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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gewühlt, genau wie ein Schwein.« Er nahm noch einen Schluck aus dem Humpen und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Wusstest du, dass Schweine ziemlich schlaue Viecher sind? Alles, was ich heute besitze, habe ich mit Schweiß, harter Arbeit und Cleverness verdient. Genau wie du. Uns hat niemand etwas geschenkt. Wir beide, du und ich, wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt, genau wie jeder andere hier im Raum. Wir sind deine Familie.« Sein Lächeln wurde kalt. »Wenn du mich mit Informationen versorgst und mir ein wenig zur Hand gehst, seid ihr mit einem Schlag alle Schulden bei mir los.«
    Oskar hob seinen Blick.
    »Ja, du hast richtig gehört. Du und deine Freunde. Sie stehen bei mir ziemlich in der Kreide, selbst diese Kleine. Wie hieß sie doch gleich?«
    »Lena.«
    »Genau. Ihr wärt aus dem Schlamassel raus. Sämtliche Schulden wären mit einem Schlag getilgt.« Er trank noch einen Schluck von seinem widerlichen Gebräu. »Erzähl mir von deinem Gönner. Wo wohnt er, was hat er für Wertgegenstände in seinem Haus und vor allem, wie kommen wir dort rein?« Er lächelte breit. »Ich bin sicher, du wirst mir das sagen. Bist doch ein cleveres Kerlchen.«
    Oskar zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Sie haben Ihr Geld. Machen Sie damit, was Sie wollen. Wir sind quitt.«
    Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf.
    »Wo willst du hin?«
    »Raus«, sagte Oskar. »Die Luft hier drinnen ist zu schlecht.«
    Er griff nach seiner Jacke und wollte gehen, als er von einer eisernen Hand am Kragen gepackt wurde. »Du willst raus?«, zischte Behringer. »Von mir aus. Was dagegen, wenn ich mich dir anschließe?« Er schleifte Oskar an den Gästen vorbei durch das Lokal. Die Leute murmelten ungehalten, wagten aber nicht, sich einzumischen. Diese verdammten Feiglinge! Alle hatten sie Schiss vor Behringer.
    Draußen vor der Tür schüttete es immer noch wie aus Kübeln. Der Geldverleiher blickte missmutig gen Himmel. »Dreckswetter!«, fluchte er, dann stieß er Oskar unsanft auf die Straße. Oskar stolperte, konnte aber gerade noch verhindern, dass er hinfiel. Im Nu war Behringer bei ihm und rammte ihm die Faust in den Magen. Er rang nach Luft.
    »Du scheinst aus unserer letzten Unterhaltung nichts gelernt zu haben«, sagte der Geldverleiher. »Wie lange ist es her, seit ich dir die letzte Abreibung verpasst habe, zwei Monate? Wann wirst du endlich begreifen, dass man mir nicht einfach den Rücken kehrt?«
    Der nächste Schlag traf Oskar auf den linken Wangenknochen. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, dann ein Gefühl plötzlicher Taubheit. Er schmeckte Blut in seinem Mund. Oskar versuchte stehen zu bleiben, aber seine Beine fühlten sich an wie Gummi. Er sackte vornüber auf die regennasse Straße. Ein Tritt in die Magengrube ließ ihn vollends zusammenbrechen. Behringers Leute zogen einen Kreis um ihn und machten jeden Gedanken an Flucht zunichte.
    »So«, sagte der Geldverleiher, während er sich über ihn beugte und Oskars Kopf an den Haaren nach hinten zog. »Und jetzt möchte ich eine andere Antwort hören.«
    »Leck mich am Arsch!«, fluchte Oskar und spuckte Blut.
    Behringer blickte erstaunt. Dann lachte er.
    »Eins muss man dir lassen. Du hast Schneid. Einen wie dich könnte ich in meiner Bande gut gebrauchen.«
    »Eher friert die Hölle zu, als dass ich für Sie arbeite!«, keuchte Oskar.
    »Falsche Antwort.« Behringer richtete sich drohend über ihm auf, die Faust zum Schlag erhoben. Oskar bereitete sich innerlich auf den nächsten Treffer vor, schloss die Augen und spannte die Muskeln an. Als nichts geschah, öffnete er vorsichtig ein Auge. Behringer stand immer noch genau so da. Dieselbe Haltung, derselbe Gesichtsausdruck. Alles schien unverändert – bis auf einen dünnen Blutsfaden, der seine Schläfe hinablief. Sein Mund war offen, als wollte er etwas sagen, doch kein Laut kam über seine Lippen. Ein paar Sekunden stand er so da, dann taumelte er vornüber aufs Pflaster. Oskar konnte sich gerade noch zur Seite rollen, als der schwere Körper neben ihm auf den Boden schlug. Plötzlich ertönte aus der Gruppe der Halsabschneider ein Schmerzensschrei. Dann folgte ein zweiter. Einer von Behringers Kumpanen hielt sich den Ellenbogen, ein anderer den Bauch. Ein dritter sackte unter Stöhnen auf die Knie, die Hände über dem Kopf verschränkt.
    Was war hier bloß los?
    Über das Rauschen des Regens hinweg hörte Oskar ein Zischen. Irgendetwas sauste durch die Luft, gefolgt von einem trockenen
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