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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl
Autoren: authors_sort
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Urlaub machte, sich in einen Surfertypen verliebte und mir per SMS mitteilte, sie wüsste nicht genau, wann sie wiederkäme, aber alles Wissenswerte sei im Computer und ich würde schon zurechtkommen und die Brandung sei absolut grandios, da sollte ich echt mal hinfahren, dicken Kuss Natalie xxxxx.
    Mit Natalie gründe ich nie wieder eine Firma. Nie, nie wieder.
    »Und ist das Ding jetzt aus?« Wahllos tippt Mum auf ihr Handy ein. »Ich möchte nicht, dass es bei der Trauerfeier losgeht.«
    »Lass mal sehen.« Dad biegt in eine Parklücke ein, macht den Motor aus und nimmt ihr das Handy aus der Hand. »Stell es doch stumm.«
    »Nein!«, sagt Mum entsetzt. »Es soll aus sein! Wer weiß, ob die Stummschaltung auch funktioniert!«
    »Dann eben so.« Dad drückt auf den Knopf an der Seite. »Alles aus.« Er gibt Mum das Handy zurück. Sie beäugt es skeptisch.
    »Und was ist, wenn es sich da unten in meiner Tasche irgendwie von selbst anstellt?« Flehentlich sieht sie uns beide an. »Das ist Mary im Bootsclub passiert. Das Ding ist einfach in ihrer Handtasche losgegangen und hat geklingelt, als sie Schiedsrichterin beim Wettrennen war. Die haben gesagt, wahrscheinlich ist sie dagegen gekommen oder irgendwas...«
    Ihre Stimme wird immer lauter und atemloser. Das ist der Moment, in dem meine Schwester Tonya normalerweise die Geduld verliert und ausrastet. »Stell dich nicht so blöd an, Mum! Dein Handy kann doch nicht von allein angehen!«
    »Mum.« Sanft nehme ich es ihr aus der Hand. »Wie wäre es, wenn wir es im Auto lassen?«
    »Ja.« Sie entspannt sich ein wenig. »Das ist eine gute Idee. Ich lege es ins Handschuhfach.«
    Ich sehe Dad an, der lächelt. Arme Mum. Der ganze Blödsinn, der ihr immer durch den Kopf geht. Sie hat das Gespür für die richtigen Relationen verloren.
    Auf dem Weg zum Bestattungsinstitut höre ich Onkel Bills markante Stimme, und da steht er auch schon, als wir uns durch die kleine Menge drängen, in Lederjacke, braungebrannt, mit federndem Haar. Alle Welt weiß, dass Onkel Bill von seinen Haaren besessen ist. Sie sind dick und voll und pechschwarz, und sollte irgendeine Zeitung auch nur andeuten, er würde sie färben, droht er mit einer Klage.
    »Die Familie ist das Allerwichtigste«, sagt er einem Reporter in Jeans. »Die Familie ist der Fels, auf dem wir alle stehen. Wenn ich meine Termine für eine Beerdigung absagen muss, dann ist es eben so.« Ich sehe die Bewunderung, die sich in der Menge breitmacht. Ein Mädchen mit einem Lingtons-Becher in der Hand, wendet sich zur Seite und flüstert ihrer Freundin zu: »Er ist es tatsächlich!«
    »Vielleicht können wir es dabei belassen...« Einer von Onkel Bills Assistenten tritt an einen Kameramann heran. »Bill muss zur Bestattung. Vielen Dank. Nur noch ein paar Autogramme...«, sagt er zu den Umstehenden.
    Wir warten geduldig etwas abseits, bis Onkel Bill mit einem Filzer auf alle Kaffeebecher und Bestattungsbroschüren gekritzelt hat, wobei die Kameras ihn filmen. Dann endlich zerstreuen sich die Autogrammjäger, und Onkel Bill kommt zu uns herüber.
    »Hi, Michael. Schön, dich zu sehen.« Er gibt Dad die Hand, dann dreht er sich abrupt zu einem Assistenten um. »Hast du Steve schon am Apparat?«
    »Hier.« Eilig reicht der Assistent Onkel Bill ein Handy.
    »Hallo, Bill!« Dad ist immer ausnehmend höflich zu Onkel Bill. »Ist schon eine Weile her. Wie geht es dir? Glückwunsch zu deinem Buch!«
    »Und danke für das signierte Exemplar!«, wirft Mum fröhlich ein.
    Bill nickt uns allen kurz zu, dann spricht er ins Telefon. »Steve, ich hab deine E-Mail bekommen.« Mum und Dad tauschen Blicke. So viel zum großen Wiedersehen.
    »Lass uns mal nachsehen, wohin wir sollen«, raunt Mum Dad zu. »Lara, kommst du?«
    »Ich bleib lieber noch einen Moment hier draußen«, sage ich spontan. »Ich komm gleich nach!«
    Ich warte, bis meine Eltern verschwunden sind, dann rücke ich näher an Onkel Bill heran. Ich hatte plötzlich eine teuflische Idee. Bei diesem Seminar sagte Onkel Bill, der Schlüssel für den Erfolg eines Unternehmers sei es, jede Gelegenheit wahrzunehmen. Und schließlich bin ich Unternehmerin, oder? Und das hier ist eine Gelegenheit, oder?
    Ich warte, bis es scheint, als hätte er sein Gespräch beendet, dann sage ich zögernd: »Hi, Onkel Bill. Könnte ich dich einen Moment sprechen?«
    »Warte.« Er hebt die Hand und hält sein BlackBerry ans Ohr. »Hi, Paulo. Was gibt‘s?«
    Sein Blick schwenkt zu mir herüber, und er
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