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Chuzpe

Chuzpe

Titel: Chuzpe
Autoren: Andreas Pittler
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Zwischenzeit versuchen, das Hotel zu verlassen, so halten Sie ihn bitte unter irgendeinem Vorwand auf, bis ich komme. Es ist von großer Wichtigkeit, verstehen S’?“
    „Ja, ja. Mach ich. Aber wie ich den kenne, kommt der eh nicht aus seinem Zimmer heraus. Ich glaub, der hat es seit einer Woche nicht mehr verlassen. Der war nur am ersten Abend auswärts, und seitdem haust der da bei uns wie ein Eremit.“
    Na bitte, dachte Bronstein, das passte perfekt zu seinen zuvor entwickelten Thesen. Er murmelte wiederum Dankesworte und beendete das Gespräch. Dann orderte er einen Einsatzwagen und verließ 20 Minuten vor 18 Uhr das Büro.
    Als er vor den Eingang des Präsidiums trat, wartete das Automobil bereits auf ihn. Er stieg ein und steckte sich eine Zigarette an. Der Fahrer bog nach wenigen Metern rechts ein und hielt auf die Votivkirche zu, ehe er den Wagen nach links lenkte, um ihn wenig später erneut nach rechts fahren zu lassen. Eine weitere Linkskurve später befanden sie sich auf der Zweierlinie und erreichten so nach kurzer Zeit die Mariahilfer Straße, die sie sodann stadtauswärts befuhren. Just als sie den Westbahnhof passierten, drang das Glockenspiel der Kirche „Maria vom Siege“ an ihr Ohr, das ihnen die 6. Stunde schlug. Einige Minuten später hielt der Fahrer vor dem Hotel, und Bronstein kletterte aus dem Wagen.
    Er hielt dem Portier seine Kokarde unter die Nase: „Grüße Sie, Major Bronstein. Wir haben telefoniert, nehme ich an.“ Der Mann nickte. „Und? Ist er noch am Zimmer?“
    „Er ist.“
    „Sehr gut. Welche Nummer?“
    „13.“
    Wie passend. Bronstein warf dem Portier noch einen vielsagenden Blick zu, dann nahm er die Treppe in Angriff, um in den ersten Stock zu gelangen. Dort angekommen, ging er die einzelnen Türen ab, bis er die richtige gefunden hatte. Ohne weiter zu zögern, klopfte er an.
    „Wer is’?“, wollte eine Stimme von drinnen wissen.
    „I hätt ein paar Fragen an Sie, Herr Bergmann“, entgegnete Bronstein.
    Von der anderen Seite der Tür kam ein knarzendes Geräusch, dann vernahm Bronstein ein trockenes Husten und das Heraufziehen von Schleim aus dem Hals. Unwillkürlich ekelte es ihn.
    „Wer san S’ und wos woin S’?“
    Der Major schickte sich an, seine Kokarde hervorzuholen und Bergmann sein Begehr mitzuteilen, als dieser zu ahnen begann, wer da vor ihm stand. Irgendwie hatte sich sein Abzeichen im Hosensack verfangen, und Bronstein sah automatisch nach unten. Diesen Moment nutzte Bergmann aus. Er gab dem Major einen kräftigen Stoß gegen die Schultern, sodass dieser zu taumeln begann. Er verlor das Gleichgewicht und fiel der Länge nach hin. Bergmann schlug einen schnellen Haken und lief die Treppe hinunter. Er war bereits am Absatz angekommen, als Bronstein endlich wieder auf den Beinen war. „Aufhalten, den Falotten!“, schrie er, „Aufhalten um Himmels Willen!“
    Doch er hatte wenig Zuversicht, dass sich der Hotelangestellte wirklich dem Willi Bergmann in den Weg stellen würde, und so nahm er all seine Kraft zusammen und machte sich an die Verfolgung.
    „Auße is er“, gab ihm der Portier mit auf den Weg. Bronstein hastete zum Eingang des Hotels und blickte nach links und nach rechts, freilich ohne Bergmann irgendwo ausmachen zu können. Er sah den Fahrer des Einsatzwagens an: „Wo ist er hin?“, brüllte er. Der Fahrer deutete nach rechts. Bergmann flüchtete also Richtung Innenstadt. „Wenden S’!“, rief er und kletterte gleichzeitig in den Verschlag des Automobils. Der Chauffeur tat, wie ihm geheißen, und einen Augenblick später rollte das Vehikel zurück zum Westbahnhof. Angestrengt linste Bronstein durch die Scheiben und fahndete intensiv nach seinem Verdächtigen. Etwa fünfzig Meter weiter vorn begab sich plötzlich jemand aus seiner Deckung und sprintete zur nächsten Seitengasse.
    „Dort is er! Schnell! Gas, Gas!“ Das Auto beschleunigte, und der Abstand verringerte sich schnell. Der Mann lief nun tatsächlich in eine Seitengasse, doch Bronstein und sein Mitarbeiter waren mittlerweile mit ihm auf Tuchfühlung. Einige Augenblicke später verriss der Fahrer den Wagen und schnitt Bergmann den Weg ab. Dieser konnte nicht mehr rechtzeitig abbremsen und prallte voll gegen die Karosserie. Er taumelte kurz zurück, dann war auch schon Bronstein bei ihm. Dieser nutzte die Verwirrung Bergmanns und bog dessen Arme nach hinten. Und schon schnappten die Handschellen ein. „Herr Bergmann“, keuchte Bronstein, „Sie sind verhaftet.“
    Der
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