Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Castle Hill - Stuermische Ueberraschung

Castle Hill - Stuermische Ueberraschung

Titel: Castle Hill - Stuermische Ueberraschung
Autoren: Samantha Young
Vom Netzwerk:
ließ Liv mir das Ablenkungsmanöver durchgehen und hörte brav zu, während ich ihr von meinen Ideen erzählte und wir uns mit Tee und Keksen ins Wohnzimmer setzten. Ich versuchte angestrengt, den Brief zu vergessen, den ich gefunden hatte.
    Ich erzählte ihr gerade von meiner ziemlich eigenwilligen Idee für einen dystopischen Roman, die garantiert nicht das war, was meiner Agentin vorgeschwebt hatte, als sie mich gebeten hatte, über neue Konzepte nachzudenken. Mitten im Satz hörte ich, wie die Wohnungstür aufging.
    Braden.
    Ich spürte förmlich, wie mein ganzer Körper vor Anspannung verkrampfte. Mit einem dumpfen Gefühl im Magen schielte ich zur Wohnzimmertür und wartete.
    Kurz darauf tauchte er auf. Er sah genauso müde aus, wie ich mich fühlte, und trat nicht über die Schwelle. »Liv«, grüßte er meine Freundin, ehe sein Blick zu mir ging. Sofort wurden seine Augen schmal. »Hast du heute geschlafen?«
    Willst du mich verlassen? »Ich konnte nicht.«
    Er seufzte genervt. »Du musst schlafen.« Er zerrte an seiner Krawatte und verschwand.
    »Joss?«, wisperte Liv betroffen und holte mich in die Realität zurück. Sie sah schrecklich besorgt aus. »Was machst du nur?«
    Was ich mache? Was ich mache? »Lass mich.« Sie hatte ja keine Ahnung.
    Wir saßen in angespanntem Schweigen da und tranken unseren Tee.
    »Ich habe noch eine Besprechung mit Adam«, hörten wir Braden sagen, als er wieder in den Flur kam. Noch eine Lüge. Die Wohnungstür schlug hinter ihm zu. Ich fuhr zusammen und versuchte verzweifelt, nicht loszuheulen. Diese Schwangerschaft machte aus mir ein emotionales schwarzes Loch.
    »Ach, Süße.« Liv stand auf, als wolle sie zu mir kommen und mich in die Arme nehmen.
    Ich hob abwehrend die Hand. »Wenn du mich umarmst, fange ich an zu weinen und höre nicht mehr auf. Und ich darf nicht weinen.«
    Also blieb sie, wo sie war. Sie wirkte völlig hilflos – und wütend über ihre Hilflosigkeit.
    Ich wusste haargenau, wie es ihr ging. »Es liegt nicht an mir.« Außer Dr. Pritchard sollte es auch noch jemand anders erfahren. »Ich stoße ihn nicht weg. Es geht mir bloß im Moment ziemlich mies, und deswegen habe ich es verdorben. Ich habe ihm alles versaut.«
    » Er redet nicht mehr mit dir ?«
    »Er redet schon … Aber … es ist, als ob er es kaum im selben Raum mit mir aushält. Er hat mich kein einziges Mal gefragt, wie ich mich fühle, jetzt, wo der erste Schreck vorbei ist. Es interessiert ihn gar nicht. Er will nicht, dass ich ihn anfasse …«
    »Das tut mir so leid, Joss.«
    »So war er noch nie.« Mir fiel der Brief wieder ein, und die Panik schlug in haushohen Wellen über mir zusammen. »Ich glaube, ich hab’s wirklich versaut.« Mein hysterisches Gelächter kippte in ein lautes, unkontrolliertes Schluchzen um. Ich war völlig am Ende, und es war mir nicht mal peinlich. Ich weinte zu heftig, als dass ich noch einen Gedanken auf irgendetwas anderes hätte verschwenden können.
    Ich spürte Livs tröstende Wärme, als sie mich auf meinem Sessel sanft zur Seite schob und sich neben mich setzte, um mich in die Arme zu nehmen. Dann ließ ich mich einfach fallen. Die Tränen, mit denen ich ihre Bluse durchnässte, waren der Beweis dafür, dass ich nicht allein war.
    Ich merkte gar nicht, wie ich zu zittern aufhörte oder dass meine Tränen irgendwann versiegten. Es wurde einfach schwarz um mich herum, und der Schlaf brachte langersehnte Erleichterung.
    ***
    Meine Augen fühlten sich verkrustet an, als ich sie öffnen wollte. Langsam wurde ich wach, und mit dem Wachsein merkte ich, dass etwas Schweres, Warmes auf meiner Taille lag.
    Meine Augen brannten. Sie waren verquollen, und mir fiel auch wieder ein, warum. Mit Unbehagen dachte ich daran zurück, wie ich in Livs Armen geweint hatte. Gleichzeitig blickte ich in das Gesicht meines schlafenden Ehemanns.
    Das Warme, Schwere auf meiner Taille war sein Arm.
    Wir lagen nebeneinander im Bett.
    Ich hatte keine Ahnung, wie wir dahingekommen waren.
    Prompt fing ich wieder an zu weinen.
    Bradens Griff wurde stärker, und durch den Tränenschleier sah ich, dass er wach geworden war.
    »Ich war nicht unglücklich«, flüsterte ich und leckte mir das Salzwasser von den Lippen. »Ich war so unbeschreiblich glücklich, dass es mir eine Heidenangst gemacht hat.«
    Seine warmen Finger strichen über mein Kinn, dann bog er mit sanftem Druck meinen Kopf zurück, so dass ich ihn ansehen musste. In seinen Augen lag eine Frage. »Angst?«
    Ich nickte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher