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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos
Autoren: Thomas Thiemeyer
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funktioniert. Zum Beweis, dass während der Reise tatsächlich eine Zeitverschiebung eintritt, habe ich diese beiden Uhren mitgebracht.« Er zeigte ihnen zwei Chronometer, die absolut synchron liefen. »Die eine befestige ich hier außen an dem Zeitschiff, die andere binde ich mir um mein Handgelenk, seht ihr? Damit kann ich genau feststellen, wie groß die Differenz ist, die die Zeitreise bewirkt. Jetzt nur noch die Kugel zuklappen und den Deckel verschließen. Fertig. Wenn alles richtig funktioniert, müssten sie nachher die zeitliche Differenz anzeigen.«
    Â»Warum legst du sie nicht ins Innere der Kugel?«, fragte Charlotte. »Wäre sie da nicht besser geschützt?«
    Â»Geschützter ja, aber sie würde dort keinerlei zeitlichen Veränderung unterliegen. Der Witz ist ja, dass das Innere der Kugel vor den Auswirkungen der Zeit geschützt ist. So, dann wollen wir mal.« Er gab jedem von ihnen eine Brille mit verdunkelten Gläsern. »Nur zur Sicherheit, es könnte gleich etwas hell werden. Drückt die Daumen, dass alles klappt.«
    Er blickte auf seine Uhr und schob dann den Hauptregler unten am Sockel ein Stück nach oben. Die Metallringe fingen an, einander zu umkreisen. Erst langsam, dann immer schneller.
    Oskar hörte ein Sausen, wie wenn man einen Gegenstand an einer Schnur durch die Luft wirbelte. Es roch nach Elektrizität. Die Kugel selbst ruhte starr und unbeweglich im Zentrum der immer schneller rotierenden Ringe. Gleichsam mit der Rotation nahm auch das Sausen zu. Oskar spürte den Wind, der von ihnen ausging. Er erfasste seine Haare und blies ihm den Geruch von Hitze ins Gesicht. Vorsichtshalber trat er einen Schritt zurück. Humboldt schob den Regler noch ein Stück weiter hoch. Jetzt war von den Ringen nur noch ein Schatten zu sehen. Sie rotierten so schnell umeinander, dass nur ein irritierendes Flackern auf der Netzhaut zurückblieb.
    Â»Was geschieht da?« Charlotte deutete auf ein kleines Aufblitzen. Dort, wo die Achsen in die Motoren mündeten, waren Lichterscheinungen zu sehen. Oskar hatte das Gefühl, als würde das Leuchten zunehmen. Bläuliche Funken glitzerten entlang der Achse und wanderten die Ringe entlang. Immer intensiver wurde das Leuchten. Jetzt erfassten sie auch die Kugel. Oskar sah, wie die Kapsel von einem Netz wild flackernder und zuckender Blitze umhüllt wurde. Er konnte nur hoffen, dass Wilma davon nichts mitbekam.
    Das Sausen steigerte sich zu einem infernalischen Kreischen.
    Die Ringe waren jetzt vollkommen unsichtbar. Der Boden unter ihren Füßen vibrierte wie bei einem Erdbeben. Humboldt rief ihnen etwas zu, doch der Lärm war zu groß. Oskar sah, wie der Forscher den Schubhebel in die oberste Position schob. Er war froh, dass er dem Rat seines Vaters gefolgt war und die Sonnenbrille aufgesetzt hatte, denn was sich jetzt abspielte, übertraf alles bisher Dagewesene. Die Kugel erstrahlte mit der Kraft einer kleinen Sonne. So gleißend war das Licht, dass es einen Abdruck auf seiner Netzhaut hinterließ. Für einen Moment sah er nur Sternchen. Er spürte, wie Charlotte nach seiner Hand tastete. Er packte sie und hielt sie fest. Gemeinsam beobachteten die beiden, wie die Kugel sich mehr und mehr aufzulösen schien. Sie wurde diffus, an manchen Stellen sogar durchsichtig.
    Und dann verschwand sie. Nicht langsam und bedächtig, sondern mit einem Schlag. Es gab ein Geräusch, als würde jemand eine Tür zuknallen, dann war sie weg.
    In diesem Moment verlosch das grelle Licht. Nur die Kerzen flackerten noch.
    Oskar spürte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug. Er wartete ein paar Sekunden, dann nahm er die Brille ab. Der Steinsockel, die Konsole, die Kabel, alles war unverändert.
    Mit einer einzigen Ausnahme.
    Die gesamte Maschine, einschließlich der Ringe, Motoren und der Kugel, war verschwunden. Einfach weg. Als habe es sie nie gegeben. Nur ein leises Knacken war zu hören. Es schien von dem Steinsockel auszugehen. Oskar streckte die Hand aus, doch Humboldt hielt ihn zurück.
    Â»Das würde ich lieber nicht tun.«
    Â»Warum?«
    Der Forscher riss ein Blatt von seinem Notizblock ab und ließ es auf den Stein fallen. Das Papier ging sofort in Flammen auf. Oskars Hand zuckte zurück.
    Â»Exotherme Reaktion als Folge zeitlicher Divergenz«, erläuterte Humboldt. »Eine der vielen Merkwürdigkeiten, die mit der Durchdringung der zeitlichen Variablen
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