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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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ihn ratlos an. „Einfach so ist er gestorben? Ohne jeden Grund?“
    Massimo hob ratlos die Schultern. „Nur so kann ich mir die Sache erklären. Alles andere macht keinen Sinn.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Aber Massimo, warum haben diese Mörder den Mann aus Kalabrien mitgenommen und den toten Fußballer liegengelassen?“
    „Das weiß ich nicht. Vielleicht war es ihnen zu nahe an der Straße, vielleicht waren inzwischen zu viele Menschen dort unterwegs, immerhin war es ja inzwischen fast hell. Aber ich kann es dir nicht sagen.“
    „Ich weiß nicht“, sagte Elisabetta, „aber die Sache kommt mir irgendwie... irgendwie... zu banal vor.“
    „Klar“, sagte Massimo mit hörbarer Resignation in der Stimme, „das sag’ ich ja. Das ist ja das Problem.“
    Auf dem Rückweg zum Auto schlug Elisabetta Massimos Angebot, noch einmal den Sternenhimmel anzuschauen rundweg ab. Dazu wäre sie jetzt nicht in Stimmung.
    Vermutlich der Absatz, dachte Massimo. Sie hatte sich schon nach wenigen Schritten an einem Lattenrost, der im Sand lag und in der Dunkelheit absolut unsichtbar war, einen Absatz ihrer neuen, roten Schuhe abgerissen. Jetzt humpelte sie ein wenig. Er versprach, den Absatz höchstpersönlich wieder an den Schuh zu leimen oder zu nageln, über die passende Technik müsste man noch nachdenken, und umfasste zärtlich ihre Taille.
    „Schau wie schön“, sagte er und legte Wärme in seine Stimme, „wie das Meer glitzert, und der Strand, der gehört uns ganz alleine. Hier ist es doch viel, viel schöner als auf der Glamourmeile von Ostia, wo Du nichts als riesige, hässliche Kästen siehst.“
    „Ja“, sagte sie und sah auf den hell erleuchteten Lichtstreifen, auf den Massimo zeigte. In den Dünen vor ihnen heulte ein Hund.
    Das Brombeergestrüpp direkt neben dem Auto verpasste ihrer neuen Lederjacke einen ziemlichen Kratzer, als sie sich daran vorbeiquetschte, um einzusteigen. Massimo versprach, auch das anderntags nach besten Kräften zu richten.
    Da lachte sie laut los. „Das Genie mit zwei linken Händen! Massimo, mit dir ist es wirklich nie langweilig!“
    Sie küsste ihn und gab Gas.
    Er schob eine Lucio Dalla-CD ein und beide sangen während der Fahrt laut und fröhlich mit.

    Ihre Wohnung lag im fünften Stock eines heruntergekommenen Altbaus. Natürlich gab es keinen Fahrstuhl, dafür aber einen kleinen Balkon, auf dem sie saßen, Rotwein tranken, rauchten und plauderten, bis Elisabetta sagte: „Komm’ geh’ mit mir ins Bett!“
    Sie streichelten sich lange, dann legte sie sich ganz langsam auf ihn, umfasste ihn, umfing ihn.
    „Siehst du“, sagte sie später, als sie sich noch einmal auf ein Glas und eine Zigarette auf den Balkon setzten, „das war wie Sterne anhimmeln, nur ohne einen Besserwisser dabei.“
    Es war drei Uhr, als sie einschliefen, und kurz nach neun, als sie aufwachten.

    *

    Mist, dachte Massimo, als er seine Jacke anzog und in die Tasche griff. Er war wieder einmal den ganzen Abend mit ausgeschaltetem Handy herumgelaufen. Er machte es betriebsbereit, ging noch einmal ins Bad, um sich zu kämmen und tapste dann, noch immer etwas schlaftrunken, an den Küchentisch. Elisabetta hatte ein großes Frühstück aufgetragen,
    mit Marmelade und Schinken, Saft und Kaffee, Käse und Salami.
    „Ein deutsches Frühstück für meinen großen deutschen Liebhaber“, strahlte sie ihn an.
    Er küsste sie und griff dann zum Kaffee. Als er ihn vorsichtig ansetzte - wer wusste, wie heiß der war? - fiel sein Blick auf einen Teller mit zwei Hörnchen und zwei Zeitungen, die daneben lagen.
    „Mann“, sagte er, „frische Hörnchen und sogar Zeitungen! So ähnlich muss es im Paradies sein.“
    Sie lachte. „Ja, aber ich habe dir nur die Repubblica und den Corriere mitbringen können. Deine Zeitung gab es nicht.“
    „Wie? Gab es nicht?“
    „Es gab sie nicht. Der Mann am Kiosk hat nur gesagt, ‚gibt’s nicht!’ basta.“
    „Seltsam.“ Er griff nach den Blättern und warf einen flüchtigen Blick auf die Titelseiten. Richtig lesen wollte er jetzt nicht, dafür war noch genügend Zeit. Erst wollte er in Ruhe frühstücken, ganz in Ruhe.
    „Oh verdammt“, sagte er ganz leise, „das gibt’s doch nicht! So eine verdammte Riesenscheiße!“
    Stumm las er weiter, blätterte, legte die Zeitung auf den Tisch, quer über Marmelade, Schinken und Salami, blätterte in der anderen, suchte, las ein paar Zeilen, warf auch diese Zeitung auf den Tisch und vergrub seinen Kopf in beide Hände, die
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