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Clara

Clara

Titel: Clara
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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ist es zu einer Fettembolie der Lunge mit Rechtsherzstauung gekommen. Aber wahrscheinlich ist er an einer Milzruptur gestorben. Die Milz ist gerissen, vermutlich durch die Fußtritte. Und Bonhoeffer sagt, an so was stirbt man ganz fix. Ob der Tote noch eine Hirnverletzung gehabt hat, war nicht mehr festzustellen, denn das Gehirn war ja nicht mehr da.«
    »Hat Arend Fingerabdrücke nehmen können?« fragte Toppe.
    »Ja, das war nicht so schwierig. Er hat irgendwas in die Fingerbeeren gespritzt. Glyzerin, glaube ich. Und dann ging’s.«
    »Hast du sie bei dir?«
    Van Appeldorn sah ihn irritiert an. »Nein, die kriegen wir morgen zusammen mit dem Bericht. Wieso ist es denn plötzlich so eilig?«
    »Es gibt einen Vermißten, dessen Beschreibung auf unseren Toten paßt.« Toppe holte die Anzeige vom Schreibtisch und gab sie van Appeldorn.
    Es klopfte, und Gabi steckte den Kopf herein. »Bleibst du zum Abendbrot, Norbert?«
    »Danke, aber ich möchte schnell nach Hause, in die heiße Wanne und dann ins Bett.«
    Gabi nickte nur und war schon wieder verschwunden.
    Van Appeldorn stand auf und gab Toppe die Vermißtenmeldung zurück. »Willst du heute noch was unternehmen? Die Kleidung von dem Jungen hab ich im Auto.«
    Toppe seufzte. »Mir wird ja wohl nichts anderes übrig bleiben.«
    Van Appeldorn schwieg unbehaglich, und Toppe befreite ihn schnell von seinen Sorgen. »Nein, ich erledige das schon. Du hast dir deinen Feierabend verdient. Gib mir die Klamotten und mach, daß du nach Hause kommst.«

5
    »Aber Zeit zum Essen habt ihr doch wohl noch«, maulte Gabi. »Ich meine, wenn ich schon stundenlang Salat schnippele …«
    Toppe schickte Astrid einen unglücklichen Blick. Er hätte die Sache gerne schnell hinter sich gebracht. Aber Astrid nickte Gabi zu. »Ich hab schrecklichen Hunger.«
    »Kinder, Essen!« brüllte Gabi nach oben.
    Oliver kam in einer viel zu weiten Latzhose, offene Baseballschuhe an den nackten Füßen, die Treppe runtergepoltert und fegte in die Küche. »Igitt, Nudelsalat«, kiekste er, schnappte sich drei Scheiben Gouda vom Teller und war schon wieder zur Tür hinaus. »Hab keinen Hunger!«
    »Junger Mann«, rief Toppe ihm hinterher, wußte aber, daß es zwecklos war – Oliver litt schon seit einer Weile unter plötzlich auftretenden Hörstörungen.
    Christian war heute abend ungewohnt freundlich. Nicht nur, daß er auf Fragen in ganzen Sätzen antwortete, er lobte auch den köstlichen Salat, schenkte nicht nur sich selbst, sondern auch den anderen Milch nach und bedauerte seinen Vater und Astrid, daß sie doch tatsächlich immer noch nicht Feierabend machen konnten. »Ich finde das echt stark, wie ihr so was wegsteckt. Keine Klagen oder so. Übrigens, kann mir einer hundert Mark leihen?«
    Astrid kicherte leise – prima Vorarbeit.
    »Schon wieder?« meinte Gabi stirnrunzelnd.
    Toppe schob seinen Teller weg. »Wieso suchst du dir nicht endlich einen Job? Wir können uns das Geld schließlich auch nicht aus den Rippen schneiden.«
    »Und wo soll ich die Zeit dafür hernehmen?« schnippte Christian zurück.
    »Du könntest zum Beispiel aufhören, dich für lau in diesem Altenheim ausbeuten zu lassen. Dann hättest du mehr als genug Zeit.«
    Gabi schnappte nach Luft. »Also ehrlich, Helmut! Du kannst doch wirklich froh sein, daß der Junge.«
    »Quatsch! Mir ist dieser plötzliche Sozialtick sowieso schleierhaft. Du bist fast volljährig, mein Sohn, und wenn du Extrageld brauchst, dann verdiene es dir gefälligst. Ich mußte schon mit vierzehn.«
    »Oh, bitte, Vater«, hob Christian dramatisch die Hände, »nicht wieder die Leier mit dem Zeitungsaustragen!«
    »Wozu brauchst du das Geld eigentlich?« fragte Gabi.
    Christian schob sich eine Gabel Nudelsalat in den Mund und kaute erst mal. »Ich habe mich da für ein Seminar am kommenden Wochenende angemeldet.«
    »Wo?«
    »Haus Barbara, unten am Breijpott.«
    »Ach so!« Gabi lächelte.
    Astrid zündete sich eine Zigarette an, schob Toppe die Schachtel rüber und ging zur Anrichte, um einen Aschenbecher zu holen. »Haus Barbara? Hab ich noch nie gehört. Was ist denn das für ein Seminar?«
    »Exerzitien«, antwortete Christian scharf.
    Astrid verschluckte sich am Rauch. »Exerzitien?« hustete sie. »Du meinst, so was Katholisches?«
    »Genau.« Christian sah ihr hart ins Gesicht.
    Astrid schüttelte ungläubig den Kopf. »Was hat dich denn gebissen? Du hattest doch noch nie was mit Kirche am Hut.« Dann lachte sie. »Komm, du nimmst mich auf den
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