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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Entschuldigung geben. Was ich geschaffen habe, entzieht sich jeder Form der Beschönigung oder Entschuldigung. Ich bin mir der Schwere meiner Vergehen durchaus bewusst. Doch dank Ihrer Hilfe hat dieser Albtraum nun ein Ende. Dank Ihnen bin ich heute wieder der Mann, der ich vor über zehn Jahren einmal war. Ohne Beine zwar, aber mit dem unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich meine Lektion gelernt habe. Alles braucht seine Zeit, die Entwicklung des Lebens genauso wie der technologische Fortschritt. Der bedingungslose Glaube an die Technik kann ebenso schädlich sein wie seine völlige Ablehnung. Nur im maßvollen Umgang mit neuen Entdeckungen und Erkenntnissen kann der Mensch sich und dieser Welt ein Fortbestehen im Universum gewährleisten. Dafür möchte ich in Zukunft eintreten.« Er lächelte. »Sie haben mir zurückgegeben, was ich für immer verloren geglaubt hatte. Freude und Zuversicht. Ich danke Ihnen von Herzen.«
    Oskar konnte die Rührung in seinem Gesicht sehen.
    »So, und nun zu Ihrer Heimkehr.« Livanos rollte zu einer großen Wandkarte und tippte mit dem Zeigestab auf den Südzipfel von Therasia. »Ich habe eine kleine Bucht ausersehen, an der abends ein Fischerboot vorbeikommt. Der Kapitän ist ein guter Freund von mir. Er wird Sie mitnehmen und hinüber nach Thera bringen. Von dort aus können Sie dann die Fähre zurück nach Athen nehmen. Natürlich werden Sie nicht mit leeren Händen heimkehren. Jeder von Ihnen wird reich belohnt werden. Sie können das Geld nehmen und zurück zu Ihren Familien reisen. Wer aber bleiben möchte, den lade ich herzlich ein, an meiner Seite die Weltmeere zu erforschen. Wir werden zusammen auf versunkene Kulturen stoßen und seltsame Kreaturen entdecken. Unentdeckte Länder warten auf uns, ferne Kontinente und aufregende Abenteuer. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass es immer gefahrlos ablaufen wird, aber es wird eine Erfahrung werden, die Sie nie vergessen werden, so viel ist sicher.«
    In Humboldts Augen flackerte Skepsis. »Sie haben vor, die Kraaken in den Dienst der Wissenschaft zu stellen?«
    »Sie war von Anfang an als Forschungsschiff gedacht«, sagte Livanos. »Das war ihre Bestimmung, bevor Daron sie mir wegnahm. Es hat mir das Herz gebrochen zu sehen, welch schreckliche Bestimmung man ihr zugewiesen hatte. Doch die Zeit ist gekommen, diesen Fehler rückgängig zu machen.«
    »Was wird aus Mediterrania?«, fragte der Forscher. »Werden Sie die Stadt weiter regieren?«
    Livanos schüttelte den Kopf. »Dieses Kapitel ist für mich abgeschlossen. Zu viele schreckliche Dinge sind hier unten geschehen. Ich werde die Schleusen öffnen und Mediterrania im Meer versinken lassen, so wie einst das mächtige Atlantis. Manche Dinge lässt man besser ruhen. Den Kristall des Lichts werde ich mit an Bord nehmen. Seine Macht ist einfach zu groß. Ich werde ihn an einen sicheren Ort bringen und dort verstecken. Eines Tages, wenn die Menschheit reif genug dafür ist, wird sie ihn vielleicht mit Weisheit und Bedacht einsetzen.« Er blickte lächelnd in die Runde. »Die Zeit ist nun gekommen, Sie alle zurückzubringen. Herr von Humboldt und Monsieur Rimbault, würden Sie mir die Ehre erweisen, mir bei der Navigation zu assistieren?«
    Die Wissenschaftler nahmen die Einladung dankend an.
    Oskar suchte sich ein schönes Plätzchen am Fenster und verfolgte die Abreise der Kraaken mit gemischten Gefühlen. Einerseits war er natürlich froh, der Dunkelheit zu entrinnen, andererseits fand er es traurig, dass nie jemand von den Wundern erfahren würde, die hier unten schlummerten. Ob eines Tages wohl mal jemand eine Geschichte über ihn und seine Abenteuer lesen würde?
    Wilma hüpfte auf seinen Arm und blickte mit ihm zusammen aus dem Fenster. Die mächtigen Flutlichter waren gezündet worden und tauchten den Meeresboden in strahlende Helligkeit. Die Säulen und Kuppeln der versunkenen Stadt wirkten seltsam fern. Schon bald würde sich der Schleier ewigen Vergessens über sie legen.
    Die Kraaken nahm Fahrt auf und glitt immer schneller über den Meeresboden. Als sie die Palastkuppel umrundeten, sah Oskar einen Mann, der einsam und verlassen auf dem Meeresboden stand und mit silbrigen Augen zu ihnen emporblickte. Zuerst glaubte er, es wäre Cagliostro, doch dann fiel ihm ein, dass dieser ja zusammen mit dem Golem in die Erdspalte gestürzt war. Außerdem war dieser Mann hier wesentlich größer und schlanker. Mit eingefallenen Wangen
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