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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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Vergleich zu seinen früheren Arbeiten.
    »Sie mögen
ihn nicht, wie? Das weiß ich«, sagte sie. »Warum erledigen Sie dann die
Dreckarbeit für ihn?«
    Auch auf
diese Frage schien es keine unmittelbare Antwort zu geben. Auf dem Rückweg zur
Bywater Street hatte er wiederum den Eindruck, verfolgt zu werden, und
versuchte Mendel anzurufen, ihm die Nummer eines Taxis durchzugeben, das ihm
zweimal aufgefallen war, und ihn um sofortige Nachforschungen zu bitten. Doch
Mendel war ausnahmsweise bis nach Mitternacht außer Haus: Smiley schlief
unruhig und erwachte um fünf Uhr. Um acht war er bereits wieder in Sarratt, wo
er Haydon in festlicher Stimmung antraf. Die Inquisitoren hatten ihn nicht mehr
belästigt; Craddox hatte ihm gesagt, daß der Austausch genehmigt sei und daß er
sich bereithalten solle, morgen oder übermorgen abzureisen. Seine Bitten
klangen wie Abschiedsworte: man möge ihm sein restliches Gehalt und die Erlöse
aus etwaigen Verkäufen in seinem Namen auf die Moskauer Narodny-Bank
überweisen, die ihm auch seine Post zustellen werde. Die Galerie Arnolfini in
Bristol habe einige seiner Bilder, darunter ein paar frühe Aquarelle von
Damaskus, die er wiederhaben wollte. Ob Smiley bitte dafür sorgen könne? Dann,
die Tarnung für sein Verschwinden:
    »Ziehen
Sie es möglichst lang hin«, riet er. »Sagen Sie, ich hätte dringend verreisen
müssen, machen Sie es möglichst geheimnisvoll, lassen Sie ein paar Jahre drüber
vergehen, dann machen Sie mir den Garaus ...«
    »Ach, ich
glaube, wir kriegen das schon hin, vielen Dank«, sagte Smiley.
    Zum
erstenmal, seit Smiley ihn kannte, machte Haydon sich Gedanken wegen seiner
Kleidung. Er wolle bei seiner Ankunft nach etwas aussehen, sagte er: der erste
Eindruck sei so wichtig. »Diese Moskauer Schneider sind indiskutabel. Putzen
einen auf wie einen Commis.«
    »Genau«,
sagte Smiley, dessen Meinung über Londoner Schneider keineswegs besser war.
    Ach, und
da sei noch ein Junge, fügte er nonchalant hinzu, ein Freund bei der Marine,
wohnte in Notting Hill. »Am besten geben Sie ihm ein paar Hunderter, damit er
die Klappe hält. Können Sie das aus dem Reptilienfonds bestreiten?«
    »Bestimmt.«
    Er schrieb
eine Adresse auf. Dann ging Haydon in der gleichen kameradschaftlichen Tonart
auf das ein, was Smiley die Details genannt hatte.
    Er lehnte
es ab, über irgendeine Einzelheit seiner Anwerbung oder seiner lebenslangen
Verbindung zu Karla zu sprechen. »Lebenslang?« wiederholte Smiley prompt. »Wann
lernten Sie ihn kennen?«
    Die
gestrigen Versicherungen erschienen plötzlich sinnlos, aber Haydon wollte nicht
ausführlicher werden. Etwa von 1950 an hatte Haydon — wenn man ihm Glauben
schenken konnte — Karla gelegentlich mit ausgewählten Geheiminformationen
bestückt. Diese frühen Zuwendungen beschränkten sich auf solche Enthüllungen,
die seiner Ansicht nach die russischen Interessen gegenüber den Vereinigten
Staaten direkt fördern würden; er hatte »streng darauf geachtet, ihnen nichts
zu geben, was uns selber schaden könnte«, wie er sich ausdrückte, oder was den
Außenagenten hätte schaden können.
    Das
Suez-Abenteuer von '56 hatte ihn endgültig von der Unhaltbarkeit der
britischen Situation überzeugt und von dem Talent Englands, den Gang der
Geschichte zu hemmen, während es andererseits nicht in der Lage war, positive
Beiträge zu leisten. Das Erlebnis, wie die Amerikaner das britische Eingreifen
in Ägypten sabotierten, war paradoxerweise ein weiterer Beweggrund. Deshalb
würde er sagen, daß er von '56 an ein überzeugter hundertprozentiger
sowjetischer Maulwurf war. 1961 bekam er die sowjetische Staatsbürgerschaft und
im Verlauf der folgenden zehn Jahre zwei sowjetische Orden - kurios, er wollte
nicht sagen, welche, betonte jedoch, daß sie »erste Klasse« seien. Leider
beschränkten Einsätze in fernen Ländern während dieser Zeit seinen Zugriff; und
da er darauf bestand, daß nach seinen Informationen wenn irgend möglich auch
praktisch zu handeln sei -»daß sie nicht bloß in irgendeinem blöden
Sowjetarchiv verschimmeln«, war seine Arbeit sowohl gefährlich wie qualitativ
unterschiedlich. Bei seiner Rückkehr nach London schickte Karla ihm Polly
(offenbar der Haus-Name für Poljakow), als Gehilfen, aber Haydon fand den
ständigen Druck der heimlichen Zusammenkünfte auf die Dauer schwer erträglich,
vor allem, wenn er die von ihm fotografierten Materialmengen bedachte. Er
lehnte es ab, über Kameras, Ausrüstung, Bezahlung oder
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