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Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Titel: Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)
Autoren: Unbekannt
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was er kann. Ich habe ein
Zimmer im >Sawley Arms< bestellt.«
    Wieder
allein, besah Smiley den Vorrat an Essen und Trinken, den Miss Brimley besorgt
hatte. Er hatte sich den Luxus eines Frühstücks im Speisewagen versprochen. Er
würde die Brote und den Kaffee für später aufheben, das war das beste;
vielleicht fürs Mittagessen. Und er würde ordentlich frühstücken.
    Im
Speisewagen las Smiley zuerst die weniger sensationellen Berichte über den Tod
von Stella Rode. Aus ihnen ging hervor, daß Mr. und Mrs. Rode am Mittwochabend
Gäste bei einem Dinner von Mr. Terence Fielding gewesen waren, dem Senior der Internatsleiter
von Carne und Bruder des verstorbenen Adrian Fielding, des berühmten
Romanisten, der während des Krieges als Sonderbeauftragter des
Kriegsministeriums verschwunden war. Sie hatten Mr. Fieldings Haus gemeinsam um
etwa zehn vor elf verlassen und waren zu Fuß die achthundert Meter vom Zentrum
von Carne zu ihrem Haus gegangen, das einsam am Rande der berühmten Carne-Sportplätze
stand. Als sie ihr Haus erreichten, fiel Mr. Rode ein, daß er in Mr. Fieldings
Haus einige Prüfungsarbeiten hatte liegenlassen, die noch in dieser Nacht
eilige Korrekturen erforderten. (An dieser Stelle fiel Smiley ein, daß er
vergessen hatte, seinen Smoking einzupacken, und daß ihn Fielding höchstwahrscheinlich
zum Essen einladen würde.) Rode beschloß, zu Fieldings Haus zurückzugehen und
die Prüfungsarbeiten zu holen, und war daher etwa um fünf nach elf umgekehrt.
Offenbar hatte sich Mrs. Rode eine Tasse Tee gemacht und ins Wohnzimmer
gesetzt, um die Rückkehr ihres Mannes zu erwarten.
    An der
Rückseite des Hauses befindet sich ein Wintergarten, dessen Innentür zum
Wohnzimmer führt. Dort fand Rode schließlich seine Frau, als er zurückkehrte.
Es gab Spuren eines Kampfes, und gewisse billige Schmuckstücke fehlten an der
Leiche. Das Durcheinander im Wintergarten war schrecklich. Glücklicherweise war
am Mittwochnachmittag Neuschnee gefallen, und Kriminalbeamte aus Dorchester
untersuchten die Fußabdrücke und andere Spuren am frühen Morgen des
Donnerstags. Mr. Rode war im Zentralkrankenhaus von Dorchester wegen Schock
behandelt worden. Die Polizei wollte eine Frau aus dem nahegelegenen Dorf Pylle
vernehmen, die wegen ihrer exzentrischen und seltsamen Gewohnheiten örtlich
als »Verrückte Janie« bekannt war. Mrs. Rode, die in Carne wegen ihres
tatkräftigen Wirkens zugunsten des Internationalen Flüchtlingsjahres
wohlbekannt war, hatte offenbar ein mitleidiges Interesse an ihrem Ergehen
gezeigt. Janie war seit der Mordnacht verschwunden, ohne eine Spur zu
hinterlassen. Die Polizei war augenblicklich der Meinung, daß der Mörder Mrs.
Rode durch das Wohnzimmerfenster gesehen (sie hatte die Vorhänge nicht
zugezogen) und daß Mrs. Rode den Mörder an der Vordertür eingelassen habe, im
Glauben, es sei ihr von Mr. Fieldings Haus zurückkehrender Mann. Der Pathologe
des Innenministeriums hatte die Weisung erhalten, eine Obduktion vorzunehmen.
    Die
anderen Berichte waren nicht so zurückhaltend. »Ein abscheulicher Mord entweiht
die geheiligten Sportplätze von Carne«, begann einer, und ein anderer:
»Chemielehrer findet ermordete Frau in blutbespritztem Wintergarten.« Ein
dritter schrie: »Verrückte Frau im Carne-Mord gesucht.« Mit einem Ausdruck
des Abscheus knüllte Smiley alle Zeitungen außer dem Guardian und der Times zusammen
und warf sie ins Gepäcknetz.
    Er stieg
in Yeovil in einen Lokalzug nach Stur minster, Okeford und Carne um. Es
war etwas nach elf Uhr, als er endlich in der Bahnstation Carne ankam.
     
    Vom
Bahnhof rief er das Hotel an und schickte sein Gepäck mit einem Taxi voraus.
Das »Sawley Arms« war nur am Kriegsgedenk- und am St.-Andreas-Tag voll. Die
meiste Zeit des Jahres war es leer; es saß wie eine prüde viktorianische Dame,
sein Schieferdach in der violetten Farbe der Halbtrauer, auf schlechtgepflegtem
Rasen zwischen dem Bahnhof und der Abtei Carne.
    Es lag
noch immer Schnee, aber der Tag war schön und trocken. Smiley beschloß, in die
Stadt zu gehen und sich mit dem Polizeibeamten zu verabreden, der die
Morduntersuchung leitete. Er verließ den Bahnhof mit seinem Vorgeschmack
viktorianischer Nüchternheit und ging die Allee kahler Bäume hinunter, die zu
dem großen Turm der Abtei führte; der Bau zeichnete sich platt und schwarz vom
farblosen Winterhimmel ab. Smiley überquerte den Hof der Abtei, einen ehrwürdigen
und wunderbaren Platz mit mittelalterlichen Häusern; die
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