Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chuzpe

Chuzpe

Titel: Chuzpe
Autoren: Andreas Pittler
Vom Netzwerk:
Mann erkannte die Aussichtslosigkeit seiner Lage und ließ sich willenlos in das Einsatzfahrzeug verfrachten. Zwanzig Minuten später landete er hart auf dem Sessel in einem Vernehmungszimmer des Präsidiums. Bronstein zündete sich eine Zigarette an und ließ erst einmal eine ganze Weile seinen Blick auf Bergmann ruhen.
    „Wissen S’ eh“, begann er dann, „Ihre Flucht war natürlich ein Schuldeingeständnis. Wir wissen also, dass Sie’s waren. Wenn S’ also jetzt niederlegen, dann kann das für Sie nur von Vorteil sein.“
    Wilhelm Bergmann schickte Bronstein einen hasserfüllten Blick. „Dass i was war? So a Blödsinn! I bin vollkommen unbescholten. Und i hab keine Ahnung, was ihr mir da anhängen wollts!“
    Bronstein legte die Zigarette und den Aschenbecher und beugte sich nach vor, sich dabei mit beiden Armen auf der Tischplatte abstützend. „Ka Ahnung, was?! Und warum sind S’ dann abpascht?“
    „Weil i mi von Ihnen bedroht gefühlt hab.“
    „Eh klar! Das klingt total logisch. Da klopf ich bei Ihnen an die Tür und stell mich vor, und Sie fühlen sich bedroht! Für wie deppert halten Sie mich, ha?“
    Bergmann schwieg. Doch die Art, wie er es tat, signalisierte Bronstein, dass Bergmann ihn offensichtlich für ziemlich „deppert“ hielt, und diese Erkenntnis stimmte ihn nicht gerade milder. „I sag dir was, du Oasch“, knurrte er, „du hast die Hannah Feigl um’bracht, und dafür werden s’ dir im Anserlandl den Hois langzieh’n, hast mi? Wennst also den nächsten Frühling no erleben willst, dann legst jetzt besser nieder, und zwar umfassend, sonst siech i an Kadaver, der langsam im Hof hin- und herschaukelt.“
    Bronsteins blumige Schilderung verfehlte nicht ihren Eindruck auf Bergmann, und er begann nervös auf seinem Sessel auf- und abzurutschen. Für Bronstein das Signal, den nächsten Schritt zu setzen. Er klopfte kurz an die Wand hinter ihm, und gleich darauf ging die Tür auf. Pokorny und zwei weitere Beamte traten ein und bauten sich in einem Halbkreis vor Bergmann auf.
    „Was wird das jetzt?“, fragte der verunsichert.
    „Ach, wir sind nur da, um dir deine Entscheidung zu erleichtern“, sagte der Polizist zur Rechten Pokornys grinsend.
    „Genau“, ergänzte der zur Linken, „damit du dir leichter tust.“
    „I waaß ned, was ihr von mir wollts! I kenn ka Feigl! Wer soll des überhaupt sein?“
    Bronstein ließ sich gelangweilt auf den Sessel an der anderen Seite des Tisches fallen: „Die G’schicht’ is so gelaufen“, begann er, „du hast die Panik gekriegt, weil du mitbekommen hast, dass die Feigl Kontakt zu deinem Bruder hat. Und darum wolltest du sie zum Schweigen bringen. Tja, blöd gelaufen, Willi. Wir haben dich gekriegt. Und jetzt kriegst es du, und zwar knüppeldick.“
    „So war das ned“, quengelte Bergmann, „das ist alles Blödsinn. Nix als Blödsinn!“
    „So? Dann erzähl uns deine Version. Wer weiß, vielleicht rettest du dir dein Hinterteil damit.“
    „Genau“, echote einer der Polizisten, „sonst …!“ Der Beamte ließ den Satz unvollendet, doch er vollführte mit seiner rechten Hand eine Geste, die unmissverständlich war – ein Seil, das sich um Bergmanns Hals spannte und nach oben ging.
    „Schau! Wir wissen, dass du die Feigl gekannt hast“, bluffte Bronstein, „das können wir dir ganz genau nachweisen.“ Die drei anderen unterstrichen diese Behauptung mit nachhaltigem Nicken.
    „Also gut, es stimmt“, erklärte Bergmann plötzlich. Bronstein unterdrückte seine Überraschung. Er hatte einen Schuss ins Blaue abgegeben und anscheinend getroffen. „Aber wir kennen uns schon ewig“, fuhr Bergmann fort, „wir sind mitsammen in d’ Schul gangen, die Hanni und ich. Zuerst in die Volksschul, und dann in die Bürgerschul. Jeden Tag sind wir gemeinsam zur Schule und danach wieder heim. Und irgendwann hamma uns das erste Bussl geben.“
    Bergmann versank in Schweigen und hing seinen Grübeleien nach. Bronstein wurde langsam ungeduldig. „Und weiter?“, drängte er.
    „Nix weiter“, proklamierte Bergmann trotzig. „Ich hab glaubt, die Hanni und i, wir sind füreinander bestimmt. Aber wie i dann mehr wollen hab von ihr, da hat s’ nur g’lacht und hat g’meint, i soll ned kindisch sein. Ich hab natürlich ned nachlassen und hab’s immer wieder g’fragt. Und da ist sie eines Tages patzig worden und hat g’sagt, i soll des alles vergessen, mit uns wird des nie was, und so weiter. Und dann hab i s’ g’sehen, wie’s mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher