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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt
Autoren: Christopher Ross
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geglaubt?
    Ihr Lächeln verstärkte sich. »Wenn es sein muss, bin ich eine gute Lügnerin. Nicht mal der Indianer schöpfte Verdacht. Er kommt aus dem Süden … Er weiß nichts. Frank Whittler hat keine Ahnung, dass du hier bist, Clarissa.«
    »Vielleicht doch. Ich bin hier nicht mehr sicher, Maggie.«
    »Willst du wegziehen?«
    »Wäre vielleicht das Beste«, antwortete sie ihrer Freundin. Die Nachricht von Whittlers Auftauchen hatte sie so aufgewühlt, dass sie jetzt schon darüber nachdachte, die Stadt zu verlassen. Vielleicht hatten sie Whittler unterschätzt und waren nicht weit genug geflohen. Wer wusste schon, was in so einem Mann vorging?
    Sie würde mit Alex darüber sprechen, gleich nach der Hochzeitsnacht. Den feierlichsten Augenblick ihres Lebens würde sie sich nicht durch Whittler verderben lassen. Aber später … In drei Tagen ging das Dampfschiff nach Alaska in Port Essington vor Anker. Wenn sie tatsächlich verschwinden mussten, was sie nicht hoffte, wäre das Land im Hohen Norden ein gutes Ziel, so traurig es wäre, sich von Freunden wie Maggie und Mary Redfeather verabschieden zu müssen. »Bist du sicher, dass er umgekehrt ist?«, fragte sie.
    »Ganz sicher«, erwiderte Maggie. »Er hat noch ein paar andere Leute gefragt, aber die haben ihm wohl was Ähnliches gesagt. Du hast viele Freunde bei meinem Stamm, Clarissa, und in Kwinitsa wohnen fast nur Indianer.« Sie lächelte. »Meine Brüder verfolgen ihn heimlich. Falls er es sich anders überlegt und umkehrt, sagen sie mir Bescheid. Du kannst dich auf sie verlassen, Clarissa.« Sie zögerte. »Du hast ihn doch nicht bestohlen, Clarissa, oder?«
    »Nein, ich habe ihn nicht bestohlen«, antwortete Clarissa leise. Ihr Blick war in das Halbdunkel des Zimmers gerichtet, er wich den Sonnenstrahlen aus, die durch das Fenster fielen und helle Streifen auf den Boden warfen. »Ich habe dir bisher nie von ihm erzählt, weil ich … Ich wollte niemanden damit belästigen. Aber ich habe ihn nicht bestohlen. Das … Das musst du mir glauben, Maggie.«
    »Ich glaube dir … Du bist eine ehrliche Frau.«
    Clarissa hob den Kopf und sah ihrer Freundin in die Augen. »Zieh deine Jacke aus, und setz dich zu mir. Ich erzähle dir, was in Vancouver passiert ist.« Sie wartete, bis die Indianerin neben ihr saß und schilderte ihr in nüchternen Worten, wie Whittler versucht hatte, sie zu vergewaltigen, und wie sie sich erfolgreich gewehrt hatte und geflohen war. »Sie haben uns gejagt, er und seine Männer, aber wir konnten ihnen entkommen, und als man die Brieftasche fand und sich herausstellte, dass ich unschuldig war, glaubten wir, in Sicherheit zu sein.« Dass ihr ein geheimnisvoller Wolf dabei geholfen hatte, verschwieg sie. »Frank Whittler war sehr wütend auf mich, auf mich und Alex, und ich hatte Angst, dass er uns auch weiterhin folgen würde. Ein eingebildeter Stadtfrack wie er kann es nicht verwinden, wenn man ihn in seine Schranken weist. Schon gar nicht, wenn er gegen eine … eine Haushälterin verliert.«
    Sie seufzte bedrückt. »Ich frage mich, warum er plötzlich wieder nach mir sucht … Nach zwei Jahren. Und wer hat ihm verraten, dass Alex und ich nach Norden gezogen sind? Er kennt ja noch nicht mal meinen Namen.«
    »Den Nachnamen schon«, erwiderte Maggie lächelnd. »Ich glaube nicht, dass er dich hier oben vermutet hat. Die meisten Weißen denken doch, hier wäre die Welt zu Ende, und hier lebten nur noch Indianer. Die Idee, so weit nördlich nach dir zu suchen, hatte sicher sein Indianer. Whittler dachte wahrscheinlich, du hättest dich in den Bergen versteckt. In einer einsamen Blockhütte.«
    »Oder dass ich längst in den Staaten bin.« Clarissa schüttelte den Kopf. »Er muss schon sehr verzweifelt sein, wenn er immer noch nach mir sucht. Oder besessen … Ich glaube, er ist besessen. Ein Adeliger, den ich in seiner Ehre verletzt habe, weil ich mich ihm nicht hingegeben habe.« Bei der Erinnerung daran, wie er in ihr Zimmer gestürmt war und ihr sein Knie zwischen die Beine gedrängt hatte, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Sie verzog angewidert ihr Gesicht. »Und er behauptet einen Zeugen zu haben?«
    Maggie nickte. »Ein Mann hätte gesehen, wie du ihm die Brieftasche gestohlen hast. Es wäre so schnell passiert, dass er dich nicht zurückhalten konnte, und du wärst sofort in der Menge verschwunden … in Vancouver.«
    »In Vancouver?« Clarissa hätte beinahe gelacht. »Ich war seit über zwei Jahren nicht mehr in Vancouver!
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