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Ciao Tao

Ciao Tao

Titel: Ciao Tao
Autoren: Hen Hermanns
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Wolfgang, sag mal, bist du wahnsinnig geworden? Ich glaub, ich werd nicht mehr! Herr Reinartz, kannste mal bitte das Fenster aufmachen?«
    Ich tat ihm den Gefallen. Eckert sah uns schweigend an. Dann stand er auf, ging langsam zur Wand und nahm behutsam eine Pappe nach der anderen herunter.
    »Super-Arbeit, Wolfgang! Super!«
    Eckert ging zum offenen Fenster und warf die Pappen in den Vorgarten.
    »Du kannst gehen, Wolfgang. Vielen Dank für dein Engagement. Dein Artwork ist übrigens genauso vorzüglich wie deine Texte.«
    Brauer starrte Eckert wie hypnotisiert an und verließ gehorsam den Raum.
    »Und jetzt zu euch, zeigt mal her.«
    Sigi stellte die Pappen auf. »Wir haben uns folgendes überlegt...«
    »Mir ist egal, was ihr euch überlegt habt, geh lieber mal da weg, ich kann nichts sehen. Und guckt mich nicht wieder so vorwurfsvoll an. Übermorgen ist Präsentation! Ich bin nervös! Und der dämliche Schulze kriegt auch noch einen Infarkt! Wer schreibt uns jetzt die verdammte Strategie? Sie, Reinartz?«
    »Wenn es sein muß.«
    »Nee, muß nicht sein. Machen Sie lieber die Headlines alle noch mal neu. >Wo juckt es uns denn heute<, das soll wohl witzig sein oder was? Und Herr Sigi, ich habe gesagt: große Headlines. Nennen Sie den Mückenschiß groß? Wir sind hier nicht bei der GGK, sondern bei W.A.T.CH.« Eckert war in Topform, das mußte man ihm lassen. »Also macht das jetzt mal anständig, Mensch. Und zeigt mir das heute nachmittag noch mal. Ich muß jetzt weg. Und sagt dem Wolfgang Brauer, daß er die verdammte Strategie schreiben soll. Langweiligen Marketing-Seich schreiben kann er ja.«
    Wir sammelten die Pappen ein und gingen in Sigis Zimmer.
    »Ist ja gut gelaufen«, kommentierte Sigi, »gut, daß Brauer zuerst dran war.«
    »Und was sagst du zu Brauers Notizbuch?«
    »Zu was?«
    »Die Kopien, die ich dir gestern abend gegeben habe, Mensch.«
    »Ach so, die. Die hab ich noch gar nicht gelesen. Ich war gestern abend noch bei Edith und dann...«
    »Schon gut.«
    Auch in diesem Jahr würde Sigi wieder mühelos den großen Preis der Oberphlegmatiker gewinnen.
    »Wann krieg ich die neuen Headlines?«
    »Wenn du die Kopien gelesen und mir deine Meinung dazu gesagt hast. Tut mir leid, daß es keine Bildergeschichte ist.«
    Ich ging in mein Zimmer und machte mich an die Headlines. Fünf Minuten später kam Sigi und warf die Kopien auf meinen Tisch.
    »Das gibt’s doch gar nicht. Meinste, der Eckert hat das alles echt durchgezogen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Und du meinst, Überreaktion Lütgenau/Reinartz, das könnte mit dem Anschlag zu tun haben?«
    Es folgte Überreaktion Reinartz/Sigi: »Sehr scharf gefolgert, Watson! Ja. Was. Denn. Sonst. Und kannst du vielleicht aufhören, in diesem arschruhigen Ton darüber zu reden?«
    Sigi grinste.
    »Dir geht die Muffe eins zu tausend, was? Kann ich irgendwas für dich tun?«
    »Nee danke, ist schon alles geregelt. Da hättest du früher fragen müssen.«
    »Beleidigt?«
    »Nee. Ist schon gut. Ich komm schon klar. Zieh du die Präsentation durch. Headlines kommen gleich.«
    Luigi fiel heute mittag aus. Wg/Headlines und Mißmut.
    Ich ging zu Brauer, der mit unbewegtem Gesicht an seinem Schreibtisch saß.
    »Eckert läßt dir ausrichten, daß du die Kamphausen-Strategie schreiben sollst.«
    »Ihr könnt mich alle mal.«
    »Ich kann nichts dafür, daß Eckert deine Pappen aus dem Fenster geworfen hat.«
    »Nee, du kannst nichts dafür. Sonst noch was?«
    Kaum der Zeitpunkt, ihn nach seinem Notizbuch zu fragen.
    »Ich meine, vielleicht kannst du jetzt abzischen und die Tür hinter dir zumachen«, legte Brauer nach.
    »Klar, Wolfgang. Sofort. Ich hätte die Pappen übrigens auch aus dem Fenster geworfen.«
    Wie schon gesagt, ich kann Versager nicht ausstehen. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit Psychoanalyse und Projektion. Lesen Sie lieber weiter.
    Nachmittags rief Eckert vom Auto aus an.
    »Haste jetzt ordentliche Headlines?«
    »Ich glaube schon.«
    »Mach das anständig. Ich komm heute nicht mehr. Und sag dem Brauer noch, daß...«
    Aber da war Eckerts Porsche auch schon wieder mal in ein Funkloch gedonnert.
    Eckert war merkwürdig. Manchmal wollte er jeden Kleinkram sehen und schoß alles ab und war mit nichts zufrieden, und dann war ihm bei wichtigen Präsentationen auf einmal alles egal.
    Wie auch immer, wir machten es anständig. Um 20 Uhr waren wir fertig und hauten ab.
    Brauer war schon früher nach Hause gegangen, weil er die Strategie ungestört von miesen
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