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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt
Autoren: Christopher Ross
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Vergleiche.
    Clarissas erster Blick galt dem Hügelkamm, auf dem Bones verharrt und sie angeblickt hatte. Dort war niemand zu sehen. Sie wäre gern auf den Hügel gestiegen, um Spuren oder einen anderen Beweis dafür zu finden, dass er in der Nacht tatsächlich dort gestanden hatte, aber der Aufstieg würde viel zu lange dauern, und man würde sie wahrscheinlich für verrückt erklären. Selbst Alex hatte ihr nie abgenommen, dass Bones tatsächlich ihr Schutzgeist war.
    Wahrscheinlich hatte sie nur schlecht geträumt, und ihre ganze Aufregung war umsonst. Auch wenn sie vor dem Gesetz schon verheiratet waren, stand ihr doch ein wichtiger und einschneidender Moment in ihrem Leben bevor, und es kam nicht von ungefähr, dass sie nervös war, und ihre Fantasie seltsame Blüten trieb. Was sollte schon passieren? Sie waren unter guten Freunden und Bekannten, die sie gegen sämtliche Störenfriede schützen würden, und weder bei Alex noch bei ihr bestand die geringste Gefahr, dass sie die entscheidende Frage des Pfarrers mit »Nein« beantworteten. Es war nur die übliche Nervosität vor dem großen Ereignis, die wohl jede Frau empfand. Sie hatte schon von Frauen gehört, die wenige Stunden vor der Trauung ihre Hochzeit absagen wollten.
    Nein, so verrückt war sie nicht. In Alex hatte sie den Mann gefunden, nach dem sie sich ihr ganzes Leben gesehnt hatte, einen rauen Burschen, der auch mal über die Stränge schlagen konnte, wenn er mit anderen Männern zusammen war, sich ihr gegenüber jedoch so sanft und gefühlvoll gab, wie er es wohl selbst nicht für möglich gehalten hätte. Kein Angeber wie viele Männer, die sie in Vancouver kennengelernt hatte, aber auch kein ungehobelter Wilder, der sich eine Indianerin oder ein leichtes Mädchen für den Winter kaufte.
    Ein leises Geräusch ließ sie zusammenzucken, als ob jemand einen Kiesel gegen die Hauswand geworfen hätte. Sie trat noch dichter an das Fenster heran und schreckte sofort wieder zurück, als ein Kiesel die Scheibe traf und ein klirrendes Geräusch hinterließ. Verstört schob sie das Fenster nach oben.
    In der schmalen Gasse zwischen der Pension und dem Nachbarhaus stand Maggie, ihre indianische Freundin aus Kwinitsa, die Frau, die ihr Hochzeitskleid genäht hatte. »Maggie!«, rief sie mit gedämpfter Stimme nach unten. »Was tust du denn hier? Die Trauung beginnt doch erst um zehn.«
    »Ich muss dich dringend sprechen!«, rief Maggie.
    »Komm zur Hintertür! Ich mache dir auf.«
    Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe und stieg leise die Treppe hinunter. Im Haus brannte kein Licht. Es war noch keine sechs, und sie hatte sich erst für acht Uhr mit Mary Redfeather zum Frühstück verabredet. Sie öffnete die Tür. »Maggie! Was ist denn passiert? Bist du mit dem Hundeschlitten hier?«
    »Steht vor dem Haus. Darf ich reinkommen?« Sie klang gehetzt.
    »Natürlich.« Clarissa zog die Tür auf und machte den Weg zur Treppe frei. »Aber sei leise! Mary schläft noch.« Sie schloss die Tür und folgte Maggie.
    In ihrem Zimmer blieben beide stehen.
    »Ich bin gekommen, um dich zu warnen«, sagte Maggie. Sie war einige Jahre jünger als Clarissa, trug eine Jacke, die sie aus einer Decke der Hudson’s Bay Company geschneidert hatte, Männerhosen und feste Stiefel. Ihre halblangen Haare ragten unter einer Biberfellmütze hervor. »Ein Mann hat in Kwinitsa nach dir gefragt. Er behauptet, du wärst … Du wärst eine gemeine Diebin.«
    Clarissa sank entsetzt auf ihr Bett zurück. Das war es also! Sie hatte sich Bones nicht eingebildet, er war ihr tatsächlich gefolgt und hatte sie schon vor Einbruch der Nacht gewarnt. »Frank Whittler?«, fragte sie, nachdem sie sich einigermaßen von ihrem Schrecken erholt hatte. »Hieß er Frank Whittler?«
    »Er hat mir seinen Namen nicht gesagt, aber er trägt eine teure Pelzjacke und hat genug Geld dabei, um einen Indianer zu bezahlen, der ihn mit seinem Hundeschlitten durch das Land fährt. Er ist ein reicher und bedeutender Mann. Er behauptet, du hättest ihm mehrere hundert Dollar gestohlen, und er hätte sogar einen glaubhaften Zeugen dafür.«
    »Unsinn! Was hast du ihm geantwortet, Maggie?«
    Das Gesicht der Freundin heiterte sich etwas auf. »Ich habe ihm gesagt, dass ich eine Frau, auf die seine Beschreibung passt, auf der Wagenstraße nach Williams Lake getroffen hätte. Du hättest mir verraten, dass du in die Vereinigten Staaten unterwegs wärst … über die Grenze. Du hättest es eilig gehabt.«
    »Und er hat dir
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