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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon
Autoren: Thomas Thiemeyer
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bist.«
    »Ja und? Ich musste mir noch ein wenig die Beine vertreten. Als ich zurückkam, war es schon dunkel. Ich wollte nicht das ganze Haus aufwecken und habe darum kein Licht gemacht. Unten in der Halle bin ich erst mal gegen einen der Pfosten gerannt und dann ist mir auch noch -«
    »Du hast dich geprügelt«, schnitt Charlotte ihm das Wort ab. Sie trat auf ihn zu, nahm den Lappen weg und betrachtete seine Blessuren. Kopfschüttelnd sagte sie: »Du bist wieder in deiner alten Gegend gewesen. Habe ich dir nicht schon hunderttausend Mal gesagt, dass du das nicht tun sollst?«
    Oskar überlegte kurz, ob er alles leugnen sollte, kam aber zu dem Schluss, dass Charlotte zu clever war, um sich von ihm an der Nase herumführen zu lassen. Er seufzte. »Na schön, ich habe meine Freunde getroffen, na und? Ich musste ihnen doch sagen, wo ich bin und dass es mir gut geht. Ich habe mich seit Ewigkeiten nicht bei ihnen blicken lassen. Stell dir vor, die haben geglaubt, ich sei tot!«
    »So wie du aussiehst, hat nicht mehr viel dazu gefehlt. Was ist passiert?«
    »Ärger mit einem Geldverleiher, ist doch egal. Ich habe ihm Geld geschuldet und es zurückgezahlt. Wir sind jetzt quitt. Ende der Geschichte.«
    »Und das soll ich dir glauben? Bei dem Veilchen, das du kassiert hast? Ach, was mische ich mich da ein! Du hörst ja doch nicht auf mich. Aber eines kann ich dir sagen: Wenn mein Onkel dich so sieht, schmeißt er dich raus, und zwar achtkantig. Vergiss nicht, er hat dir verboten, dich mit diesen Leuten zu treffen.«
    »Du verstehst das nicht«, sagte Oskar. »Meine Freunde sind wie meine Familie. Ich kann nicht von heute auf morgen ein neues Leben beginnen und so tun, als sei davor nichts gewesen. Ich musste sie einfach wiedersehen. Tut mir leid, wenn ich deinen Ansprüchen nicht genüge …«
    Charlotte sah einen Moment wütend auf ihn herab, dann wurde ihr Ausdruck sanfter. »Ich hab’s nicht so gemeint. Ich mach mir nur einfach Sorgen.«
    Irrte er sich oder huschte da ein roter Schimmer über ihre Wangen?
    In dem Moment schien sie es selbst zu bemerken und änderte ihre Haltung sofort. »Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir jetzt ein Problem haben«, sagte sie. »Mein Onkel will, dass wir uns beide unten einfinden. Er hat Besuch bekommen und möchte, dass wir seine Gäste kennenlernen. Was mache ich nur mit dir …?« Sie blickte sich um, dann rief sie: »Ich habe eine Idee! Warte hier, ich bin gleich zurück.«
    Sie verschwand und lief einen Stock höher in ihr Zimmer. Oskar konnte hören, wie sie in irgendwelchen Schubladen herumwühlte. Der Gedanke, dass sie so besorgt um ihn war, erzeugte ein warmes Gefühl in seinem Bauch. Er hatte dieses Gefühl schon seit Peru, aber es nie so richtig zugelassen. Doch seit sie wieder daheim waren, war es stärker geworden.
    Charlotte kam zurück und schloss die Tür. »So«, sagte sie. »Setz dich da ans Licht. Ich muss dich ein bisschen zurechtmachen.«
    Oskar blickte misstrauisch auf das Täschchen in Charlottes Händen. »Schminksachen?«, fragte er.
    »Abdeckpuder, ganz genau. Wir müssen etwas gegen dein Veilchen unternehmen.« Sie reichte ihm einen Handspiegel. Was Oskar darin erblickte, ließ ihn erschrocken zusammenfahren. Seine ganze linke Wange war blau. Es sah aus, als wäre er in einen Blaubeerkuchen gefallen. Erschrocken ließ er sich auf den Stuhl fallen. Vielleicht sollte er den Forscher doch mal darum bitten, einen Spiegel über dem Waschbecken anzubringen.
    Ohne Vorwarnung fing Charlotte an, ihn mit Pinseln und Wattebäuschen zu bearbeiten. Früher hätte er eine solche Prozedur nicht ums Verrecken über sich ergehen lassen, aber er sah ein, dass es diesmal nicht anders ging. Nach einer Weile fand er sogar Spaß daran. Charlotte war ausgesprochen geschickt und er genoss es, ihr so nahe zu sein. Ein leichter Duft nach Lavendel umschmeichelte seine Nase. War das ihr Parfüm oder roch sie einfach so gut?
    Er hätte gerne irgendetwas Charmantes gesagt, doch ihm fiel nichts ein. Es war doch komisch, dass er sich in ihrer Gegenwart immer befangen fühlte. Dabei hatte er bei den Mädchen in seiner alten Gegend einen Ruf als richtiger Casanova. Vielleicht lag es daran, dass Charlotte ihn so gut durchschaute. Mit ihr war jedenfalls alles anders.
    Etwa fünf Minuten später war sie fertig. »So müsste es gehen, glaube ich.« Sie reichte ihm den Spiegel. Oskar drehte seinen Kopf. Die Nichte des Forschers hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Außer der leichten
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