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CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Bale
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sah er flüchtig in ihre Richtung und grinste schief. Was zum Teufel tun wir hier eigentlich? , schien er sagen zu wollen.
    Cate hatte Dan immer gemocht. Mehr als Robbie in mancherlei Hinsicht. Ihr Bruder hatte so viele verschiedene Facetten, ja, völlig verschiedene Persönlichkeiten, die hinter der blendenden Fassade seines oberflächlichen Charmes herumgeisterten. Dan war dagegen eine absolut ehrliche Haut: Man wusste immer, woran man mit ihm war.
    Er hatte ein offenes, freundliches Gesicht mit weicheren Zügen als Robbie; ein Lächeln, das herzlich und aufrichtig war, nicht bewusst eingesetzt, um sein Gegenüber zu beeindrucken. Er war ein paar Zentimeter kleiner als Robbie, wenngleich sie sich vom Körperbau her sehr ähnelten: beide schlank und muskulös, an der Schwelle der dreißig immer noch gut in Form.
    Und dennoch hielt sie an ihrer Theorie fest: Wenn man die beiden in ein Zimmer voller Mädchen schicken würde, denen man vorher gesagt hatte, dass sie sich spontan für einen entscheiden müssten, dann würden an die achtzig Prozent Robbie wählen. In Cates Augen sagte das weniger über die wirklichen Qualitäten der beiden Männer aus als über die jungen Frauen von heute und ihren Geschmack.
    Wenn man dich so reden hört , dachte sie. Gerade mal dreiunddreißig und schon eine vertrocknete alte Jungfer. Vielleicht ging sie zu streng mit ihrem Bruder ins Gericht. Und im Übrigen, was maßte sie sich ein Urteil an, wo doch ihr eigenes Leben alles andere als ein überwältigender Erfolg war?
    Sie hob ihre Handtasche hoch, ein großes, schweres Gucci-Modell, vollgestopft mit allem möglichen Plunder, den sie ganz bestimmt dieser Tage mal entsorgen würde. Sie konnte den Umschlag deutlich sehen, der zwischen ihrer Geldbörse und einem Päckchen Taschentücher steckte, und dennoch hatte sie das Bedürfnis, in die Tasche zu greifen und ihn ein paar Sekunden lang festzuhalten. Der Inhalt gab ein wenig nach, als sie ihn zwischen den Fingern zusammendrückte.
    Das war dermaßen unmoralisch. Und ganz abgesehen davon, wenn ihre Mutter je dahinterkäme …
    Cate merkte, wie ihr Herz klopfte und ihr Mund trocken wurde. Sie kam sich vor wie im Gericht, kurz bevor sie mit ihrem Plädoyer dran war: nervös und angespannt, nur von dem Wunsch beseelt, es endlich hinter sich zu bringen.
    Der letzte Gefallen , erinnerte sie sich. In diesem Moment flog die Tür zur Lounge-Bar auf, und er kam hereinstolziert. Der Kunde.
    Er hieß Hank O’Brien. Als sie den Namen das erste Mal hörte, hatte Cate das Gesicht verzogen. »Hank?«, wiederholte sie ungläubig, und Robbie erwiderte: »Er ist kein Amerikaner. Er ist bloß ein Idiot.«
    Jetzt beschlich sie die entsetzliche Ahnung, dass ihr Bruder den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Hank O’Brien war in den Fünfzigern, klein und rundlich, und er platzte schier vor Selbstgefälligkeit. Er hatte schüttere braune Haare und die Gesichtsfarbe eines ernsthaften Trinkers. Dazu ein kleines, rosiges Mündchen, wie geschaffen, um Missbilligung auszudrücken.
    Er kam herein, sah sich zur Musik um und verzog das Gesicht. Sein Blick erfasste das Paar, das gerade die letzten Bissen seines Kuchens verzehrte, und blieb eine halbe Sekunde lang an Dan und Robbie hängen, die über den Tisch gebeugt dasaßen und grinsend miteinander tuschelten, in einer Weise, die bewusst alle anderen ausgrenzte.
    Es funktionierte hervorragend. O’Brien tat sie sofort als unbedeutend ab und ließ seinen Blick weiterwandern. Als er auf Cate fiel, veränderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. Er sah aus, als hätte er an einer Zitrone gelutscht und plötzlich festgestellt, dass sie zuckersüß schmeckte.
    Cate rutschte das Herz in die Hose. Ihr Job war gerade ein gutes Stück einfacher geworden, aber das hatte mit ziemlicher Sicherheit seinen Preis.
    Sie wollte aufstehen, um ihn zu begrüßen, doch er bedeutete ihr mit einer herrischen Geste, sitzen zu bleiben. »Miss Gilroy?«
    »Mrs«, entgegnete sie. Eine Lüge, aber nur eine winzig kleine. »Sagen Sie doch Cate zu mir.«
    Sie gaben sich die Hand. Sein Händedruck war fester, als sie erwartet hatte, aber ein wenig feucht. Er griff in seine Jackentasche und zog ein schmales Portemonnaie heraus. »Was trinken Sie?«
    »Nichts, danke.«
    »Ach, kommen Sie. Ich kann Sie wirklich nicht in Versuchung führen?« Als Cate den Kopf schüttelte, wurde das rosige Mündchen ein klein wenig verkniffen. »Wenn Sie mich dann kurz entschuldigen würden.«
    Er begrüßte
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