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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde
Autoren: John Brunner
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verschwinden.«
    »Na, dann kann ich Sie in die Stadt mitnehmen. Ich bin gerne behilflich, ich tu immer was für andere, wenn’s sich anbietet, weil es so gut zu meinem Namen paßt. Halt, nun aber einen Moment mal! Mit zwei Personen im Auto geht der Smog-Bonus flöten. Du kennst die Vorschriften so gut wie ich. Welchen Unterschied bedeutet denn ein Beifahrer? Daß wir den Smog-Bonus verlieren, bedeutet ‘n Beifahrer, wie oft muß ich’s dir denn noch sagen?! Auch wenn er selbst kein Auto hat? Sie haben doch keins, oder? Dachte ich mir. Man wird Ihnen aber sicher bald eines zuteilen, es herrscht Mangel an Pendlern… Nein, ‘n Momentchen mal, man hat Sie gehen lassen, das heißt, Sie sind einer der wenigen Glücklichen… Schön, na schön, von mir aus nicht, wie Sie meinen, wir müssen nämlich weg, wir sind schon spät dran, und wenn Sie uns noch lang aufhalten, können wir nicht mehr unseren Beitrag zur Smog-Quote leisten, und unser Smog-Bonus entfällt ganz. Also los, rüber mit Ihnen, steigen Sie endlich ein! Ich wüßte nicht, wie man gegen jemanden als Beifahrer Einwände erheben könnte, der kein eigenes Auto vernachlässigt. Mann Gottes, sitzen Sie noch immer nicht in dem Karren?!«
    Quaddel schwang sich auf den Nebensitz – das Fahrzeug war ein gelb-rosa Mitsubishi Manta –, und wenige Augenblicke später rasten sie den restlichen Pendlern des Vororts nach.
    Oder, wie sich zeigte, den anderen Pendlern des weit und breit einzigen Wohnblocks.
    »Ähm… Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich heiße übrigens Rimpoche Quaddel. Nennen Sie mich Rimski, wenn’s Ihnen lieber ist.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Rimski. Ich bin Sal Mundi. Ach, komm mir bloß nicht mit so was! Ich habe heute das Dominanzrecht, als hör auf, mir dauernd dazwischenzuquatschen! Sal steht nicht für Salomon, ums gleich zu sagen, sondern für Salvador, einen guten, alten klassisch-spanischen Namen… Er harmoniert schlichtweg nicht mit einem guten, alten klassisch-italienischen Namen wie Mundi. Doch, tut er wohl! Tut er nicht, verdammt noch mal, ich laß mir doch nicht von dir meinen Tag versauen! Aber heute ist gar nicht Montag. Das war schon beim ersten Mal kein bißchen witzig. Warum bist du nicht ruhig und gönnst meiner Schnassel mal ‘ne Pause? Was soll das heißen, deiner Schnassel?«
    Weil er das Zwiegespräch, das sein freundlicher Helfer mit sich selbst führte, mitzuverfolgen außerstande blieb, zumal die Autobahn, die sie berühren, mit Schlaglöchern, Rissen und herabgefallenen Ästen nur so übersät war, schenkte Quaddel seine Aufmerksamkeit lieber, um sich abzulenken, dem Umland. Der Anblick erwies sich als keineswegs ermutigend. Weitere Häuser sah er nicht, nur halb zerfallene Ruinen, die sich mit Anhöhen abwechselten.
    Schon nach kurzer Fahrt verschlimmerte sich der Straßenzustand noch mehr. Nachdem sie eine Brücke überquert hatten, an der sich in großen Brocken von den rostigen Stahlverstärkungen der Beton löste, und die Brückengeländer von Efeugewucher strotzten – dort stank inzwischen die Luft geradezu unerträglich, obwohl die Wagenfenster geschlossen waren und die Skala des mit Klimaanlage markierten Hebels maximale Leistung anzeigte –, lenkte Sal das Fahrzeug auf Abfahrt, an deren Ende eine Ampel permanent auf Grün stand.
    Die Abfahrt mündete auf eine andere, achtspurige Autobahn, auf deren einer Seite sich ein paar zurückgebliebene Wagen einen in der Ferne sichtbaren Fahrzeugpulk einzuholen bemühten. Eine an einem quer über die Fahrbahnen gebauten Gerüst befestigte Beschilderung, der mehrere Buchstaben und Zahlen fehlten, warnte vor einem 50 m langen Stau 17 km voraus.
    Die andere Hälfte der Autobahn war frei, abgesehen von einem mit Schriftzügen bemalten Conestoga-Planwagen, den Maultiere zogen. An ihrem Körperbau war im großen und ganzen nichts auszusetzen, doch mit ihrer Färbung hatte es nicht seine Richtigkeit: sie hatten eine nahezu olivgrüne Farbe. Längs des Mittelstreifens belauerte ein Rudel wilder Hunde – es mußten wohl welche sein, berücksichtigte man, daß sich in dem Rudel so gut wie jede Hunderasse vermischt hatte, vom Dackel bis zur Dänischen Dogge – den Wagen, huschte von Strauch zu Busch zu Grasbüschel, beschlich das Gefährt, wahrscheinlich weil er den bestmöglichen Ersatz für Büffel abgab. Auf dem Wagen wechselten vier oder fünf Leute mit verdrossenen Mienen sich reihum dabei ab, den Satz, den man auf der sichtbaren Seitenfläche der Segeltuchplane
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