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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Klaus Pollmann
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heftig auf, dass sie mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug. Er warf die Schriftrollen und Schreibutensilien auf das Bett und zerrte dann seinen Mantel über den schmerzenden Kopf. Dabei berührte er natürlich die frische Beule und wimmerte vor Schmerz. Er warf den Mantel zu Boden und trat an die Kleidertruhe. Der Deckel flog auf und schlug so heftig gegen die Wand, dass der rote Putz absplitterte und ein hässlicher weißer Kratzer sichtbar wurde.
    Er suchte seine Badesachen heraus. Öl, Strigilis, Schwamm, eine frische Leinentunica. Wo war denn nur seine neue blaue Tunica? Während seiner Suche warf er die Kleidungsstücke, die er nicht brauchte, achtlos auf den Boden. Angewidert betrachtete er den Strigilis, auf dessen Griff Kinder beim Nüssespiel zu sehen waren. Am liebsten hätte er diesen Strigilis fortgeworfen und sich einen vernünftigen Schaber, einen für Erwachsene, geholt. Er hatte auf dem Markt welche gesehen, auf deren kunstvoll gearbeiteten Griffen amouröse Szenen dargestellt waren. Am besten hatte ihm der mit dem Satyr und der Nymphe gefallen, aber sein großer Bruder Gaius hatte sich nur an die Stirn getippt und ihm geraten, aus der Sonne zu gehen.
    Endlich hatte er alles gefunden und rollte die Sachen zu einem Bündel zusammen. Er hob seinen Mantel wieder auf. Ohne sich um das Chaos zu kümmern, das er angerichtet hatte, verließ er die Schlafkammer. Sein schmerzender Schädel mahnte ihn zur Vorsicht und er ging deutlich langsamer als auf dem Hinweg.
    Ein bisschen Wein im Bad wäre nicht schlecht. Er überlegte und drehte sich dann zu der Tür, die zum Aufenthaltsraum der Sklaven führte. Einen halben Schritt vor der nur angelehnten Tür blieb er wie erstarrt stehen. Servius sprach über ihn. Lucius spähte vorsichtig in den Raum.
    „Der junge Herr ist wieder bester Laune! Rhetorikunterricht?“, fragte Servius an die anderen Haussklaven gewandt, während er sich seiner Schnitzarbeit widmete. Stephanos, der gerade die Vorratslisten überprüfte, bestätigte kurz: „Rhetorikunterricht!“
    Brigit, die gerade ein Gewand ausbesserte, sah auf und lachte: „Sein gallisches Blut macht sich bemerkbar.“
    „Seine Mutter war Römerin!“, bemerkte Stephanos irritiert.
    Brigit seufzte: „Natürlich war Pompeia Römerin. Aber obwohl ihre Familie seit zwei Generationen das römische Bürgerrecht besitzt, ist trotzdem gallisches Blut in ihm. Und dieses Blut will mit fünfzehn Jahren nicht lesen, sondern kämpfen! Gaius und Marcus waren da ganz anders, die konnten gar nicht früh genug damit anfangen, Reden zu lernen und zu halten!“
    Sie musste es wissen, sie war die Kinderfrau seiner Brüder gewesen, nachdem die damalige Hausherrin Cornelia bei Marcus’ Geburt gestorben war. Auch um Lucius hatte sie sich nach dem Tod seiner Mutter gekümmert.
    „Ich weiß noch, wie Gaius auf der Bank im Garten stand und den Bäumen eine Ansprache hielt. Als ich ihn hereinholen wollte, sah er mich finster an und sagte: ‚Siehst du nicht, dass ich von der Rostra aus eine Rede an die Volksversammlung halte? Einer Frau geziemt es nicht, Männer bei den Staatsgeschäften zu unterbrechen!’ Und dann sagte er zu den Bäumen: ‚Mitbürger, leider rufen mich dringende Geschäfte fort, ich werde morgen wiederkommen und euch sagen, warum Marcus Antonius eine finstere Kreatur ist!’ Er kletterte von der Bank und stolzierte zum Abendessen. Da war er dreizehn.“ Sie lächelte bei der Erinnerung.
    Die beiden Männer erwiderten das Lächeln höflich. Sie kannten Brigits Kindheitsgeschichten der Herrschaft zur Genüge. Als Brigit das aufgesetzte Lächeln der anderen bemerkte, widmete sie sich wieder schweigend ihren Näharbeiten.
    Lucius war verlegen gewesen, als er die Sklaven über sich sprechen hörte, aber angenehme Gerüche, die aus der Küche herüberzogen, lenkten ihn nun ab. Liebend gern wäre er nachsehen gegangen, was Geminia Feines kochte, aber sie konnte zur Furie werden, wenn jemand sie im falschen Moment störte. Außer ihrer Tochter Briseis durfte sich niemand beim Kochen in der Küche aufhalten.
    Da bemerkte Lucius plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Durchgang zum Atrium und zuckte erschrocken zusammen. Er war beim Lauschen vor dem Sklavenquartier ertappt worden! Hastig, mit brennenden Wangen, drehte er sich um und eilte auf die Haustüre zu. Schritte näherten sich von hinten und er hörte die Stimme von Julia, der Frau seines Bruders.
    „Lucius, auf ein Wort!“ Lucius ließ die erhobene
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