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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Klaus Pollmann
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gehen lässt!
    Ich sc
hreibe dir diesen Brief, damit du, wenn du dir abends deine geschundenen Füße einreibst, weißt, was im Leben so passiert. du bist ja am Rhenus so fern von der Zivilisation, dass du auch gleich bei den Garmaranten leben könntest
.
    Also, was kann ich dir berichten, womit kann ich dir den Mund wässrig machen? Nun, fangen wir doch hiermit an:
    Unter den Sklaven in Rom herrscht große Freude, denn Publius Vedius Pollio ist tot. Dieser Pollio war der Ritter, der Sklaven, die einen Fehler begangen hatten, an die Muränen verfüttern ließ!
    Lucius schauderte es. Davon hatte er schon gehört.
    Manchmal tat er dies nur, um die anderen abzuschrecken. Dabei war es ihm egal, ob er Gäste hatte oder nicht. Einmal wollte er einen Sklaven, der einen Kristallbecher zerbrach, in Anwesenheit hochrangiger Gäste, einschließlich Augustus, an die Tiere verfüttern. Der Junge warf sich Augustus zu Füßen und flehte um Gnade, aber Pollio ließ sich selbst von Augustus nicht beirren. Daraufhin wies Augustus die übrigen anwesenden Gäste an, alle Gläser, Teller und was es sonst noch an Geschirr gab, auf dem Boden zu zerschmettern. Mein Adoptivvater war auch dabei und erzählte, dass sich die Gäste mit Begeisterung daran machten, alles kurz und klein zu schlagen, da ohnehin niemand Pollio ausstehen konnte. So lange, bis Pollio schließlich zusagte, den Sklaven zu verschonen
.
    Na ja, auf jeden Fall ist er jetzt gestorben und hat Augustus einen Großteil seines Besitzes vermacht. Dafür soll eines seiner Häuser abgerissen und an der Stelle eine Basilika errichtet werden, die seinen Namen tragen wird. Ein Fischteich wäre da doch viel passender gewesen!
    Lucius musste lachen und las auch die restlichen Klatschgeschichten mit Vergnügen. Danach wandte er sich wieder Livius und dem zweiten punischen Krieg zu. Als der Schnee zu schmelzen begann, schlossen Hannibal und Philipp V von Macedonien gerade ihr Bündnis.
    Mit dem Tauwetter kam wieder Leben in die Legion. Anfang April brach die Augusta schließlich auf. Sie überquerte den Rhenus und folgte dem Fluss nach Osten. An einer günstigen Stelle errichteten die Legionäre ein Lager, das groß genug für eine halbe Legion war, und bauten Anlegestellen und Schuppen für die Schiffe. Nach ein paar Wochen reger Bautätigkeit ging es weiter zum Lacus Venetus. Dort lagen noch die Moneren, die im Vorjahr gegen die Briganten eingesetzt worden waren. Ein Teil sollte auf dem See stationiert bleiben, aber die restlichen wurden auf den Rhenus verlegt. Dies war eine mühsame Plackerei, da die Schiffe wegen der Stromschnellen ein Stück über Land transportiert werden mussten. Mit Seilwinden und Flaschenzügen wurden die Moneren an Land geschafft und dann einige Meilen mit Rollen über Land gezogen, um dann wieder zu Wasser gelassen zu werden. Starker Wind und Regen machten die Arbeit zu einer Qual und ein Großteil der Legion litt bald unter Schnupfen und Erkältungen. Alle, auch der Legat und sein Stab, waren deshalb heilfroh, als Ende Mai endlich das letzte Schiff zum Rhenus transportiert worden war. Als ob die Götter sie ärgern wollten, kam jetzt die Sonne heraus. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass Jupiter bei allen größeren Unternehmungen und Arbeiten der Legion für eine Schlechtwetterfront sorgt und sich das schöne Wetter für die ruhigen Tage vorbehält, dachte Lucius bei sich.
    Eine Kohorte der Augusta blieb im Castra Rhenus und eine im Castra Venetus zurück. Die restlichen marschierten bei strahlendem Sonnenschein weiter den See entlang bis nach Brigantium, wo die 7. Kohorte der Gallica überwintert hatte. Auch die Legionäre der Gallica waren seit der Eroberung des Ortes nicht untätig gewesen und hatten die Befestigungen rundherum niedergerissen, viele der Häuser repariert und eine Anlegestelle für Boote gebaut.
    Die Flüchtlinge waren zurückgekehrt, und so herrschte wieder Leben in dem Ort. Lucius fiel es schwer zu glauben, dass an dieser Stelle noch vor einem Jahr eine wilde Schlacht getobt hatte. Nur die Rußflecken an den Häusern und einige Ruinen erinnerten noch daran.
    Varus legte die genauen Grenzen der Civitas der Brigantier fest. Er erklärte offiziell, dass in ihrem Gebiet kein Land für Rom beschlagnahmt würde, aber dass Rom sich das Recht vorbehalte, Straßen zu bauen und Militärposten anzulegen. Ansonsten durften die Brigantier das Land fortan wieder nach eigenem Gutdünken nutzen.
    Die Legion zog weiter nach Cambodunum zu
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