Groß-Transasiatischen Bahn überhaupt nicht stattgefunden hätte, und Miß Horatia Bluett ist einfach Miß Horatia Bluett geblieben. Gott geb’ es, daß die dürre Händlerin reiche Haarernten von chinesischen Köpfen einheimse, und daß der nüchterne Handelsreisende recht viele Gaumen des Himmlischen Reiches mit seinen künstlichen Zähnen zu möbliren habe!
    Nummer 3, der Major Noltitz: Er ist für das Krankenhaus beschäftigt, das auf Kosten der russischen Regierung in Peking errichtet werden soll, und als die Stunde unsers Abschieds schlug, fühlte ich, daß ich einen wirklichen Freund dort weit von meiner Heimat zurückließ.
    Nummer 4 und 5, Herr und Frau Caterna: Nach dreiwöchentlichem Aufenthalt in der Hauptstadt des Himmlischen Reiches ist der liebenswürdige Komödiant mit der reizenden Soubrette nach Shangaï abgereist, wo Beide zur Zeit die Künstlerzierde der französischen Niederlassung bilden.
    Nr. 6, der Baron Weißschnitzerdörfer, dessen unaussprechlichen Namen ich hiermit zum letztenmale niederschreibe: Nun, dieser Weltreisende hat nicht allein den Dampfer nach Tien-Tsin, sondern einen Monat später auch das Packetboot nach Yokohama
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