Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
sie umspielten ihr Gesicht. Es schien mir, als hätte sie geweint. Ihre Augen waren gerötet, ihre Wimperntusche verschmiert, und ich hatte den Eindruck, daß ihr Tränen über die Wangen liefen.
    »Ich möchte mit dir reden, Fanny.«
    »Mein Anwalt will nicht, daß ich mit dir spreche, ohne daß er dabei ist.«
    »Fanny, ich glaube, daß wir auch ohne Anwalt miteinander reden können. Ich habe meinen auch nicht mitgebracht. Nicht einmal Logan.« Ich wies auf den Wagen.
    Sie sah an mir vorbei auf die Auffahrt, rührte sich aber nicht von der Stelle.
    »Es ist kalt hier draußen, Fanny.«
    »Also gut, du kannst hereinkommen. Aber ich sage nichts, was du gegen mich verwenden kannst. Darauf kannst du dich verlassen!«
    »Wir werden morgen nicht vor Gericht stehen, Fanny. Es wäre sinnlos.«
    Sie lächelte und trat dann einen Schritt zurück.
    »Oh, dann kannst du hereinkommen, Heaven Leigh.«
    »Wo ist Drake?« fragte ich, als ich drinnen war.
    »Er ist in seinem Zimmer. Er hat hier auch sein eigenes Zimmer, mußt du wissen.« Ihre Augen blitzten, als würde ihr Stolz ihren Körper durchfluten und erleuchten wie eine elektrische Birne. Obwohl wir nicht blutsverwandt waren, in diesem Punkt waren wir uns sehr ähnlich.
    »Geht es ihm gut?«
    »Er ist nur ein wenig müde«, erwiderte sie, aber ich hatte das Gefühl, daß sie log.
    »Ist Randall auch hier?« fragte ich, während ich mich umsah und mich darüber wunderte, daß sie nicht mehr Licht machte.
    »Oh, das ist es also. Du bist gekommen, um ihn um Hilfe zu bitten, weitere Hilfe. Nicht wahr?« Sie nickte schnell, weil sie glaubte, den Grund für meinen Besuch herausgefunden zu haben.
    »Nein, Fanny, so ist es nicht.«
    »Nun, es ist auch egal. Er ist weg. Er ist nicht mehr hier.«
    »Weg?«
    »Um noch einmal nachzudenken. Ich sagte ihm, er solle sich überlegen, ob er mich liebt oder nicht, und nicht zurückkommen, bevor er es weiß.«
    »Ich verstehe.« Sie mußte eine Auseinandersetzung mit ihm gehabt haben. Möglicherweise hatte Drake dabei zugesehen.
    »Aber glaube ja nicht, das hilft dir vor Gericht. Mein Anwalt sagt, daß es jetzt egal ist, ob ich verheiratet bin oder nicht, weil du ja nicht Drakes Schwester bist.«
    »Er hat wahrscheinlich recht damit, Fanny.«
    Vom vernünftigen Ton meiner Stimme schien sie überrascht zu sein. Aber es verwirrte sie, und sie verkrampfte sich, weil sie Schlimmes erwartete.
    »Was willst du jetzt, Heaven? Du hast doch irgendwas im Sinn, sonst würdest du nicht herkommen. Also spuck es aus!«
    »Können wir uns nicht hinsetzen?«
    »Setz dich hin, wenn du willst. Ich bleibe stehen.« Sie unterstrich ihre Worte, indem sie sich noch mehr aufrichtete.
    Ich ging in das Wohnzimmer und setzte mich auf einen Stuhl am Ecktisch. Fanny folgte mir, während sie mich nervös beobachtete.
    »Nun, Fanny«, begann ich, »das Sorgerecht für Drake wird dir zugesprochen werden, das heißt, du wirst zwei Kinder haben, für die du sorgen mußt.«
    »Na und?« Ihre dunklen Augen blitzten mich an. »Meinst du, ich kann nicht richtig für sie sorgen?«
    »Das habe ich nicht gesagt, aber wenn Randall dich verlassen sollte, wird es sehr schwer für dich werden. Wie steht es denn mit deiner finanziellen Situation? Sie kann nicht besonders gut sein.«
    »Mein Anwalt sagt, daß du mir immer noch weiter Geld schicken mußt für das Kind. Er sagt, es sei egal, was ihr euch für einen tollen Anwalt nehmt, da kommt ihr nicht raus.«
    »Vielleicht. Aber trotzdem handelt es sich dabei nicht um viel Geld, Fanny.« Sie erwiderte nichts darauf, sondern sah mich nur an, ihre Augen wurden schmal.
    »Was willst du mir erzählen, Heaven? Das war es nicht. Was willst du?«
    »Ich bin gekommen, um dir ein Angebot zu machen, Fanny.«
    »Was für ein Angebot?«
    »Ich biete dir eine Million Dollar dafür, daß du mir Drakes Sorgerecht überschreibst.«
    Ich konnte sehen, daß sie einen Moment brauchte, um sich über die Bedeutung meiner Worte klar zu werden. Sie blinzelte und bewegte sich in Richtung Sofa. Dann lächelte sie. Aber es war ein anderes Lächeln als sonst. Es war ein berechnendes Grinsen, das mir kalte Schauer den Rücken hinunterjagte. Sie setzte sich und ließ mich keine Sekunde aus den Augen.
    »Nun sieh dir das an! Du bist hierhergekommen, um Drake zu kaufen. Genauso, wie der Reverend mich gekauft hat. Genauso, wie Cal und Kitty gekommen sind, um dich zu kaufen. Du willst, daß ich das tue, was Vater getan hat: ein Kind verkaufen. Du bist nicht besser als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher