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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis
Autoren: Anne Rice
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sterblichen Musiker in dem neuen Versteck in Sonoma in Sicherheit waren und hinter elektrischen Zäunen und Toren eine wilde Party feierten. Was die Polizei und die Presse und all ihre unabänderlichen Fragen betraf, nun ja, die würden warten müssen.
    Und jetzt wartete ich allein auf das morgendliche Licht, wie ich es immer getan hatte, und fragte mich, warum sich Marius nicht gezeigt hatte, warum er uns nur gerettet hatte, um dann ohne ein Wort zu verschwinden.
    »Und wenn es nun gar nicht Marius war?» hatte Gabrielle besorgt gefragt, als sie später im Zimmer auf und ab ging. »Ich hatte das überwältigende Gefühl von etwas Bösem. Ich hatte das Gefühl von Gefahr, für uns wie für die anderen. Ich hatte dieses Gefühl draußen vor dem Auditorium, als ich weggefahren bin. Ich hatte das Gefühl, als wir neben dem brennenden Auto standen. Da war irgendwas. Aber es war nicht Marius, das weiß ich sicher - «
    »Etwas fast Barbarisches«, hatte Louis gesagt. »Fast, aber nicht ganz - «
    »Ja, etwas fast Wildes«, hatte sie geantwortet und zustimmend genickt. »Aber
    selbst wenn es Marius war, wieso, glaubst du, daß er dich gerettet hat - damit er seine private Rache üben kann?«
    »Nein«, hatte ich geantwortet und leise gelacht. »Marius will keine Rache, die hätte er längst haben können, da bin ich mir ganz sicher.«
    Aber ich war zu aufgeregt gewesen. Ich hatte nur sie angesehen, derselbe Gang, dieselben Gesten, alles noch wie früher. Ah, diese ausgefransten Safarikleider. Nach zwei Jahrhunderten war sie noch immer genauso beherzt, genauso neugierig darauf, alles zu erforschen. Sie setzte sich rittlings auf den Stuhl wie ein Cowboy und stützte das Kinn auf der Rückenlehne in die Hände.
    Wir hatten uns so viel zu erzählen, so viel zu reden, und ich war einfach zu glücklich, um Angst zu haben.
    Und außerdem war es schrecklich, Angst zu haben, denn ich wußte jetzt, daß mir ein weiterer schwerer Irrtum unterlaufen war. Das erstemal hatte ich es gemerkt, als der Porsche explodierte, während Louis noch immer in ihm saß. Dieser kleine Krieg von mir würde alle, die ich liebte, in Gefahr bringen. Was für ein Narr war ich gewesen zu glauben, daß ich das Böse an mich reißen konnte.
    Wir mußten reden, das stimmte. Wir mußten klug sein. Wir mußten sehr vorsichtig sein.
    Aber für den Augenblick waren wir in Sicherheit. Das hatte ich ihr gesagt, um sie zu beruhigen. Sie und Louis fühlten das Böse nicht mehr, nicht hier; es war uns nicht bis ins Tal gefolgt. Und ich hatte es nie gefühlt. Und unsere jungen und dummen unsterblichen Feinde hatten sich aus dem Staub gemacht, denn sie glaubten, daß wir die Macht besäßen, sie zu Asche zu verbrennen, wenn wir nur wollten. »Weißt du, daß ich mir tausendmal, viele tausendmal vorgestellt habe, daß wir wieder zusammen sind?« sagte Gabrielle. »Aber es war nie so wie jetzt.«
    »Ich finde, daß alles ganz wunderbar war!« sagte ich. »Und glaube bitte nicht, keinen Augenblick lang, daß ich uns nicht hätte rausbringen können! Ich war drauf und dran, den mit der Sense zu erdrosseln, ihn durch das ganze Auditorium zu schleudern. Und dann sah ich, wie der andere kam. Ich hätte ihn in Stücke reißen können. Ich sage dir das eine: Das Frustrierendste an der ganzen Sache ist, daß ich keine Gelegenheit hatte - «
    »Du bist ein absoluter Scherzbold, Monsieur!« sagte sie. »Du bist unmöglich! Du bist - wie hat dich doch selbst Marius genannt - das schrecklichste Wesen, das es gibt! Da gebe ich ihm völlig recht.« Ich lachte entzückt. So süße Schmeicheleien. Und wie köstlich ihr altmodisches Französisch war!
    Und Louis, der ganz eingenommen von ihr war, saß weiter hinten im Schatten und beobachtete sie, zurückhaltend und nachdenklich, wie er immer gewesen war. Jetzt war er wieder absolut makellos, als unterstünden seine Kleider seinem Befehl, und wir kamen gerade aus dem letzten Akt von La Traviata, um den Sterblichen zuzusehen, wie sie an den Marmortischen der Cafes ihren Champagner tranken, während draußen die schicken Wagen vorbeiholperten. Und ich hatte das Gefühl, daß wir ein neuer Orden waren und daß wir eine wunderbare Energie besaßen und aller menschlichen Realität enthoben waren - wir drei gemeinsam gegen alle Stämme, gegen alle Welt. Und ich hatte ein tiefes Gefühl von Sicherheit, von unaufhaltsamem Schwung - aber wie sollte ich es ihnen erklären.
    »Hör auf, dir Sorgen zu machen, Mutter«, sagte ich schließlich und
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