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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis
Autoren: Anne Rice
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die Sonne über den Bergen auf. Schüttete ihre tödlichen Strahlen hinunter ins Tal, bis weit über die Talsohle hinaus.
    Ich lief aus dem Haus, quer über das Feld zu den Hügeln, hielt mir die Arme vors Gesicht, um meine Augen zu schützen.
    In nur wenigen Minuten hatte ich mein verborgenes unterirdisches Grab erreicht, schob den Stein auf die Seite und ging die grobgehauene kleine Treppe hinunter. Noch eine Wendung und dann noch eine, und ich war von kalter und wohltuender schwarzer Dunkelheit umgeben, dem Geruch von Erde, und ich legte mich mit klopfendem Herzen und zitternden Gliedern auf den feuchten Boden der winzigen Kammer.
    Akascha! Diese Musik von dir könnte Tote wecken.
    Das Fernsehgerät in dem Zimmer, natürlich, das hatte ihnen Marius gegeben, und sie hatten alles direkt über Satellit empfangen. Sie hatten die Videofilme gesehen! Ich wußte es, ich wußte es so gewiß, als hätte er mir alles bis ins einzelne erzählt. Er hatte das Fernsehgerät hinunter in ihr Heiligtum gebracht, genauso wie er vor vielen, vielen Jahren die Filme zu ihnen gebracht hatte.
    Und sie war aufgewacht, sie war aufgestanden. Diese Musik von dir könnte Tote wecken. Ich hatte es wieder getan.
    Ach, wenn ich nur meine Augen hätte offenhalten können, nur einen Gedanken hätte fassen können, ach, wenn doch nur die Sonne nicht aufgegangen wäre.
    Sie war in San Francisco gewesen, sie war ganz in unserer Nähe gewesen, sie hatte unsere Feinde verbrannt. Fremdartig, etwas völlig Fremdartiges, ja. Aber nicht unzivilisiert, nein, nicht wild. Das war sie nicht. Sie war einfach nur wieder erwacht, meine Göttin, hatte sich wie ein prächtiger Schmetterling aus dem Kokon aufgeschwungen in die Lüfte. Und was bedeutete ihr die Welt? Wie war sie zu uns gekommen? Was ging in ihrem Kopf vor? Wir sind alle in Gefahr. Nein. Das glaube ich nicht! Sie hatte unsere Feinde vernichtet. Sie war zu uns gekommen.
    Aber ich konnte die Benommenheit und Schwere nicht länger bekämpfen. Meine reinen Sinne siegten über das Staunen und die Erregung. Mein Körper erschlaffte und lag hilflos und still in der Erde.
    Und dann fühlte ich plötzlich eine Hand neben meiner.
    Kalt wie Marmor war sie, und genauso hart.
    Und meine Augen öffneten sich in der Dunkelheit. Und der Druck der Hand wurde stärker. Und eine dicke Strähne aus seidigem Haar berührte mein Gesicht. Und ein kalter Arm strich über meine Brust.
    Oh, bitte, meine Liebste, meine Schöne, bitte! Wollte ich sagen. Aber meine Augen waren wieder zugefallen! Meine Lippen blieben stumm, und ich verlor das Bewußtsein. Die Sonne war aufgegangen.
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