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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold
Autoren: Anne Rice
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gerade«, sagte sie leise und mitleidig. »Ich hörte alles, was du zu Pandora sagtest. Und nun verlasse ich dich.«

 
     
     
33
     
    D rei endlos lange Nächte bat und bettelte ich und flehte sie an, damit sie bliebe, während sie ihre Vorbereitungen traf. Ich fiel vor ihr auf die Knie. Ich schwor, dass alles, was ich zu Pandora gesagt hatte, nur Mittel zu dem Zweck war, sie hier zu behalten. Ich sagte ihr auf jede erdenkliche Weise, dass ich sie liebte und sie nie im Stich gelassen hätte. Ich sagte ihr, dass sie nicht allein überleben könne und ich Angst um sie hätte.
    Aber nichts konnte sie von ihrer Entscheidung abbringen. Erst am dritten Abend wurde mir klar, dass sie wirklich fortging. Bis dahin hatte ich das für unvorstellbar gehalten. Ich durfte sie nicht verlieren! Das konnte einfach nicht sein! Schließlich bat ich sie, sich zu mir zu setzen und mir zuzuhören, und dann schüttete ich ihr mein ganzes Herz aus, gestand ihr ehrlich jedes schlimme Wort, das ich gesagt, jedes einzelne Mal, das ich sie vor Pandora verleugnet hatte, jede verzweifelte, dumme Bemerkung, die ich zu Pandora gesagt hatte. Und dann sagte ich: »Aber was ich nun möchte, ist, über dich und mich zu sprechen, wie wir es immer getan haben.«
    »Wenn du das möchtest, bitte«, sagte sie, »wenn es dir hilft, den Schmerz zu lindern, aber es bleibt dabei, Marius, ich gehe.«
    »Du weißt, wie es mit mir und Amadeo war«, erklärte ich. »Ich nahm ihn in mein Haus, als er noch sehr jung war, und ich gab ihm Das Blut nur aus Not. Wir waren immer nur Herr und Schüler, ein finstrer Graben trennte uns. Vielleicht ist dir das ja nie aufgefallen, aber es war so, ich versichere es dir.«
    »Ich weiß«, sagte sie, »aber ich wusste auch, dass deine Liebe größer war.«
    »Ja, aber er war nur ein Kind, und ich als Mann wusste tief drinnen, dass es etwas Edleres, Größeres gab. So zärtlich ich ihn liebte, sosehr mich auch sein bloßer Anblick entzückte, meine schlimmsten Ängste, meine größten Qualen konnte ich ihm nicht anvertrauen. Ich konnte ihm nichts aus meinem Leben erzählen. Mit diesen Geschichten wurde er nicht fertig.«
    »Ich verstehe dich, Marius«, sagte sie sanft, »ich habe dich immer verstanden.«
    »Und Pandora! Sahst du es nicht mit eigenen Augen? Wieder der bittere Streit, wie schon vor vielen Jahrhunderten, die erbitterten Kämpfe, bei denen nichts Gutes herauskommt.«
    »Ich sah es, ja«, sagte sie ruhig. »Ich weiß, was du meinst.«
    »Du sahst, wie sehr sie sich vor Den Eltern fürchtete«, flehte ich. »Hörtest du nicht, wie sie sagte, sie könne das Haus nicht betreten? Du hörtest, wie sie sagte, dass sie sich vor allem fürchtet.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Und was war diese eine Nacht zwischen mir und Pandora als elender Schmerz und Missverständnisse, wie einst vor langer Zeit.«
    »Ich weiß, Marius«, sagte sie wieder.
    »Aber herrschte zwischen uns beiden nicht immer Harmonie, Bianca? Denk an die langen Jahre, die wir miteinander im Schrein verbracht haben und hinausgingen und uns vom Nachtwind tragen ließen, wohin er uns wehte. Erinnere dich an unser Schweigen und an unsere endlosen Gespräche, wenn ich erzählte und du lauschtest. Konnten denn zwei Wesen mehr Nähe teilen?« Sie neigte den Kopf, sagte jedoch nichts darauf.
    »Und diese letzten Jahre«, flehte ich, »erinnere dich an all die Vergnügen, die wir geteilt haben, unsere verstohlenen Jagden in den Wäldern, die ländlichen Feste, unsere stillen Besuche in den Kathedralen mit Kerzenlicht und Chorgesängen und wie wir auf den Hofbällen tanzten. Erinnere dich doch!«
    »Ich weiß das alles, Marius«, sagte sie, »aber du hast mich getäuscht. Du sagtest mir nie, warum es ausgerechnet Dresden sein musste.«
    »Das gebe ich zu. Sag mir, wie ich es wieder gutmachen kann.«
    »Überhaupt nicht, Marius. Ich gehe.«
    »Aber wie willst du leben? Du kommst ohne mich nicht zurecht. Das ist doch Wahnsinn.«
    »Ich werde recht gut leben«, sagte sie. »Und jetzt muss ich gehen. Ich muss vor der Dämmerung noch viele Meilen zurücklegen.«
    »Und wo wirst du schlafen?«
    »Das lass nur meine Sorge sein. Und folge mir nicht, Marius«, sagte sie, als ob sie meine Gedanken lesen könnte.
    »Ich kann das nicht hinnehmen«, knirschte ich. Schweigen breitete sich zwischen uns aus, und ich merkte, dass sie mich ansah, und ich schaute sie an und konnte nicht verbergen, wie todunglücklich ich war.
    »Bianca, bitte, tu es nicht«, bat ich.
    »Ich sah die
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