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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen
Autoren: V.C. Andrews
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Farthy kommen. Anschließend wollten wir in der Hütte leben, bis wir ein eigenes schönes Haus am Rande von Winnerow gebaut hatten.
    Aber nicht alle unsere Pläne fügten sich so gut ineinander. Am Morgen unserer Hochzeit klopfte es an die Tür meiner Hütte. Ich war die ganze Nacht wach gewesen, zu nervös und aufgeregt, um schlafen zu können. Noch im Nachthemd ging ich zur Tür, wo der Briefträger mit einem Eilbrief wartete.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Bitte hier unterschreiben.«
    Tatsächlich war es ein guter Morgen, nicht nur, weil es mein Hochzeitstag war. An dem strahlend blauen Sommerhimmel war keine Wolke zu sehen. Das war heute mein Tag. Gott hatte auf mich herabgelächelt und mir diesen schönen Tag geschenkt, alle Schatten fortgewischt und nur das Sonnenlicht gelassen. Mein Herz war voller Freude, ich hätte den Briefträger umarmen können.
    »Vielen Dank«, sagte er, als ich ihm die Unterschrift gab. Dann lächelte er und tippte an seinen Mützenrand. »Und ich wünsche Ihnen alles Gute. Ich weiß, daß Sie heute heiraten.«
    »Danke schön.« Meine Augen folgten ihm, als er zu seinem Jeep ging. Als er wendete und die Straße hinunterfuhr, winkte ich. Dann schloß ich die Tür und ging zum Küchentisch, um den Eilbrief zu öffnen. Sicher war es ein Glückwunsch. Vielleicht war er von Tony, der sich in letzter Minute doch noch entschlossen hatte zu kommen.
    Ich riß den Umschlag auf und faltete den kleinen Bogen auseinander. Was ich las, ließ mich unsanft auf die Erde zurückkehren. Ich setzte mich langsam hin, mein Herz dröhnte wie eine dumpfe Trommel in meiner Brust. Das Lachen, das auf meinen Lippen gelegen hatte, war verflogen. Meine Augen füllten sich mit Tränen, und die Buchstaben des Briefes verschwammen vor meinen Augen.
     
    Liebe Heaven!
    Aus geschäftlichen Gründen, die den Zirkus betreffen, ist es mir nicht möglich, zu Deiner Hochzeit zu kommen. Stacie und ich wünschen Dir und Logan alles Gute.
    Dein Pa
     
    Eine Träne fiel auf das Papier und hinterließ eine zerstörerische Spur auf Pas Worten. Ich knüllte den Brief zusammen und ließ meinen Tränen freien Lauf. Sie liefen über meine Wangen und hinterließen einen salzigen Geschmack auf den Lippen.
    Ich weinte, weil ich gehofft hatte, meine Hochzeit würde Pa und mich auf eine neue Weise zusammenbringen. Obwohl es Logan gewesen war, der mich überredet hatte, ihn einzuladen, war es immer ein geheimer Herzenswunsch für mich gewesen. Ich hatte mir so oft vorgestellt, wie er neben mir stehen würde in seinem Frack, schlank und gutaussehend, wie er meine Hand halten und die Worte sprechen würde: »Ich werde es tun!«, nachdem der Reverend gefragt hatte: »Wer übergibt die Braut?«
    Meine Hochzeit sollte ein Fest der Vergebung werden. Er sollte mir vergeben, daß ich durch meine Geburt die Ursache für den Tod seines Engels Leigh geworden war. Ich dagegen war bereit, Toms Ansicht zu übernehmen, daß Pa uns verkauft hatte, weil er nicht in der Lage war, für uns zu sorgen, und nur das Beste für uns gewollt hatte.
    Und nun sollte nichts von alldem stattfinden.
    Ich holte tief Luft und wischte meine Tränen fort. Ich kann es nicht ändern, dachte ich. Ich mußte mich auf Logan und unsere Hochzeit konzentrieren. Ich hatte keine Zeit für Selbstmitleid oder Ärger.
    Eine Stunde vor der Trauung kamen meine Schwester Fanny und Randall Wilcox, um mich zur Kirche zu bringen. Randall war ein höflicher, schüchterner junger Mann mit karottenroten Haaren, milchweißer Haut und winzigen Pickeln auf der Stirn. Aber er hatte leuchtend blaue Augen, die wie Kristall funkelten. Ich hatte eigentlich vermutet, daß er älter aussehen würde, als er war. Doch Randall wirkte frisch und unschuldig und folgte Fanny wie ein Hündchen.
    »Mensch, Heaven Leigh Casteel, du siehst richtig jungfräulich aus heute morgen!« rief Fanny und hakte sich bei Randall unter, so daß sie sich besitzergreifend an ihn pressen konnte. Sie hatte ihr pechschwarzes Haar toupiert und verwuschelt und sah wie eine billige Dirne aus. Ich hatte ihr vorgeschlagen, ihr Haar aufzustecken, weil ich schon befürchtet hatte, daß sie etwas in dieser Art damit machen würde.
    »Das stimmt doch, Randall, oder?« fragte Fanny.
    Er blickte schnell von ihr zu mir; er wünschte wohl, nicht in Fannys Sarkasmus einbezogen zu werden.
    »Sie sehen gut aus«, sagte Randall leise und diplomatisch.
    »Danke, Randall.«
    Fanny lächelte gekünstelt. Ich schaute noch einmal in den Spiegel,
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