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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls
Autoren: Cassandra Clare
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Eingangstür seines Elternhauses – Symbole des Hasses, den seine Mutter ihm gegenüber empfand.
    Nein, das stimmt nicht, ermahnte Simon sich. Sie hasste nicht ihn – sie hielt ihn für tot. Seine Mutter hasste etwas, das nicht existierte. Ich bin nicht das Monster, für das sie mich hält.
    Simon wusste nicht, wie lange er wohl noch dort gestanden und auf die Tür gestarrt hätte, wenn nicht plötzlich sein Handy in der Manteltasche vibriert hätte.
    Gedankenverloren holte er es hervor und bemerkte dabei, dass sich das Muster der Mesusa – mehrere miteinander verbundene Davidsterne – in seine Handfläche gebrannt hatte. Er nahm das Telefon in die andere Hand und hielt es sich ans Ohr. »Hallo?«
    »Simon?« Clary war am anderen Ende der Leitung; sie klang atemlos. »Wo bist du gerade?«
    »Zu Hause«, erwiderte Simon und hielt inne. »Vor dem Haus meiner Mutter«, berichtigte er sich. Selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme leer und weit entfernt. »Wieso bist du nicht im Institut? Ist alles in Ordnung?«
    »Genau darum geht’s«, erklärte Clary. »Kurz nachdem du gegangen bist, ist Maryse wieder von der Dachterrasse heruntergekommen, wo Jace eigentlich auf sie hätte warten sollen. Aber es war niemand dort.«
    Ohne lange nachzudenken, setzte Simon sich in Bewegung und marschierte fast wie eine Aufziehpuppe in Richtung U-Bahn-Station. »Was soll das heißen: Es war niemand dort?«
    »Jace ist verschwunden«, sagte Clary. Simon konnte die Anspannung in ihrer Stimme hören. »Genau wie Sebastian.«
    Abrupt blieb Simon unter einem der kahlen Bäume stehen. »Aber Sebastian ist tot. Er ist tot, Clary … «
    »Dann verrat mir mal, warum sein Leichnam weg ist«, entgegnete Clary, deren Stimme nun endgültig brach. »Die Dachterrasse ist vollkommen leer – bis auf jede Menge Blut und Glasscherben. Sie sind beide nicht mehr da, Simon. Jace ist verschwunden … «

TEIL EINS
    Kein böser Engel

    Liebe ist ein Kobold; Liebe ist ein Teufel; es gibt keinen bösen Engel, als die Liebe. William Shakespeare,
»Liebes Leid und Lust«

ZWEI WOCHEN SPÄTER

1 Die letzte Ratssitzung
    »Wie lange wird es denn noch dauern, bis das Urteil endlich gefällt ist?«, fragte Clary. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit inzwischen mit Warten verstrichen war, aber es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an. In Isabelles schwarz und pink dekoriertem Zimmer gab es keine Uhren – nur Kleiderhaufen, Bücherstapel, Unmengen von Waffen und einen Frisiertisch mit wahllos herumliegenden Make-up-Utensilien, benutzten Haarbürsten und offenen Schubladen, aus denen Spitzenslips, hauchdünne Seidenstrümpfe und Federboas hervorquollen. Das Ganze erinnerte an die Künstlergarderobe von Ein Käfig voller Narren, aber im Laufe der vergangenen zwei Wochen hatte Clary so viel Zeit inmitten dieses glitzernden und glänzenden Durcheinanders verbracht, dass es allmählich eine beruhigende Wirkung auf sie ausübte.
    Isabelle stand mit Church auf dem Arm am Fenster. Geistesabwesend streichelte sie den Kater, der sie aus unheilvollen gelben Augen musterte. Auf der anderen Seite des Fensters tobte ein schwerer Novembersturm und der Regen lief wie Klarlack an den Scheiben herunter. »Nicht mehr lange«, erwiderte sie gedehnt. Sie trug kaum Make-up, nur etwas Wimperntusche, wodurch sie jünger wirkte und ihre dunklen Augen größer erschienen. »Wahrscheinlich fünf Minuten oder so.«
    Clary saß auf Izzys Bett, zwischen herumliegenden Modezeitschriften und klirrenden Seraphklingen, und musste mehrfach schlucken, um den bitteren Geschmack aus dem Mund zu bekommen. Ich bin gleich wieder zurück. Ich brauch nur fünf Minuten.
    Das waren ihre letzten Worte auf der Dachterrasse gewesen – zu dem Jungen, den sie mehr als alles andere auf der Welt liebte. Inzwischen hatte sie das Gefühl, dass es möglicherweise ihre letzten Worte für Jace gewesen sein könnten.
    Clary erinnerte sich noch genau an jenen Augenblick: Die Dachterrasse. Die kristallklare Oktobernacht. Die kalt funkelnden Sterne am wolkenlosen schwarzen Himmel. Die Steinplatten, mit schwarzen Runen verunstaltet und mit Blut und Dämonensekret beschmiert. Jace’ Mund auf ihren Lippen – das einzig Warme in dieser eisigen Welt. Der Morgenstern-Ring an ihrer Halskette. Die Liebe, die kreisen macht die Sonne wie die Sterne. Ihr letzter Blick hinüber zu Jace, als sich die Tür des Aufzugs geschlossen und dieser sie in die Schatten des Gebäudes hinuntergezogen hatte. Sie hatte die anderen im
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