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Circus

Circus

Titel: Circus
Autoren: Alistair MacLean
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ungewöhnlichen geistigen Fähigkeiten, und deshalb ist er wohl auch der Fänger.«
    »Diesen Herrn muß ich mir wirklich ansehen!«
    »Das ist kein Problem. Das läßt sich gleich auf dem Hinweg machen.« Fawcett warf einen Blick auf seine Uhr. »Wir können gleich losfahren. Mr. Wrinfield erwartet uns?« Pilgrim nickte schweigend. Ein Mundwinkel Fawcetts zuckte – das war seine Form des Lächelns. »Kommen Sie, John«, sagte er. »Alle Circusbesucher sind im Grunde ihres Herzens glückliche Kinder. Sie aber sehen nicht besonders glücklich aus.«
    »Ich bin es auch nicht. Für diesen Circus arbeiten Angehörige von fünfundzwanzig verschiedenen Nationen, von denen mindestens acht in Mittel- oder Osteuropa liegen. Woher soll ich wissen, daß es unter ihnen nicht einen gibt, der mich nicht ausstehen kann und ein Bild von mir in seiner Hosentasche mit sich herumträgt? Vielleicht sind es aber auch ein halbes Dutzend, die eine Fotografie von mir in der Tasche haben?«
    »Das ist der Preis des Ruhmes. Aber Sie könnten sich ja auch verkleiden.« Fawcett ließ seinen Blick über seine Colonelsuniform gleiten. »Vielleicht als Lieutenant-Colonel?«
    Sie fuhren mit einem unauffälligen Dienstwagen in die Innenstadt Washingtons. Pilgrim und Fawcett saßen im Fond, und vorn neben dem Fahrer saß noch ein vierter Mann. Dieser vierte Mann war ein unscheinbarer Mensch mit spärlichem, grauem Haar, einem Regenmantel und einem völlig nichtssagenden Gesicht. Pilgrim wandte sich an ihn: »Vergessen Sie nicht, Masters: Sie müssen unbedingt als erster auf der Bühne sein!«
    »Ich werde als erster oben sein, Sir.«
    »Haben Sie sich schon für ein Wort entschieden?«
    »Ja, Sir: Kanada.«
    Es dämmerte bereits, und vor ihnen erhob sich – nur undeutlich sichtbar durch den dichten Schleier des stetig fallenden Nieselregens – ein hohes, ovales Gebäude, das mit Hunderten von Lämpchen erleuchtet war, die nach einem bestimmten Schema an- und ausgingen. Fawcett tippte dem Fahrer auf die Schulter, der Wagen hielt, und ohne ein Wort stieg Masters mit einer zusammengerollten Zeitung unter dem Arm aus und verschwand in der Menge. Er schien dazu geboren zu sein, spurlos in jeder Menge zu verschwinden. Der Wagen rollte wieder an und hielt erst endgültig, als er so nah wie möglich an den Eingang des Gebäudes herangefahren war. Pilgrim und Fawcett stiegen aus.
    Der breite Gang führte direkt zum Haupteingang des Zeltes – wobei ›Zelt‹ eine falsche Bezeichnung war, denn die Tage der großartigen Stoffkonstruktionen waren, wenigstens was die großen Circusse betraf, längst vorüber. Statt dessen benutzten sie Ausstellungshallen und große Säle, von denen nur ein paar weniger als zehntausend Plätze und viele bedeutend mehr hatten. Ein Circus wie dieser brauchte pro Vorstellung mindestens siebentausend Besucher, um kein Minus zu machen.
    Rechts von dem Durchgang lag ein Teil des echten Circuslebens: die fauchenden, großen Katzen in ihren Käfigen, die sich ruhelos hin und her wiegenden Elefanten, die Pferde und Ponys und Schimpansen, ein paar Jongleure, die ihre Nummer probten – ein erstklassiger Jongleur braucht genausoviel und genauso regelmäßiges Training wie ein Konzertpianist –, und vor allem der unverkennbare und unvergeßliche Geruch. Im Hintergrund lagen die transportablen Büros und dahinter Reihen von Umkleidekabinen für die Künstler. Und ihnen gegenüber, weit entfernt und in einer Biegung, um dem Publikum so wenig Einblick wie möglich in die Vorgänge hinter den Kulissen zu bieten, lag der große Eingang zur Manege.
    Links von dem Durchgang hörte man Musik, und es waren nicht gerade die New Yorker Philharmoniker, die hier eine Vorstellung gaben. Die Musik – wenn man sie überhaupt so bezeichnen wollte – war mißtönend blechern, atonal, schmerzhaft laut und hätte unter anderen Umständen ganz sicher als Zumutung bezeichnet werden können. Aber in diesem Milieu wäre eine andere Art Musik undenkbar gewesen. Pilgrim und Fawcett gingen durch eine der Türen, die zu dem Platz führten, auf dem sich der kleine Jahrmarkt abspielte. Es war zwar nur ein kleiner Platz, aber was ihm an Größe fehlte, machte er durch die Anzahl der aufgebauten Stände wieder wett. Er unterschied sich kaum von anderen Jahrmärkten – abgesehen von einer grellbunt bemalten Bretterbude in einer Ecke. Und auf diese steuerten Pilgrim und Fawcett zu, ohne die anderen Attraktionen auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Über dem
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