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Cinderella kehrt zurück

Cinderella kehrt zurück

Titel: Cinderella kehrt zurück
Autoren: VICTORIA PADE
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Blick über Cams leicht welliges Haar streifen ließ. Er trug es ganz kurz, nur das Deckhaar war etwas länger. Allerdings ging es gerade gar nicht um sein Aussehen, sondern um das ihrer Großmutter …
    „Gut, dann habe ich also die Beschreibung von dieser Frau in Bozeman, und was noch?“, fragte sie.
    „Nicht viel, fürchte ich. Dein Großvater hat fast alle Fotos von ihr vernichtet, nachdem sie damals durchgebrannt ist. Wir haben hier bei der Polizei auch bloß ein Bild, das in der Zeitung erschienen ist, als der Pfarrer seine Stelle in Northbridge angetreten hat. Auf dem Schnappschuss ist sie Mitte zwanzig, darauf kann natürlich niemand die heutige Celeste Perry wiedererkennen. Wir hoffen aber, dass sich das ändern wird, wenn du das Foto erst mal bearbeitet hast. Falls Celeste hier wirklich irgendwann aufgetaucht ist, hat sie vielleicht auch jemandem von ihren weiteren Plänen erzählt. Dann haben wir eine Chance, sie zu finden, falls sie noch lebt.“
    „Es kann aber doch auch sein, dass sie hiergeblieben ist, oder? Meine Schwestern und meine Cousinen meinten, das sei nicht völlig ausgeschlossen.“
    „Im Moment ist das reine Spekulation, damit kommen wir nicht weiter“, gab Cam zurück. „Aber wir bekommen gerade ganz schön Druck vom FBI und der Bundespolizei, denen gehen unsere Ermittlungen zu langsam voran. Die Knochen wurden ja schon im November gefunden, aber dann hat es erst mal gedauert, bis die Laborergebnisse vorlagen. Außerdem kamen die Feiertage dazwischen, und auf dich mussten wir auch noch warten. Darüber sind zwei volle Monate ins Land gegangen, ohne dass viel passiert ist.“
    Das klang so, als wäre Eden schuld an der Verzögerung. Sie hatte das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. „Na ja, vor Weihnachten habe ich noch an einem anderen Fall gear beitet, und danach musste ich zurück nach Hawaii und mein Haus aufgeben … und dafür sorgen, dass alles nach Northbridge gebracht wurde. Heute früh bin ich erst hier eingetroffen und sofort hergekommen, weil ich ja genau wusste, dass ihr auf mich wartet.“
    Sie seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Aber wenn das wirklich so furchtbar eilig ist, hättet ihr euch doch jemand anderen dafür suchen können. Eigentlich arbeite ich gar nicht mehr in diesem Bereich. Ich habe diesen einen letzten Auftrag auch bloß angenommen, weil ich jetzt sowieso in Northbridge bin und es irgendwie blöd wäre, wenn extra jemand anderes dafür anreisen müsste.“
    „Was blöd ist und was nicht, kannst du natürlich zweifelsfrei beurteilen“, murmelte Cam vor sich hin.
    Also hatte er wirklich nichts von dem vergessen, was vor vierzehn Jahren passiert war …
    „Dass du den Auftrag doch noch angenommen hast, hat natürlich nichts damit zu tun, dass du neugierig bist“, sagte er spöttisch.
    „Natürlich bin ich auch neugierig“, erwiderte Eden. „Immerhin geht es um meine Großmutter, die damals ihren Mann und ihre beiden kleinen Söhne zurückgelassen hat. Und wenn ich darüber nachdenke, dass sie irgendwann in Northbridge war, ich ihr sogar über den Weg gelaufen sein könnte … Natürlich habe ich auch persönliches Interesse an diesem Auftrag, aber das meinte ich eben gar nicht, ich meinte …“
    „Jaja, ich weiß schon, was du sagen wolltest: Du hast zwar auch selbst etwas davon, aber wir müssten trotzdem dankbar dafür sein, dass du für uns arbeitest.“
    Wie konnte ein so attraktiver Mann nur so dickköpfig sein!
    „Nein, ich wollte damit sagen, dass ich so schnell hergekommen bin, wie es irgendwie ging, aber wenn euch das nicht gereicht hat, hättet ihr wirklich nicht auf mich warten müssen. Jedenfalls brauche ich erst mal einen Tag, um mich zwischen meinen Umzugskartons zurechtzufinden und meine ganzen Hilfsmittel und die Software herauszusuchen.“
    „Das soll mir recht sein. Ich würde jetzt nämlich gern nach Hause fahren.“
    Ihre Erklärungen interessierten ihn also nicht.
    „Ich habe alles gesehen, vielen Dank“, sagte sie.
    „Dann habe ich jetzt meine Schuldigkeit getan?“
    Sie seufzte. „Von Schuldigkeit habe ich nichts gesagt. Nur, dass wir für heute fertig sind.“
    „Schön“, sagte er und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Er sah sich nicht einmal mehr nach ihr um.
    Vielleicht hat er diese Sache vor vierzehn Jahren gar nicht anders verdient, dachte Eden. Allmählich verlor sie die Geduld mit dem Mann.
    Im Büroraum zogen beide schweigend ihre Mäntel an. Gleichzeitig erreichten sie
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