Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chicagoland Vampires 01 - Frisch gebissen

Chicagoland Vampires 01 - Frisch gebissen

Titel: Chicagoland Vampires 01 - Frisch gebissen
Autoren: Chloe Neill
Vom Netzwerk:
sogar.
    Mein Vater saß auf dem gegenüberliegenden Sofa. Er war genauso schlank und groß gewachsen wie ich, hatte dieselben kastanienbraunen Haare und blauen Augen und trug trotz der späten Stunde immer noch einen Anzug. Er blickte über den Rand seiner Lesebrille, eine Angewohnheit, die er sich glatt bei Helen abgeschaut haben könnte. Dieser Blick hinterließ nicht nur bei Menschen Eindruck, sondern auch bei Vampiren.
    Er schlug die Zeitung zusammen, die er gerade las, und legte sie neben sich auf das Sofa.
    »Vampire?« Er schaffte es, das eine Wort sowohl wie eine Frage als auch eine Anklage klingen zu lassen.
    »Ich wurde an der Uni angegriffen.«
    Meine Mutter keuchte, griff sich mit der Hand ans Herz und warf einen Blick auf meinen Vater. »Joshua! An der Universität! Sie greifen Menschen an!«
    Der Blick meines Vaters hatte sich nicht geändert, doch die Überraschung war an seinen Augen abzulesen.
    »Angegriffen?«
    »Ich wurde von einem Vampir angegriffen, aber ein anderer hat mich dann verwandelt.« Ich erinnerte mich an die wenigen Worte, die ich mitbekommen hatte, an die Angst in der Stimme von Ethan Sullivans Begleiter. »Ich glaube, der erste flüchtete, weil er weggejagt wurde, und die zweiten hatten flüchtete, weil er weggejagt wurde, und die zweiten hatten Angst, ich würde sterben.« Nicht ganz die Wahrheit – der Begleiter fürchtete, dass dies geschehen könnte; Sullivan war eindeutig davon überzeugt, dass es geschehen würde – und dass er mein Schicksal ändern könnte.
    »Zwei Vampirgruppen? An der Universität von Chicago?«
    Ich zuckte mit den Achseln, weil ich mir genau dieselbe Frage gestellt hatte.
    Mein Vater schlug die Beine übereinander. »Und wo wir schon davon sprechen: Warum, in Gottes Namen, bist du mitten in der Nacht allein auf dem Universitätsgelände unterwegs?«
    Etwas erwachte in mir. Vielleicht ein Funken Zorn, begleitet von einem Gefühl des Selbstmitleids – Emotionen, die ich beim Umgang mit meinem Vater mehr als einmal empfunden hatte.
    Normalerweise spielte ich aus Angst das Unschuldslamm; wenn ich die Stimme gegen meine Eltern erhob, riskierte ich, dass sie ihren seit Langem gehegten Wunsch nach einer anderen jüngsten Tochter äußerten.
    »Ich habe gearbeitet.«
    Sein Schnauben war als Antwort mehr als genug.
    »Ich habe gearbeitet«, wiederholte ich, und in meiner Stimme lagen siebenundzwanzig Jahre Kampf um Selbstbehauptung. »Ich war auf dem Weg, einige Forschungsartikel abzuholen, und wurde angegriffen. Ich hatte keine Wahl, und es war auch nicht meine Schuld. Er hat mir fast die Kehle aufgeschlitzt.«
    Mein Vater betrachtete die makellose Haut meines Halses und schien dies zu bezweifeln – Gott bewahre, eine Merit, eine Merit aus Chicago kann sich nicht allein verteidigen –, wechselte aber das Thema. »Und dieses Haus Cadogan. Sie sind alt, aber nicht so alt wie Navarre.«
    Da ich Haus Cadogan bisher noch nicht erwähnt hatte, nahm ich an, dass derjenige, der meine Eltern angerufen hatte, sie auch über meine Verbindung zum Haus aufgeklärt hatte. Und mein Vater hatte sich anscheinend gründlich informiert.
    »Ich weiß nicht viel über die Häuser«, gab ich zu und dachte, dass dies wohl mehr Malorys Interessenfeld war.
    Der Gesichtsausdruck meines Vaters ließ keinen Zweifel daran, dass ihn meine Antwort nicht überzeugte. »Ich bin erst heute Abend nach Hause gekommen«, sagte ich, um mich zu verteidigen. »Sie haben mich vor zwei Stunden vor meiner Haustür abgeliefert. Ich war mir nicht sicher, ob ihr es von irgendjemandem erfahren oder gedacht habt, ich sei verletzt oder so was, also bin ich vorbeigekommen.«
    »Wir wurden angerufen«, lautete sein trockener Kommentar. »Vom Haus. Deine Mitbewohnerin …«
    »Mallory«, unterbrach ich ihn. »Sie heißt Mallory.«
    »… hat uns informiert, dass du nicht nach Hause gekommen bist. Dann rief das Haus an und ließ uns wissen, dass du angefallen worden bist. Sie sagten, du würdest dich jetzt erholen. Ich habe deinem Großvater Bescheid gegeben und deinem Bruder und deiner Schwester. Es gab also keinen Grund, die Polizei zu benachrichtigen.« Er hielt kurz inne. »Ich möchte nicht, dass sie da mit hineingezogen werden, Merit.«
    Ich fasste mir an den Hals, obwohl meine Narben nicht mehr vorhanden waren. Mein Vater hatte angesichts der Tatsache, dass seine Tochter den Angriff unbeschadet überstanden hatte, offensichtlich kein Interesse daran, das Ganze genauer hatte, offensichtlich kein Interesse
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher