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Cinderella kehrt zurück

Cinderella kehrt zurück

Titel: Cinderella kehrt zurück
Autoren: VICTORIA PADE
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die Tür.
    „Nach dir.“ Besonders freundlich klangen seine Worte jedoch nicht.
    Eden ging vor ihm nach draußen und würdigte ihn keines weiteren Blickes, während sie auf dem Polizeiparkplatz nach ihrem Kleinwagen suchte. Das Auto stand genau neben seinem Geländewagen: Das war ja klar.
    Aber Eden kümmerte sich nicht weiter darum.
    Sie ließ den Motor an, er ebenso.
    Und als sie die Ausfahrt erreichte, war sein Wagen gleich neben ihrem. Sie gab ihm ein Handzeichen, dass er vorfahren solle.
    Cam bog rechts in die South Street, Eden ebenfalls.
    Er überquerte die Hauptstraße, und Eden blieb hinter ihm.
    Vor der dritten Querstraße setzte er den Blinker rechts.
    Eden tat das Gleiche.
    „Oh, bitte nicht …“ Sie stöhnte laut auf, dann sah sie auch schon, wie er den Wagen in die breite Auffahrt lenkte, die sie sich mit ihrem direkten Nachbarn teilte. Eden bog ebenfalls dort ein.
    Gleichzeitig hielten sie vor ihren baugleichen Garagen, die kaum einen Meter voneinander entfernt standen. Gleichzeitig stiegen sie aus ihren Wagen, gleichzeitig gingen sie zum Kofferraum.
    „Du wohnst also … gleich nebenan?“ Es gelang Eden nicht, ihr Entsetzen zu verbergen.
    Cam zog die Augenbrauen hoch. „Hat dir das noch niemand gesagt?“
    „Nein, eigentlich hieß es, das Haus nebenan würde einer Familie namens Poppazitto gehören.“
    „Stimmt, das sind meine Vermieter. Und wenn der Mietvertrag in zwei Monaten ausläuft, kann ich ihnen das Haus sogar abkaufen.“
    „Dann sind wir ja Nachbarn“, sagte Eden mehr zu sich selbst als zu ihm.
    „Ja, aber das heißt noch lange nicht, dass wir uns auch gut verstehen müssen“, gab er zurück und drehte ihr den Rücken zu.

2. KAPITEL
    Auch heute hatte Cam schon vor der Arbeit sein alltägliches Trainingsprogramm absolviert. Trotzdem hatte er jetzt das dringende Bedürfnis, wieder an die Geräte zu gehen – um sich nach dem Zusammentreffen mit Eden Perry abzureagieren. Sonst könnte er sich an diesem Abend nicht mehr entspannen, und an Schlaf war dann erst recht nicht zu denken. Also verließ er das Haus und ging durch die kalte Winterluft zur Garage.
    Zwillingsbrüder hatten damals die Häuser gebaut, in denen Cam und Eden jetzt wohnten, und offenbar hatten die Männer darauf geachtet, dass sich die Gebäude glichen wie ein Ei dem anderen – genau wie sie selbst. Entsprechend gab es über beiden Garagen noch eine kleine Einzimmerwohnung mit einem größeren Wohn- und Schlafzimmer, einem winzigen Bad und einer kleinen Küche.
    Sobald sein Mietvertrag auslief, wollte Cam das Haus kaufen, die Küche um Herd und Kühlschrank ergänzen und das Apartment an einen Studenten vermieten. Bis dahin brachte er hier seine Gewichte und sonstigen Trainingsgeräte unter.
    Aber jetzt, wo Eden Perry gleich nebenan wohnte, überlegte er ernsthaft, ob er sich die Sache mit dem Hauskauf nicht anders überlegen sollte.
    Er warf das Handtuch, das er mitgebracht hatte, über den Ständer mit den Gewichten und zog sich die Trainingsjacke aus, sodass er nur noch in Shorts und T-Shirt dastand. Dann begann er mit seinen Aufwärmübungen – zum zweiten Mal an diesem Tag. Wenn er damit doch bloß Eden Perry aus seinen Gedanken vertreiben könnte!
    Warum ist das Leben nur so ungerecht, dachte er. Warum kann sie nicht einfach so aussehen wie damals? Als Teenager hatte sie karottenrote Haare gehabt, die in alle Richtungen vom Kopf abstanden wie bei einer Clownsperücke, außerdem hatte sie eine Brille mit fingerdicken Gläsern getragen. Eine Zahnspange hatte ihre schiefen Zähne richten sollen. Dazu war Eden auch noch pickelig gewesen und platt wie eine Briefmarke.
    Dadurch, dass sie so unscheinbar gewesen war, hatte er die schreckliche Zeit mit ihr vor vierzehn Jahren etwas besser ertragen können. Vor vierzehn Jahren hatte er ihr abstoßendes Aussehen als Hinweis auf ihren miesen Charakter gedeutet: hässliche Schale, hässlicher Kern.
    Und heute?
    Heute war sie so umwerfend, dass ihm bei ihrem Anblick die Luft weggeblieben war. Und das war wirklich nicht fair …
    Cam setzte sich auf den Boden und begann mit seinen Sit-ups. Trotzdem konnte er nicht aufhören, an Eden zu denken.
    Mittlerweile war ihr Haar nicht mehr karottenrot, sondern hatte ein warmes, erdiges Rotbraun angenommen. Es stand ihr auch nicht mehr kraus vom Kopf ab, sondern fiel in sanften glänzenden Wellen auf ihre Schultern und umspielte dabei ein zartes, elfenbeinfarbenes Gesicht. Keine Spur mehr von den vielen Pickeln und Flecken, die
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