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Charles

Charles

Titel: Charles
Autoren: Debbie Macomber
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Oil. Es war der ideale Job für ihn, denn Charles war oft wochenlang im Landesinneren unterwegs, wo er nach Erdgasvorkommen suchte.
    „Ich habe heute Nachmittag mit zwei Reportern gesprochen“, erklärte er ärgerlich, ohne zu erwarten, dass Sawyer ihm überhaupt Beachtung schenkte. Sein Bruder schwebte im siebten Himmel und litt vermutlich schon an Sauerstoffmangel, was sein Denkvermögen nachhaltig beeinträchtigte.
    Sawyer blickte ihn verblüfft an.
    „Sie wollten Informationen über die Frauen.“
    „Es sind nur ein paar Frauen hier“, erwiderte Sawyer ausdruckslos. „Eine von ihnen ist über fünfzig.“
    „Und die, die als Erste gekommen ist, ist im Begriff zu heiraten, obwohl sie bisher kaum genug Zeit hatte, ihre Koffer auszupacken.“ Natürlich gönnte Charles ihm sein Glück, aber er hatte nun einmal etwas gegen die Ehe. Außerdem passte es ihm nicht, dass die Einwohner von Hard Luck sich in den Medien zum allgemeinen Gespött machten.
    „Und? Hast du ihnen gesagt, dass sie sich zum Teufel scheren sollen?“
    „Nein, ich habe ihnen die Telefonnummer von Christians Hotel gegeben.“
    Sawyer nickte beifällig.
    „Versteh mich bitte nicht falsch.“ Charles setzte sich auf einen Stuhl. „Aber ehrlich gesagt, halte ich es für keine besonders gute Idee, Frauen nach Hard Luck zu holen. Für die Regenbogenpresse ist es ein gefundenes Fressen. Heute Morgen habe ich eine Schlagzeile gelesen, die eine richtige Beleidigung war.“
    „Das ist mir egal. Mir tut das Ganze nicht im Mindesten Leid.“ Eine andere Antwort hatte Charles gar nicht erwartet. „Irgendwann wirst du dich auch verlieben“, meinte Sawyer, „und dann wirst du mich besser verstehen.“
    „Bewahre.“ Er, Charles, hatte es bis zu seinem fünfunddreißigsten Lebensjahr geschafft, solo zu bleiben, und daran sollte sich auch nichts ändern.
    „Eines Tages wirst du eine Frau kennen lernen, in die du dich Hals über Kopf verliebst“, fuhr Sawyer nachdenklich fort.
    Charles lachte auf. „Ganz bestimmt nicht.“
    „Du willst wohl das Schicksal herausfordern?“
    „Hör mal, Sawyer. Ich freue mich mit dir, denn du liebst Abbey und die Kinder.“
    „Aber?“
    „Aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass es ein Fehler war, Frauen nach Hard Luck zu holen.“
    „Wirklich?“
    „Allerdings. Denk doch nur daran, was für eine Aufregung die, die hier sind, schon verursacht haben. Wenn du heiratest, werden garantiert sechs oder sieben Reporter hier herumlaufen.“
    „Sollen sie doch“, entgegnete Sawyer gleichgültig.
    „Du machst wohl Witze.“
    „Ich habe wichtigere Dinge im Kopf.“ Sawyer blätterte in den Papieren auf seinem Schreibtisch und zog zwei Flugtickets hervor. „Zwei Wochen auf Hawaii – mit meiner Frau.“ Er schloss verklärt die Augen. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“
    „Und was ist mit den Kindern?“
    „Abbeys Eltern fahren mit ihnen nach Disneyland. Abbey und ich treffen uns später dort mit ihnen, und dann fliegen wir vier zusammen zurück.“
    Charles konnte die Begeisterung seines Bruders nicht ganz nachvollziehen. Er hatte genug von der Welt gesehen, und kein Land faszinierte ihn so sehr wie Alaska.
    Das Reisen überließ er lieber den anderen. Ihr Vater und ihr Großvater waren genauso gewesen. David O’Halloran war nicht einmal bereit gewesen, Hard Luck zu verlassen, als er damit seine Ehe hätte retten können. Charles war der Ansicht, dass sein Vater die einzig richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Es war nicht so, dass Charles seine Mutter nicht liebte. Sie bedeutete ihm genauso viel, wie sein Vater ihm damals bedeutet hatte. Über Davids Tod war er nie hinweggekommen, und er hatte ihn immer besser verstanden als seine Mutter, die gebürtige Engländerin war.
    „Du machst so einen nachdenklichen Eindruck“, meinte Sawyer.
    „Eigentlich nicht.“ Charles stand abrupt auf. „Ich bin nur vorbeigekommen, um dir zu sagen, dass ich den Tag damit verbracht habe, die Pressefritzen abzuwimmeln.“
    „Das weiß ich zu schätzen.“
    „Du solltest dir darüber im Klaren sein, dass sie auch auf deiner Hochzeit herumlungern werden.“
    Sawyer zuckte die Schultern. „Von mir aus sollen sie kommen.“
    Charles würde nie verstehen, dass sein Bruder sich innerhalb weniger Wochen so verändert hatte. Er verließ das Büro und ging über die Straße zum Hard Luck Café, wo Ben Hamilton, ein Vietnamveteran, den besten Kaffee der Stadt servierte.
    Charles setzte sich auf einen Barhocker am Tresen
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